Der FC Erzgebirge Aue hat gegen Aachen einen Punkt gerettet. Dass es nicht für mehr reichte, hat mehrere Ursachen.
Aue.Die Fans waren bereits etwas unruhig geworden und hatten sich offenbar schon mit einer Niederlage abgefunden, als sich Mika Clausen ein Herz fasste und den Ball aus der Distanz im Aachener Tor versenkte. „Endlich!“, schrie Mario Dörfler, der Stadionsprecher des FC Erzgebirge Aue, nach dem hochverdienten und längst überfälligen Ausgleich seiner Veilchen gegen den TSV Alemannia. Für mehr als einen Punkt und mehr als einen kurzen Gefühlsausbruch reichte es allerdings nicht – und das zum wiederholten Male. Unter dem neuen Cheftrainer Jens Härtel bleibt der FC Erzgebirge weiter sieglos.
Liegengelassene Chancen
Warum? Das hat gleich mehrere Gründe. In erster Linie war es am Samstag das Nicht-Nutzen von Hochkarätern, die sich die Härtel-Elf insbesondere in der Anfangsphase des Spiels nahezu im Minutentakt herausspielte. „Aue hat sensationell gut angefangen und uns dominiert. Da können wir mit 0:2 zurückliegen – müssen wir vielleicht sogar“, sagte Alemannia-Coach Heiner Backhaus, der gegenüber Pressevertretern aus Aachen erklärte, von noch keinem Team in dieser Saison so hergespielt worden zu sein wie von den Auern in den ersten zehn Minuten.
Mit Spielfreude, Zielstrebigkeit, gutem Positionsspiel und Rotation brachten die Veilchen die zweitbeste Defensive der Liga in Bewegung und kamen so recht einfach hinter die Fünfer-Abwehrkette des Gegners. „Das ist uns überragend gelungen“, lobte Härtel, haderte aber zugleich: „Da musst du dich belohnen.“
Aluminium-Pech und Abseitstor: Das Matchglück fehlt
Das allerdings passierte nicht, da Boris Tashchy (4., 5.) und Marcel Bär (6.) beste Möglichkeiten ausließen und stattdessen die Aachener jubelten. Daouda Beleme (10.) stellte das Spiel mit seinem Führungstreffer auf den Kopf und veränderte damit auch die Charakteristik der Partie. Was aber bestehen blieb, war das Liegenlassen von Torchancen auf der Auer Seite. Torjäger Bär traf lediglich die Latte, Marvin Stefaniak wiederum brachte den Nachschuss nicht über die Linie (43.). Bitter für die Veilchen – und insbesondere für den Stürmer selbst, der nun bereits im dritten Spiel in Serie am Aluminium scheiterte. „Ich habe gerade ein bisschen Scheiße am Schuh“, antwortete Marcel Bär, angesprochen auf seinen seit drei Wochen andauernden Pakt mit den Torstangen. „Ich treffe das Tor, aber leider nicht ins Tor. Das hatte ich in meiner Karriere selten.“
Ganz zutreffend ist die Aussage des Angreifers aber nicht. Denn der Knipser traf auch am Samstag ins Tor, allerdings aus Abseitsstellung, weshalb sein vermeintlicher Treffer zum Ausgleich zurückgenommen werden musste (72.), und die Auer schließlich bis zu Clausens tollem Distanzschuss (89.) einem Rückstand hinterherliefen. In den entscheidenden Szenen fehlte der Härtel-Elf auch das nötige Glück.
Kaum Lösungen gegen tiefstehenden Abwehrblock
Doch dass die Erzgebirger gegen Alemannia Aachen nicht den ersten Sieg unter dem neuen Cheftrainer einfahren konnten, lag nicht nur an der Chancenverwertung oder dem fehlenden Matchglück, sondern auch an der mitunter zu behäbigen Spielweise. Nach dem Gegentreffer wirkte die Härtel-Elf verunsichert. Mit dem Tor im Rücken schaltete Aachen in den Verwaltungsmodus, setzte weniger auf Pressing und stand tiefer als noch in der Anfangsphase. Aue wiederum ließ den Ball zu ungenau und zu langsam zirkulieren. Immer wieder erhoben sich Fans von ihren Sitzen und forderten mehr Tempo und mehr Bewegung.
In Summe gelang es der Härtel-Elf zu selten, Lösungen zu finden, um an der tiefstehenden Aachener Abwehr vorbeizukommen und sich Tormöglichkeiten herauszuspielen. „Auch für den FC Bayern München ist es schwer, Tore gegen einen tiefen Block zu machen“, entgegnete Jens Härtel auf eine kritische Nachfrage. Es sei nicht einfach, Lösungen gegen eine physisch gute Mannschaft zu finden. Das gehe nicht nur dem FCE, sondern allen anderen Vereinen so. Nichtsdestotrotz bestätigte der Aue-Trainer, dass mehr möglich gewesen sei: „Wir haben es probiert. Wie die Kurzanalyse gezeigt hat, wäre auch noch mehr gegangen, wenn wir die ein oder andere Situation anders ausspielen.“
Schlussendlich waren die Auer einerseits froh, einen Punkt gerettet zu haben, anderseits enttäuscht, dass es erneut nicht für einen Sieg reichte. „Jeder Punkt zählt. Einer ist besser als keiner“, sagte Härtel. „Hier wäre deutlich mehr drin gewesen“, sagte Bär, der zusammenfasste: „Es sind sehr viele gute Dinge dabei. Trotzdem sind wir zu fehlerbehaftet und zu schlampig im Passspiel. Da machen wir den Gegner stark. Wir müssen daran anknüpfen und uns weiter verbessern, dann werden wir Punkte holen.“