Senioren in Sachsen um Zehntausende Euro gebracht: Polizei warnt vor falschen Beamten
Sie geben sich als Polizisten aus, tischen am Telefon Lügengeschichten auf - und bringen so immer wieder Senioren in Sachsen um ihr Hab und Gut. Jetzt warnt die sächsische Polizei noch einmal eindringlich vor diesen Trickbetrügern.
Görlitz/Schneeberg.Die Vorgehensweise ist fast immer dieselbe: Die Anrufe beginnen nachmittags und gehen bis in die Nachtstunden. Angebliche Polizisten erzählen am Telefon dann von gefassten Einbrechern oder einem Polizeieinsatz in der Nachbarschaft und erkundigen sich nach Bargeld im Haus. Die Trickbetrüger halten dabei ihr Opfer die ganze Zeit am Telefon fest, damit dieses keine Zeit zum Nachdenken oder zum Überprüfen der Lügengeschichten hat, während ein zweiter Krimineller zur Wohnung kommt, sich ebenfalls als Polizist ausgibt, eintritt, sich unter einem Vorwand das Bargeld oder Wertsachsen aushändigen lässt und verschwindet.
Trickbetrüger überziehen Regionen in Wellen
Meist überziehen die Trickbetrüger ganze Regionen mit derartigen Anrufen: So registrierte die Görlitzer Polizeidirektion in ihrem Zuständigkeitsbereich - und dort vor allem in den Städten Bautzen und Kamenz - allein in der vergangenen Woche mehr als 100 derartige Anrufe und Betrugsversuche durch vermeintliche Ordnungshüter. In einzelnen weiteren Fällen versuchten die Betrüger auch mit sogenannten Schockanrufen Beute zu machen, indem sie ihren Opfern vorzutäuschten, dass der Enkel oder die Enkelin ins Gefängnis müsse, wenn nicht sofort ein fünfstelliger Betrag gezahlt werde.
Polizeieinsatz vorgegaukelt
Meist reagieren die angerufenen Senioren laut Polizei besonnen und misstrauisch. Dennoch ging auch in der vergangenen Woche wieder ein Rentner in Sachsen den Betrügern auf den Leim und übergab ihnen sein Erspartes. Die Trickbetrüger meldeten sich bei dem 86-Jährigen in Sohland an der Spree und gaben sich als Polizisten aus. Sie gaukelten vor, ein Polizeieinsatz würde stattfinden. Das Codewort laute „Nelke“. Der Rentner müsse sein Bargeld zeigen, so die falschen Polizisten, damit es fotografiert werden könne. Während einer der Täter den Rentner am Telefon beschäftigte, erschien ein weiterer Mann an der Wohnungstür. Der stellte sich als „Herr Müller“ vor, ließ sich in der Wohnung den angefragten Geldbetrag in Höhe von etwa 10.000 Euro angeblich zur weiteren Prüfung und zum Fotografieren aushändigen und verschwand dann damit. Nach dem Kriminellen wird jetzt gefahndet. Laut Beschreibung spricht er akzentfreies Deutsch, ist etwa 1,80 Meter groß, hat fast eine Glatze und trug einen schwarzen Anzug.
Angeblich ins Visier einer Bande geraten
Nur wenige Tage zuvor war auch ein 62-Jähriger aus Neustadt in Sachsen Opfer dieser Betrugsmasche geworden. Ersten Angaben zufolge täuschte ihm ein angeblicher Polizist am Telefon vor, er sei in das Visier einer Bande geraten. Daher solle er seine Wertsachen zum Schutz an die Polizei aushändigen. Daraufhin übergab der 62-Jährige in seiner Wohnung einem angeblichen Polizisten persönlich etwa 38.000 Euro. Dieser Kriminelle war etwa 50 Jahre alt, trug dunkle Sachen und ein Schild mit der Aufschrift „Police“. Kurze Zeit später bemerkte der 62-Jährige den Betrug und verständigte die Polizei. Auch dort gingen innerhalb von nur 24 Stunden bei der Polizeidirektion Dresden weitere 25 Hinweise zu derartigen Anrufen ein. Schwerpunkt waren die Orte Moritzburg und Nünchritz im Landkreis Meißen. In allen anderen Fällen erkannten die Angerufenen zwar die Betrugsmasche. In Schneeberg hatten Kriminelle damit aber erst am vergangenen Donnerstag wieder Erfolg. Dort brachten Betrüger, die sich als Polizisten ausgaben, eine Seniorin um Goldschmuck und um Münzen im Wert von 30.000 Euro.
Polizei: Lassen Sie keine Unbekannten in ihre eigene Wohnung
Die Polizei warnt noch einmal eindringlich davor, Unbekannte in die eigene Wohnung zu lassen. Auch sollten Bargeld oder Wertsachen niemals einem Fremden einfach so ausgehändigt werden. „Sensibilisieren Sie auch Ihre Angehörigen und insbesondere ältere Menschen“, rät der Görlitzer Polizeisprecher Kai Siebenäuger. „Polizisten erkundigen sich weder nach Bargeld in Ihrem Haus noch verlangen Sie von Ihnen, Ihr Bargeld zu übergeben. Im Zweifelsfall rufen Sie immer die Polizei.“ (juerg)