Viele Krankenkassen sind zum Jahreswechsel teurer geworden. Ein Vergleich der „Freien Presse“ zeigt, ob sich höhere Beiträge wirklich lohnen.
Chemnitz.Millionen Versicherte in Sachsen zahlen seit dem Jahresbeginn höhere Krankenkassenbeiträge. Fast alle Kassen hatten ihren Zusatzbeitrag angehoben, darunter die AOK Plus, bei der jeder Zweite im Freistaat versichert ist. Ihr Beitrag liegt nun insgesamt bei 17,7 Prozent des Bruttoeinkommens. Die Techniker-Krankenkasse bleibt trotz Erhöhung auf 17,05 Prozent eine der günstigsten in Sachsen und gewinnt damit Versicherte dazu. „Wir erleben eine deutlich erhöhte Nachfrage“, sagt eine Sprecherin. Die günstigste bundesweite Kasse ist aktuell die BKK „Firmus“ mit einem Beitrag von 16,44 Prozent. Mit 19 Prozent am meisten zahlen Versicherte der Knappschaft.
Inwieweit sich die neuen Beiträge tatsächlich auf die Wechselbereitschaft der Versicherten auswirken, bleibt abzuwarten. Auf Nachfrage der „Freien Presse“, wie viele Kündigungen bislang bei den Krankenkassen eingegangen sind, verweisen die sechs großen Anbieter im Freistaat auf die für diese Jahreszeit typische Fluktuation. Wegen der zweimonatigen Wechselfrist ließe sich zudem erst im März oder April verlässlich sagen, wie viele Menschen ihrer Kasse gekündigt haben.
Versicherte haben Sonderkündigungsrecht
Bei der AOK Plus haben seit dem Bekanntwerden der Beitragserhöhung Mitte Dezember etwa 14.400 Mitglieder einen Wechsel veranlasst. Im selben Zeitraum sind 9000 Versicherte hinzugekommen. Die IKK Classic in Sachsen zählt im Vergleich zum Dezember rund 2700 Versicherte weniger.
Erhöht eine Kasse ihren Zusatzbeitrag, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht und können vorfristig kündigen. Interessant ist das für alle, die noch nicht zwölf Monate Mitglied bei ihrer Kasse sind. Denn normalerweise ist ein Wechsel erst nach dieser Zeit möglich.
Insgesamt sind 82 der 96 gesetzlichen Krankenkassen teurer geworden. Ursache sind stark gestiegene Gesundheitsausgaben und eine Finanzierungslücke von rund 14 Milliarden Euro. Da die Versicherer immer weiter in die roten Zahlen rutschen, rechnen Experten mit weiteren Beitragserhöhungen 2025.
Sechs große Kassen geben Auskunft
Da mehr als 95 Prozent der Kassenleistungen gesetzlich geregelt und damit überall gleich sind, kommt es bei der Wahl der Krankenkasse umso mehr auf die freiwilligen Zusatzangebote wie das Bonusprogramm oder auf Leistungen für Familien an. Mit einer klugen Entscheidung lassen sich so mehrere Hundert Euro sparen.
Auch die Erreichbarkeit vor Ort ist gerade für ältere Versicherte ein wichtiges Kriterium für die Wahl der Kasse. Mit 91 Filialen in ganz Sachsen ist die AOK Plus am besten erreichbar für ihre Mitglieder. Die IKK Classic bietet 26 Anlaufstellen, die Barmer 17 – die Knappschaft hat dagegen nur fünf.
Unser Kassen-Vergleich soll Ihnen helfen, die für Sie beste Krankenkasse zu finden. Dazu haben wir die sechs mitgliederstärksten Versicherer in Sachsen um Auskunft gebeten. So ist die Idee hinter den Bonusprogrammen bei allen Anbietern dieselbe: Versicherte, die gesundheitsbewusst leben und regelmäßig zur Vorsorge gehen, werden dafür finanziell belohnt. Die Unterschiede sind allerdings groß. Beleuchtet werden auch die Extras für Familien, die digitalen Angebote und die Angebote der Kassen für Videosprechstunden.