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Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich, hier im Trainingslager in Belek, steckt bereits mitten der Kaderplanung.
Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich, hier im Trainingslager in Belek, steckt bereits mitten der Kaderplanung. Bild: S. Sonntag/Picture Point
FC Erzgebirge Aue

14 auslaufende Verträge beim FC Erzgebirge Aue: Haben Sie Sorgen vor dem Sommer, Herr Heidrich?

Aue. Der Fußball-Drittligist steht personell vor einer ungewissen Zukunft. Fällt die Mannschaft im Sommer auseinander? Verlassen Leistungsträger den Verein? Oder können die Veilchen wichtige Stützen an den Verein binden? „Freie Presse“ hat mit Sportchef Matthias Heidrich gesprochen.

Freie Presse: Guten Tag, Herr Heidrich! Welches Transferfenster ist das anstrengendere: das im Sommer oder im Winter?

Matthias Heidrich: Im Sommer gibt es viel mehr Zeit, dieses Transferfenster vorzubereiten und Vorstellungen umzusetzen. Man ist nicht gezwungen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung zu treffen. Im Winter wird häufig auf Dinge reagiert, die vorher nicht gut gelaufen sind, wodurch eine gewisse Dynamik entsteht. Ich weiß nicht, ob unter diesem zeitlichen Druck immer die richtige Entscheidung getroffen werden kann. Zudem befinden wir uns in einem Konkurrenzkampf mit anderen Vereinen, die aus einer komplett anderen wirtschaftlichen Situation heraus agieren können und aufgrund des Tabellenrangs vielleicht sogar müssen. Das macht es für uns schwierig, nachgewiesene Qualität dazuzubekommen. Insofern finde ich den Winter komplizierter.

Freie Presse: Im Trainingslager in der Türkei haben Sie viele Berater getroffen und bis dato etliche Gespräche geführt. Zum Saisonende laufen 14 Verträge aus, darunter die von Leistungsträgern: Haben Sie Sorgen vor dem Sommer?

Matthias Heidrich: Nein. Man erlebt mich relativ ruhig. Wir sind in Gesprächen mit den Spielern und haben unterschiedliche Wasserstände. Bei Kilian Jakob ist er wahrscheinlich einen Ticken weiter als bei Mirnes Pepic. Es gab Grundsondierungen. Es ist ein Prozess, der nicht erst im Februar beginnt. Sondern die Entscheidung wächst sowohl bei uns als auch bei den Spielern über das Jahr. Dazu kommt: Die Jungs sind ihre eigenen AGs, die für sich die beste Entscheidung treffen. Dasselbe tun wir auch. Es gibt Spieler, die wollen nicht verlängern, andere wiederum würden verlängern oder werden aufgrund einer Vertragsoption gebunden. Dann gibt es Akteure, die wir abgeben werden, wo die Sache klar ist. Und so wird sich die Zahl der auslaufenden Verträge wochen- und monatsweise reduzieren.

Freie Presse: Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Personalien. Martin Männels Vertrag läuft aus: Bleibt er ein weiteres Jahr?

Matthias Heidrich: Aufgrund des Trainerwechsels ist die Verlängerungsthematik mit Martin Männel erst einmal liegen geblieben. Meine Erwartungshaltung aber ist, dass sich an der grundlegenden Tendenz, ihn ein weiteres Jahr zu behalten, nichts ändert. Das aber ist eine Thematik, die wie schon beim letzten Mal dauern wird. Nicht, weil wir uns gegenseitig nicht wertschätzen, sondern weil die Rahmenbedingungen klar sind.

Freie Presse: Und falls nicht steht Nachwuchstalent Max Uhlig bereits in den Startlöchern?

Matthias Heidrich: Ich finde, dass er sehr gute Schritte macht und sich insbesondere in der Hinserie der DFB-Juniorenliga gut entwickelt hat. Wir werden ihn demnächst auch in die Spieltage einbinden, damit er sich als dritter Torhüter mit warm macht, sich an die Stadionatmosphäre gewöhnt und Abläufe mitbekommt. Alles Schritt für Schritt. Er ist ein junger Torwart, hat eine gute Perspektive. Wann wir die Schritte mit ihm gehen, liegt auch ein wenig an ihm. Aber wir haben sehr klare Vorstellungen.

Freie Presse: Bei der Mitgliederversammlung im November wurde deutlich, dass auch in Zukunft Sparkurs gefahren werden muss. In der Innenverteidigung laufen die Verträge von Steffen Nkansah und Niko Vukancic aus: Kann nur noch einer von beiden bleiben?

Matthias Heidrich: Ich würde es nicht an den Personen festmachen wollen. Es ist klar, dass wir weiterhin jeden Euro behutsam ausgeben müssen und ein Rahmen gesetzt werden wird, an dem ich mich zu orientieren habe. Dieser beinhaltet, dass wir uns maximal im gleichen Rahmen des Vorjahres bewegen und wir die Ressourcen klug einsetzen wollen. Da werden wir Prioritäten setzen. Aber nochmal: Veränderungen wird es sicherlich geben, weil wir nicht in dieser Konstellation bleiben können und die Jungs das mitunter auch gar nicht wollen.

Freie Presse: Auf der Linksverteidigerposition herrscht dieselbe Konstellation. Die Verträge von Kilian Jakob und Linus Rosenlöcher laufen aus ...

Matthias Heidrich: Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, diese Konstellation zu behalten, da sie Qualität verspricht und es gute Jungs sind. Allerdings zweifle ich aufgrund der aktuellen Situation daran. Wir werden sehen, wie sich die Themen entwickeln und Gespräche führen. Als Verein bereiten wir uns gedanklich darauf vor, eventuell beide zu verlieren.

Freie Presse: Trifft das auch auf Omar Sijaric und Sean Seitz zu, deren Verträge auslaufen?

Matthias Heidrich: Ich glaube, hier kommt noch mehr das Thema zum Tragen, was die Jungs wollen. Omar Sijaric ist bereits das vierte Jahr hier. Ob er ein fünftes nach all seinen Höhen und Tiefen – sowohl privat als auch gesundheitlich und sportlich – folgen lassen oder einen neuen Schritt gehen möchte, können wir nicht beeinflussen. Sean Seitz wird nun zum zweiten Mal Papa, seine Familie wohnt nicht hier ... Das alles sind persönliche Themen – was diese für sportliche Konsequenzen nach sich ziehen, kann ich nicht einschätzen.

Freie Presse: Welche Rolle spielen die privaten Themen in Vertragsgesprächen?

Matthias Heidrich: Ich will nicht sagen, dass das fast noch wichtiger ist, aber die Jungs sind eben keine Roboter. Sie leben in Beziehungen, haben Familie oder Kinder. Das gilt es zu berücksichtigen und in die Gespräche einfließen zu lassen. Am Ende kommt es bei den Jungs an, wenn für sie Verständnis gezeigt wird. Deswegen ist die Tür immer offen, die Spieler können mit privaten Themen auf uns zukommen – und das wird auch gemacht. Solange dies der Fall ist, werden sich die Jungs wohlfühlen und auch Leistung bringen.

Freie Presse: Besonders bedeutend erscheint die Vertragsverlängerung von Marcel Bär. Schließlich ist er die Lebensversicherung des Clubs ...

Matthias Heidrich: Ohne ins Detail gehen zu können, hoffe ich, dass die Zeit für uns spielt und sich Themen für eine Verlängerung von selbst regeln. Marcel fühlt sich hier wohl, das merkt man. Er ist ein wichtiger Bestandteil in der Mannschaft. Er hat Wirkung. Das zeigte auch das letzte Spiel des vergangenen Jahres, als er auf dem Zaun stand. Das ist ein gutes Signal. Trotzdem bleibt es abzuwarten, ob bestimmte Dinge eintreten, um ihn hier behalten zu können.

Freie Presse: Wie Marcel Bär ist auch Mirnes Pepic ein Leistungsträger. Zieht es den Mittelfeldspieler in die 2. Bundesliga?

Matthias Heidrich: Es würde mich wundern, wenn er das Ziel nicht mehr verfolgt. Er ist in einem Alter, in dem er wahrscheinlich nicht mehr so viele Chancen bekommt, diesen Schritt zu gehen. Inwiefern das realistisch ist, werden der Markt und die Möglichkeiten dann zeigen. Uns ist wichtig Wertschätzung zu vermitteln. Mirnes war nicht auf all seinen bisherigen Stationen rundum glücklich und er weiß, was er in Aue hat.

Freie Presse: Wie geht es mit Leistungsträger Marvin Stefaniak weiter?

Matthias Heidrich: Es ist ähnlich wie bei Marcel Bär. Ich glaube, über die Zeit werden sich die Themen lösen. Er ist ein extrem wichtiger Spieler und für uns auch ein Gesicht geworden. Er spielt eine zentrale Rolle in den Planungen, einfach weil er eine sportliche Qualität und Erfahrung besitzt, von der es in der 3. Liga nicht viele gibt.

Freie Presse: Das heißt übersetzt: Stefaniak ist einer der Profis, um die Sie das Team herumbauen möchten?

Matthias Heidrich: Ganz genau. Marvin Stefaniak, Marcel Bär und sicherlich auch Martin Männel sind Eckpfeiler, an denen sich die jungen Spieler orientieren können.

Freie Presse: Mit Tim Hoffmann und Ali Loune haben Sie zwei Leihspieler ins Erzgebirge geholt, die sich gut eingefunden und vielleicht auch für einen langfristigen Verbleib empfohlen haben?

Matthias Heidrich: Mit den Beratern und Clubs sind wir in Verbindung. Es gibt grundsätzlich gute Signale, um diese Leihgeschäfte zu verlängern. Aber jetzt ist noch nicht die Zeit, um diese Dinge zu entscheiden. Es ist ein Verständnis da, dass dieser Weg gemeinsam so weitergehen kann. Bei beiden klemmt trotzdem noch der abgebende Vereine mit drin, das macht es komplizierter. Aber wenn wir das hinbekommen und dranbleiben, glaube ich, dass unsere Chancen nicht schlecht stehen. Das gilt es, in den nächsten Wochen und Monaten zu konkretisieren.

Freie Presse: Besonders bei Ali Loune dürften die Chancen doch gut stehen. In der Vergangenheit machte der 1. FC Nürnberg nicht den Eindruck, ihn unbedingt behalten zu wollen ...

Matthias Heidrich: Die Gespräche mit Nürnberg laufen gut, zu den Verantwortlichen vor Ort gibt es einen guten Draht. Mit Jens Härtel sind wir aber erst seit drei Wochen zusammen, weshalb noch ein wenig Zeit vergehen muss, damit sich Spieler und Trainer noch besser kennenlernen und solch eine Entscheidung getroffen werden kann. Der Eindruck jedenfalls ist da. Er passt zu uns und zum Verein. Er ist ein guter Typ, ein verrückter Vogel, aber total verlässlich. Er ist ein Spieler, mit dem du gern ins Spiel hineinziehst.

Freie Presse: Wann werden die Gespräche an Fahrt aufnehmen?

Matthias Heidrich: Der Februar wird ein ganz wichtiger Monat sein, um Gespräche zu führen. Es hat Priorität, sich erst einmal um die eigenen Jungs zu kümmern und von denen ein Bekenntnis zu bekommen. Wenn wir das haben, geht es um externe Qualität.

Freie Presse: Zu guter Letzt ein Spieler, dessen Vertrag nicht ausläuft, ein Abgang aber als wahrscheinlich gilt: Pascal Armando Fallmann hat Begehrlichkeiten geweckt. Lässt ihn der FCE ziehen, um Ablöse zu kassieren?

Matthias Heidrich: Vor ein paar Wochen war der 1. FC Köln in der Öffentlichkeit ein Thema. Für meine Begriffe war das eher eine Ente oder in anderen Worten zumindest nicht so konkret, wie es vermutet werden konnte. Aber dass der Junge mit seinen aktuellen Spielzeitanteilen und sechs Vorlagen sowie einem Tor Begehrlichkeiten wecken wird, ist klar. Wenn es Vereine gibt, die Geld in die Hand nehmen, um Jungs von uns zu bekommen, dann müssen wir uns einfach ab einer bestimmten Summe damit auseinandersetzen. Das ist ähnlich wie bei Nachwuchstalent Domenic Köppel – hätte ich ihn lieber hier? Hundertprozentig. Aber wenn ich an das große Ganze und unsere Möglichkeiten denke, spielt das eingenommene Geld auch eine Rolle, um andere Sachen wieder möglich zu machen.

Freie Presse: Also ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit da, dass er nach einem Jahr dem FCE den Rücken kehrt?

Matthias Heidrich: Bei einigen Spielern habe ich Fantasien, dass sie bei anderen Vereinen auf dem Zettel stehen. Zumindest im Kopf bereitet man sich darauf vor und spielt gewisse Sachen theoretisch durch. Trotzdem wissen wir um die Vorzüge dieses Drittliga-Standortes, wo sich junge Spieler entwickeln und in einem gefestigten Rahmen die nächsten Schritte in ihrer Entwicklung gehen können.


Informationen im Überblick

Matthias Heidrich stammt gebürtig aus Hoyerswerda. In seiner Karriere kickte der Mittelfeldspieler für den FC Erzgebirge Aue (2000–2005), für den TSV Alemannia Aachen (2005–2007), den VfL Osnabrück (2007–2011) und Wacker Burghausen (2011–2023). Seit dem Herbst 2022 ist er bei den Veilchen als Sportgeschäftsführer tätig.

Zum Saisonende laufen die Verträge von Martin Männel, Steffen Nkansah, Niko Vukancic, Tim Hoffmann (Leihe), Linus Rosenlöcher, Kilian Jakob, Ali Loune (Leihe), Mirnes Pepic, Marvin Stefaniak, Omar Sijaric, Sean Seitz und Marcel Bär sowie von Tim Kips und Franco Schädlich aus.

„Freie Presse“-Informationen zufolge will der FCE unbedingt mit einer Vielzahl dieser Spieler verlängern, darunter die von Matthias Heidrich im Interview genannten Eckpfeiler sowie auch Niko Vukancic. Andere Profis aber könnten wohl auch aufgrund der finanziellen Situation den Verein verlassen.

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