Jochen Schweizer und Mydays: Millionenstrafe für unerlaubtes Gutscheingeschäft
Der Fernsehkonzern ProSieben Sat.1 und zwei seiner Töchter müssen wegen Verstößen im Geschäft mit Erlebnisgutscheinen ein Bußgeld von rund 3,9 Millionen Euro zahlen. Dabei geht es um Mydays und Jochen Schweizer.
München.ProSiebenSat.1 muss wegen illegaler Gutscheingeschäfte ein Bußgeld in Höhe von 3,9 Millionen Euro zahlen. Das teilte die Geschäftsführung am Montag mit. Das Amtsgericht München verhängte demnach gegen Mydays eine Strafe von 1,3 Millionen Euro und gegen Jochen Schweizer 2,59 Millionen Euro. Hinzu kommen 10.000 Euro wegen einer Aufsichtspflichtverletzung des Konzerns. Alle drei Unternehmen hätten mit der Staatsanwaltschaft „umfassend kooperiert und die Ergebnisse der eigenen Untersuchungen fortlaufend mit ihr geteilt“, erklärt ProSiebenSat.1 für sich und die beiden Töchter. Die Staatsanwaltschaft habe das bei der Bußgeldbemessung zugunsten der Gesellschaften berücksichtigt.
Gutscheine ohne Lizenz der Finanzdienstleistungsaufsicht vertrieben
ProSiebenSat.1 hatte das unter dem Namen Jochen Schweizer und Mydays laufende Gutscheingeschäft 2017 für 108 Millionen Euro vom Extremsportler und Unternehmer Jochen Schweizer gekauft. Im vergangenen Jahr geriet dieser Geschäftszweig aber ins Visier der Staatsanwaltschaft und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Konkret ging es dabei darum, inwieweit er unter das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) fällt. Denn für den Verkauf von Gutscheinen ab einem Wert von 250 Euro wäre nach diesem Gesetz eigentlich eine E-Geld-Lizenz erforderlich gewesen. Mydays und Jochen Schweizer hatten bis zum 12. März 2023 die Erlebnisgutscheine unter anderem für Ballonfahrten, Fallschirmsprünge, Drift-Mitfahrten auf dem Nürburgring, Alpaka-Touren oder Städtereisen ohne diese Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vertrieben oder deren Ausgabe nicht angezeigt.
Vorausschauend schon Geld für Strafe zurückgelegt
ProSiebenSat.1 hatte nach eigenen Angaben bereits vorausschauend Rückstellungen in unterer einstelliger Millionenhöhe gebildet, nachdem das offizielle Ermittlungsverfahren eingeleitet worden war. Mit Zahlung der Geldbußen sei das Verfahren für alle betroffenen Konzerngesellschaften abgeschlossen. Jochen Schweizer und Mydays haben laut ProSiebenSat.1 mittlerweile in Abstimmung mit der Bafin ihr Geschäftsmodell angepasst, „sodass den Kunden wieder das gesamte Angebot von Erlebnisgeschenken zur Verfügung steht“.
Regressforderungen stehen weiter im Raum
Der Finanzchef der Sendergruppe Martin Mildner sagte, man sei froh, das Ermittlungsverfahren abzuschließen und sich wieder auf Wachstum von Jochen Schweizer und Mydays konzentrieren zu können. „Über mögliche Regressforderungen gegen Dritte werden wir zu gegebener Zeit informieren“, sagte er. Der Konzern hatte bei der Hauptversammlung im April wegen der Ermittlungen die Entlastung der ehemaligen Vorstände Ralf Peter Gierig (2022 bis 2023) und Rainer Beaujean (bis 2022) um ein weiteres Jahr vertagt. Bei den „Dritten“ dürfte es sich daher um Ex-Finanzvorstand Gierig, den Ex-CEO Rainer Beaujean und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young handeln. (juerg)