Viele Haushalte in Sachsen können ihre Energierechnungen nicht rechtzeitig begleichen. Kommen dann noch unerwartete Ausgaben dazu, wird es ganz eng. Dabei steht der nächste Kostenschock schon vor der Tür.
Etwa 4,2 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr in Haushalten in Deutschland gelebt, die bei Energieversorgern in der Kreide standen. Das entsprach nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes fünf Prozent der Bevölkerung. Auch in vielen sächsischen Haushalten ist die Lage angespannt: So mussten allein die drei großen sächsischen Energieversorger Envia M, Sachsen Energie und Eins Energie im vergangenen Jahr mehr als 270.000 Mahnungen verschicken, weil Kunden bei Strom oder Gas in Zahlungsverzug waren – mit insgesamt steigender Tendenz. Das haben Recherchen der „Freien Presse“ ergeben. Selbst bei einem kleineren Versorger wie den Freiberger Stadtwerken gingen demnach fast 10.000 Zahlungserinnerungen raus.
Darum geraten so viele in Zahlungsverzug
Die Gründe für die hohen Rückstände sind vielfältig. Die Kosten für Energie verharren auf einem hohen Niveau. Auch die Ausgaben fürs Wohnen sind für viele Haushalte gestiegen, etwa für die Wasser- und Müllentsorgung, die Aufzugwartung und den -betrieb oder die Treppenhausreinigung. Lebensmittel bleiben ebenfalls teuer. Zudem geraten immer mehr Haushalte durch Jobverlust oder ausstehende Gehälter und Sozialleistungen in die Bredouille, wie die sächsischen Regionalversorger konstatieren. Zugleich gibt es nach deren Einschätzung aber inzwischen auch viele Kunden, „die grundsätzlich erst nach einer Mahnung zahlen oder aus politischen Gründen die Rechnungen vorsätzlich nicht begleichen“.
Millionen Haushalte haben keine Rücklagen
Dabei wird es für viele Haushalte vor allem dann finanziell ganz eng, wenn zu den hohen Strom- oder Gasrechnungen noch unerwartete größere Ausgaben hinzukommen. Zwar ist nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes der Anteil der Haushalte, die plötzlich notwendige Anschaffungen ab 1250 Euro nicht mehr stemmen können, im vergangenen Jahr leicht gesunken. Trotzdem aber lebte demnach fast jeder Dritte in Deutschland in Haushalten, die größere Reparaturen oder den Austausch defekter Haushaltsgeräte nicht aus eigenen Mitteln stemmen konnten.
Heizen wird noch einmal deutlich teurer
Eine Besserung der Lage ist unterdessen nicht in Sicht. Zwar gab es zuletzt einen kleinen Lichtblick: Die Preise für Strom, Gas, Heizöl, Fernwärme oder feste Brennstoffe (Holz, Kohle) waren im August 2025 um 2,3 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft co2online werden aber im laufenden Jahr die durchschnittlichen Heizkosten für eine mit Erdgas beheizte 70-Quadratmeter-Wohnung in einem deutschen Mehrfamilienhaus um 15 Prozent auf etwa 1180 Euro steigen. Bei Fernwärme prognostiziert sie für Deutschland einen Anstieg von zwei Prozent auf 1245 Euro und bei Heizöl um drei Prozent auf 1055 Euro. Teurer werde auch das Heizen mit Holzpellets (plus 20 Prozent auf 740 Euro) und Wärmepumpen (plus 5 Prozent auf 715 Euro), heißt es im neuen Heizspiegel für 2025 der gemeinnützigen Gesellschaft. Auslöser sind höhere Energiepreise, ein kalter Winterbeginn Anfang des Jahres und der gestiegene CO2-Preis. Viele Mieter werden diese gestiegenen Kosten aber erst im nächsten Jahr auf der Nebenkostenrechnung sehen. Sächsische Wohnungsgenossenschaften hatten davor schon vor einiger Zeit gewarnt und zum Teil die Vorauszahlungen erhöht. (juerg)







