Im Drittliga-Abstiegskampf steckend trafen die Veilchen am Sonntag auf den FC Ingolstadt. Da die Konkurrenten am Wochenende punkteten, brauchte der FCE dringend einen Heimsieg. Und der folgte.
Der Druck vor dem vorletzten Heimspiel der laufenden Drittligasaison war für den FC Erzgebirge Aue ohnehin schon immens – vor der Partie gegen den FC Ingolstadt an diesem Nachmittag aber wurde er noch einmal größer, denn die Konkurrenz im Abstiegskampf hatte keine Schützenhilfe geleistet. Im Gegenteil. Die U23 des VfB Stuttgart hatte einen Heimsieg gegen Alemannia Aachen eingefahren, der SV Waldhof Mannheim hatte zudem unmittelbar vor Anpfiff im Erzgebirgsstadion einen 4:2-Auswärtserfolg in Cottbus gefeiert. Dadurch standen die Fußballer des FC Erzgebirge nur noch drei Punkte über dem Strich und waren damit gezwungen, nachzuziehen – und das taten sie: Vor 9081 Zuschauern im Lößnitztal siegte die Elf von Cheftrainer Jens Härtel mit 1:0 (1:0) gegen die Schanzer.
„Das ändert gar nichts“, hatte Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich der „Freien Presse“ unmittelbar vor Spielbeginn auf die Frage erzählt, ob sich die Siege der beiden abstiegsbedrohten Konkurrenten in den Köpfen der Spieler bemerkbar machen und der Druck auf die Mannschaft noch einmal gewachsen sei. „Ich habe gerade schon im Team gehört: ‚Einfach gewinnen reicht ja, um durch zu sein!‘ Und so ist es auch“, ergänzte Heidrich und machte dadurch deutlich, dass die Veilchen ungeachtet anderer Ergebnisse den Blick nur auf sich selbst richteten und die drei Punkte unbedingt im Erzgebirger behalten wollten.
Ingolstadt sorgt für Torgefahr
Zumindest einmal zeigten die Veilchen von Spielbeginn an eine andere Körpersprache als noch bei der blamablen 1:5-Pleite in der Vorwoche in Verl. Innerhalb der ersten 90 Sekunden schossen die Auer bereits zweimal in Richtung des gegnerischen Kastens und damit genauso häufig wie zuletzt 70 Minuten lang in Ostwestfalen. Gefährlich waren die Versuche von Jonah Fabisch – er kehrte nach abgesessener Gelbsperre für den verletzt fehlenden Mika Clausen zurück ins Team – und Linus Rosenlöcher allerdings nicht.
Stattdessen sorgten die Ingolstädter, eingestellt von Cheftrainerin Sabrina Wittmann, in der Folge für einige brenzlige Situationen. Gleich mehrfach hatten sie nach einer knappen Viertelstunde die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Erst scheiterte Deniz Zeitler am glänzend reagierenden Martin Männel, dann warf sich Steffen Nkansah in Benjamin Kanurics Nachschuss (jeweils 13. Minute). Kurz darauf traf Felix Keidel nach einer Einzelaktion aus spitzem Winkel nur das Außennetz (15.), ehe Emre Gül erneut Martin Männel prüfte (18.).
Ali Loune lässt das Erzgebirgsstadion jubeln
Im Gegenzug aber hatten dann die Veilchen die bislang dickste Chance – und das irgendwie aus dem Nichts: Marvin Stefaniak setzte Ali Loune in Szene, der mit dem Rücken zum Tor stehend aus der Drehung abzog. Mit voller Wucht hämmerte er den Ball an den Pfosten. Die Fans hatten dabei bereits den Torschrei auf den Lippen (19.). Aue war nun stärker und schnupperte erneut am Führungstreffer. Diesmal setzte Marvin Stefaniak den Ball per Flugkopfball knapp neben den Kasten. Linus Rosenlöcher hatte eine tolle Flanke geschlagen (21.).
Dann war es so weit: Einen langen Flugball aus der eigenen Hälfte von Steffen Nkansah verlängerte Boris Tashchy artistisch für den durchgelaufenen Rechtsverteidiger Anthony Barylla. Zu schnell ging das offenbar für die Ingolstädter Hintermannschaft, denn die Veilchen rannten plötzlich im Zwei-gegen-Eins auf das gegnerische Tor zu. Barylla sah den besser positionierten Ali Loune, der flach eiskalt ins lange Eck verwandelte und damit seinen dritten Saisontreffer erzielte – seinen ersten im Erzgebirgsstadion und das zum wohl bestmöglichsten und wichtigsten Zeitpunkt (38.).
Aue verpasst Entscheidung
Nach der Pause versuchten beide Mannschaften, das Spiel an sich zu reißen, defacto aber bleib es eine ausgeglichene Partie. Anders als noch in der ersten Hälfte spielte sich nun weniger in den Strafräumen ab, sondern dazwischen. Trotzdem waren es die Ingolstädter, die gleich zu einer sehr guten Möglichkeit kamen: Zeitler aber scheiterte wie bereits im ersten Durchgang an Martin Männel (55.).
Die nächsten nennenswerten Gelegenheiten hatten dann die Veilchen, die nach wie vor einen äußerst leidenschaftlichen Auftritt hinlegten und den Gegner kaum vor das eigene Gehäuse ließen. Boris Tashchy prüfte FCI-Keeper Pelle Boevink, Loune übersah anschließend den besser positionierten Omar Sijaric und brachte seinen Nachschuss nicht auf das gegnerische Tor (68). Anschließend verpasste Sean Seitz mit seinem zu zentralen Abschluss die Entscheidung (81.).
Männel, immer wieder Martin Männel
So wurde es einmal noch richtig eng. Zweimal hatte Lukas Fröde in den 90. Spielminute den Ausgleich auf dem Fuß, zweimal hielt Männel überragend. Auf den Sitzen im Erzgebirgsstadion hielt es nun niemanden mehr. Geschlossen standen die 9000 Zuschauer und peitschten ihre Schützlinge an, als gebe es keinen Morgen. Das Zittern aber ging weiter, denn Keidel probierte es noch einmal aus acht Metern. Doch wieder einmal war Männel da, der den Ball mit einer Glanztat um den Pfosten lenkte (90.+4).
Dann war Schluss. Dann hüpften und feierten die Auer den Klassenerhalt. Zur Feier des Tages durften dann nicht nur der Torschütze und der Torhüter auf den Zaun, sondern gleich die gesamte Mannschaft. Die Erleichterung über den nun eingetüteten Klassenerhalt war überall zu spüren – auch bei Jens Härtel, der jubelnd auf die Knie ging. „Einfach gewinnen, um durch zu sein“, hatte Heidrich vor der Partie betont. Gesagt, getan.
Statistik
Aue: Männel - Barylla, Nkansah (V/71. Hoffmann/V), Majetschak, Rosenlöcher - Fabisch - Sijaric (71. Seitz), Loune (71. Fallmann), Pepic, Stefaniak (90.+1 Vukancic) - Tashchy (87. Seidel)
Ingolstadt: Boevink (V) - Costly (69. Dühring), Cvjetinovic, Decker, Keidel - Christensen (79. Deichmann), Gül, Fröde (V), Kanuric (69. Kopacz) - Testroet (69. Malone), Zeitler (79. Heike)
SR.: Weller (Osnabrück). Zuschauer: 9081. Tore: 1:0 Loune (38.)