Killerkeim-Alarm an der Ostsee: Erste Tote in dieser Badesaison
Vibrionen treten selten auf, sie können aber tödlich sein: In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei Menschen nun an der Ostsee im Zusammenhang mit einer Infektion mit diesen Bakterien gestorben.
Rostock.Die Behörden warnen nun auch Urlauber: Denn nach einem Bad in der Ostsee sind in den vergangenen zwei Wochen zwei Schwimmer mutmaßlich an den Folgen einer Vibrionen-Infektion gestorben. Bei dem ersten Fall handelt es sich um einen 81-Jährigen, der verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen habe, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte. Beim zweiten Fall geht es den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt, so die Behörde.
94 Infektionsfälle im vergangenen Jahr
Es sind nach Angaben der Behörde die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen in der Badesaison 2024. Insgesamt seien bislang in diesem Jahr fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden. Die Statistik der Behörde weist seit 2003 insgesamt 94 Infektionsfälle aus. Davon verliefen 13 tödlich, 12 der Verstorbenen hätten unter relevanten Vorerkrankungen gelitten. Eine Erkrankungsgefahr besteht vor allem für Menschen mit bestimmten Risiken und für ältere Menschen, so das Landesamt. Chronische Lebererkrankungen, eine chronische Niereninsuffizienz, Alkoholabhängigkeit, Diabetes mellitus oder immunsupprimierende Erkrankungen erhöhten das Risiko, so die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Das Lagus rät: "Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen vorhanden sind, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben."
So erkennen Betroffene eine Infektion
Vibrionen sind Bakterien, die laut Robert Koch-Institut (RKI) weltweit in Süß- und Salzwasser vorkommen und zum Beispiel über Wunden in den Körper gelangen können. In seltenen Fällen können Vibrionen schwere und sogar tödliche Infektionen verursachen. Das Risiko, daran zu sterben, schätzt die DGI-Vorsitzende Maria Vehreschild allerdings als gering ein. "Die Wasserqualität an deutschen Badestellen wird regelmäßig überprüft", so die Professorin. Laut Robert Koch-Institut sind jährlich zwischen 0 und 20 Fälle von Infektionen durch Vibrio vulnificus bekannt, diese seien vorrangig in den wärmeren Sommern aufgetreten.
"Ein frühes Anzeichen für eine Infektion mit Vibrionen ist ein Schmerz in einer Wunde - und zwar einer, der so stark ist, dass er in keinem Verhältnis zur Größe der Wunde steht", erklärt das RKI. "Zudem können auch Fieber, Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost auf eine Infektion hindeuten." Rechtzeitig erkannt, lasse sich eine Infektion - auch bei Risikopatientinnen und -patienten - mit Antibiotika gut in den Griff bekommen. Wird sie nicht oder erst zu spät behandelt, kann eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen notwendig sein.
Wann und wo es diese Killerkeime gibt
Vibrionen vermehren sich besonders stark bei einem Salzgehalt von 0,5 bis 2,5 Prozent sowie ab einer Wassertemperatur von mehr als 20 Grad Celsius. Diese Voraussetzungen sind in warmen Sommern auch in Teilen der deutschen Nord- und Ostsee erfüllt. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat eine interaktive Karte erstellt, die tagesaktuell anzeigt, wo und wie stark sich die Vibrionen ausbreiten. Diese Karte finden Sie hier. Mindestens bis Ende September muss in der Nord- und Ostsee, in den Bodden und im Achterwasser mit einem vermehrten Vibrionen-Aufkommen gerechnet werden (. juerg/dpa)