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Ein kurzes Nickerchen im Schatten erfrischt Körper und Geist.
Ein kurzes Nickerchen im Schatten erfrischt Körper und Geist. Bild: Britta Pedersen/dpa
Gesundheit
Hilfe, diese Hitze! Mit diesen Tricks kommen Sie gut durch die heißen Tage

Chemnitz. Bis zu 35 Grad werden in Sachsen in den kommenden Tagen erwartet – für viele eine gesundheitliche Herausforderung. Der wichtigste Tipp: Trinken! Aber gibt es auf Arbeit hitzefrei? Wie bekommt man die Hitze erst gar nicht ins Auto und was ist mit empfindlichen Medikamenten?

Woran erkenne ich, dass Hitze meinem Körper gefährlich wird?

Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Benommenheit sind typische Symptome für eine zu hohe Hitzebelastung. Das sagt Nadine Lenz, Koordinatorin der Projektgruppe Klimawandel und Gesundheit im Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Auch starke Blässe oder Gesichtsröte, Übelkeit, Kurzatmigkeit, Unruhe oder Muskelschmerzen seien bei Hitze als Warnsignal zu sehen.

Was löst diese Beschwerden aus?

In erster Linie der Flüssigkeitsverlust, der beim Schwitzen entsteht. "Wenn ich nicht ausreichend trinke, bedeutet das, dass mein Blut immer konzentrierter wird", sagt Ralf Brandes, Generalsekretär der Deutschen Physiologischen Gesellschaft (DPG). Schlimmstenfalls geht es so weit, dass der Blutdruck absinkt und die Blutkörperchen beginnen, sich aneinander zu heften. "Das wäre dann eine sehr bedrohliche Situation, die einen Hitzschlag darstellen würde", sagt der Mediziner. Die erste Reaktion des Körpers auf große Hitze sei Durst. Allerdings bekommen manche Menschen kein Durstgefühl, etwa aufgrund von Medikamenten.

Wie macht sich eine drohend Dehydrierung bemerkbar?

"Der Mund wird trocken, das Herz schlägt sehr schnell und die Haut fühlt sich sehr trocken und warm an", sagt Brandes.

Wer muss jetzt besonders vorsichtig sein?

Menschen mit Erkrankungen, vor allem Herzkranke. Auch könnten bestimmte Medikamente, die im Rahmen von psychischen oder neurologischen Therapien verschrieben werden, das Schwitzen beeinflussen, sagt Brandes. Demente Patienten können hingegen Schwierigkeiten haben, ihr Hitzegefühl auszudrücken und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Auch für Kinder und Menschen ab 65 Jahren ist Hitze besonders belastend. "Ihr Körper passt sich noch nicht oder nicht mehr so leicht an hohe Temperaturen an", sagt Nadine Lenz. "Sie schwitzen später und weniger, da die Zahl der Schweißdrüsen und die Durchblutung der Haut im Alter abnimmt." Auch das Durstgefühl sei im Alter weniger stark vorhanden.

Wie kann ich mich vor Hitze schützen?

Der Körper braucht dafür Flüssigkeit und Salze, pro Liter Körperwasser sind das etwa neun Gramm. Mineralwasser enthalten meist weniger als ein Gramm Salze pro Liter, reichen also nicht, um ausreichend nachzufüllen. Wer aufgrund des Schwitzens Salzhunger verspüre, solle diesem ruhig nachgeben, rät Brandes. Ebenfalls sinnvoll: auch mal zu isotonen Getränken zu greifen, da diese den Körper zusätzlich mit Salz, "leider aber auch Zucker" versorgten, so Brandes. Alkohol sei als Durstlöscher eine schlechtere Wahl als Wasser, Tee oder Schorle. "Alkohol entzieht dem Körper weiteres Wasser und wertvolle Mineralstoffe", sagt Nadine Lenz. Der Körper werde ausgelaugt und laufe Gefahr, auszutrocknen.

Was ist noch wichtig, um gut durch heiße Tage zu kommen?

"Duschen Sie besser lauwarm als kalt, um den Kreislauf zu schonen", rät Nadine Lenz. Um den Körper abzukühlen, könne man auch Wassersprays, feuchte Umschläge oder ein kühles Fußbad nutzen. Körperliche Aktivitäten sollten, wenn möglich, in die kühleren Morgen- oder Abendstunden verlegt und die Wohnung möglichst kühl gehalten werden. "Sorgen Sie für einen Sonnenschutz, wenn Sie ins Freie gehen", sagt Nadine Lenz. Vor Strahlungshitze schützt laut Ralf Brandes vor allem helle und luftige Kleidung.

Wie heiß darf es maximal an meinem Arbeitsplatz sein?

Hitzefrei 'gibt es im Büro nicht. Doch das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber zur Schaffung von Arbeitsbedingungen, die weder Leben noch Gesundheit seiner Beschäftigten schädigen. "In Arbeits- und Sozialräumen sollte die Temperatur 26 Grad nicht überschreiten", sagt Lea Deimel von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Wärmer darf es nur sein, wenn es in Büros und Produktionshallen einen wirksamen Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung gibt.und Schutzmaßnahmen ergriffen werden - etwa, Wasser und Ventilatoren bereitzustellen.

Dürfen Kinder jetzt gar nicht draußen spielen?

Jein. Weil Kinder weniger schwitzen als Erwachsene, können sie nicht so gut Wärme abgeben, erklärt das BIÖG. Doch beim Toben wird mehr Stoffwechselwärme erzeugt. Deshalb sind Kinder bei großer Hitze anfälliger für hitzebedingte Beschwerden wie Hitzekrämpfe, Erschöpfung oder schlimmstenfalls Hitzschläge. Aktivitäten draußen kann man in die kühleren Morgenstunden verlegen. Selbst wenn es dann noch nicht so heiß ist, sollten die Kinder mit Kopfbedeckung und Sonnenschutz im Schatten spielen.

Wie wirkt sich die Hitze auf Autofahrer aus?

Bereits ab 27 Grad im Innenraum steigt nachweislich der Puls, die Konzentration und die Reaktionsfähigkeit sinken. Wenn die Temperatur von 25 auf 35 Grad klettert, nimmt das Unfallrisiko laut ADAC um 20 Prozent zu. Die Wirkung der hohen Temperatur sei dann in etwa vergleichbar mit einer Fahrt unter dem Einfluss von 0,5 Promille Alkohol. Ist das Auto in der prallen Sonne geparkt, kann sich der Innenraum auf 60 Grad und mehr aufheizen. Durchzug bringt schnelle Abkühlung. Dafür nicht nur alle Türen, sondern auch die Kofferraumklappe und das Schiebedach öffnen und danach die Klimaanlage auf 22 bis 25 Grad einstellen. Wer beim nächsten Parken keinen Schattenplatz ergattert, kann sich mit Abdeckplanen für die Fenster oder reflektierende Sonnenschutzfolien behelfen. Selbst weiße Stofftücher fürs Armaturenbrett können für ein paar Grad weniger sorgen.

Ich brauche neue Medikamente aus der Apotheke. Wie bringe ich sie unbeschadet heim?

Bei den meisten Medikamenten ght das auch an heißen Tagen ohne Bedenken, sagt Armin Hoffmann, Präsident der Bundesapothekerkammer. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann die Medizin unter einem Vordersitz verstauen. Dort ist es schattig und kühler als in anderen Bereichen des Fahrzeugs. Medikamente, die bei niedrigen Temperaturen gelagert werden müssen, holt man jetzt mit Kühltasche ab, rät die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Damit sie die Kühlakkus nicht direkt berühren und einfrieren, wickelt man sie in ein kleines Handtuch ein.

Kann ich Medikamenten ansehen, ob sie durch Hitze Schaden genommen haben?

Manchmal schon. Zäpfchen etwa können bei Hitze schmelzen und verformen sich. Viele Hitzeschäden sind aber nicht erkennbar: So ändert sich die Dosiergenauigkeit von Asthmasprays, wenn sie in der prallen Sonne gelagert wurden, so die ABDA. Wann immer der Verdacht besteht, dass ein Medikament durch Hitze Schaden genommen haben könnte, gilt: nicht mehr anwenden. Und zwar auch dann nicht, wenn es wieder abgekühlt ist.

Verändern hohe Temperaturen die Wirkung von Medizin?

Ja, das ist möglich. So wird zum Beispiel die Wirkung von Blutdrucksenkern verstärkt, vor allem wenn zu wenig getrunken wird. Dann kann es zu einem zu starken Abfall des Blutdrucks kommen, der sich durch Schwindel oder sogar Ohnmacht zeigt. Auch Arzneipflaster können stärker wirken, weil bei Hitze die Durchblutung der Haut zunimmt, so die ABDA.

Wie halte ich meine Wohnung möglichst kühl - abgesehen vom morgendlichen Lüften?

Weit geöffnete Fenster sorgen für Durchzug. Wer in einem Haus lebt, kann sie zudem auf verschiedenen Etagen öffnen, um den Kamineffekt zur Lüftung zu nutzen. Reduzieren Sie Wärmequellen im Raum, zum Beispiel Elektrogeräte, die im Dauerbetrieb laufen. Hängen Sie feuchte Tücher oder Ihre Wäsche drinnen auf. Die Verdunstung kühlt den Raum zusätzlich, allerdings muss regelmäßig gelüftet werden, damit sich kein Schimmel bildet. Ziehen Sie die Gardinen zu, um Sonnenstrahlen abzuhalten. Je nach Stoff und Größe schützt die Gardine aber nur vor Licht, nicht vor Wärme. Eine schnelle Soforthilfe sind Rettungsdecken vor dem Fenster. Sie können Sonnenstrahlen reflektieren, wenn die silberne Seite nach außen zeigt. Ventilatoren reichen in kleineren Räumen für eine angenehme Abkühlung meist aus. Für größere Räume kann sich die Anschaffung einer Klimaanlage lohnen. Effektiver sind jedoch Rollläden, Außenjalousien oder Markisen, weil sie verhindern, dass sich die Räume überhaupt aufheizen. (dpa)

 

 
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