Wer folgt eines Tages auf Männel? Aue-Torwarttrainer Berneanou macht sich keine Sorgen
Im Tor des FC Erzgebirge wird es irgendwann einen Generationswechsel geben. Kann der Nachfolger von Martin Männel in dessen Fußstapfen treten? Aues Torwarttrainer Georgios Berneanou ist zuversichtlich.
Belek.Seit fast 17 Jahren hütet Martin Männel das Gehäuse des FC Erzgebirge Aue. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gelang es kaum einen Keeper, ihm den Platz als Nummer eins langfristig streitig zu machen. Und auch jetzt, im Spätherbst seiner Karriere, ist er der unbestrittene Stammtorhüter. „Es ist ein Privileg für jeden Verein, Martin Männel zu haben – nicht nur als Fußballspieler, sondern auch als Mensch“, sagt Georgios Berneanou, der Torwarttrainer der Veilchen. „Er gibt uns so viele Vorteile und Sicherheit auf dieser Position. Als Legende und Führungsspieler bringt er eine besondere Mentalität in die Kabine – und das ist sehr wichtig, nicht nur für die jungen anderen Keeper, sondern für das gesamte Team und uns Trainer.“
Was passiert also, wenn Männel eines Tages beschließt, seine Torwarthandschuhe an den Nagel zu hängen? „Dann sind wir in einer Luxussituation“, sagt Berneanou. „Denn wir haben drei sehr gute Torhüter, die hintenanstehen.“ Zwei davon haben im abgelaufenen Kalenderjahr bereits ihr Drittligadebüt im Trikot des FC Erzgebirge feiern dürfen und laut Aussage des Torwarttrainers bewiesen, eine Chance zu haben, im Profifußball Karriere zu machen. Der dritte im Bunde ist ein Nachwuchstalent, von dem Berneanou schon wusste, als er noch nicht einmal im Lößnitztal arbeitete. Gemeint sind Tim Kips (24) und Louis Lord (22) auf der einen, Max Uhlig (18) auf der anderen Seite.
Torwarttrainer Berneanou: „Das ist nicht selbstverständlich“
Gemeinsam mit Martin Männel bildet das Trio eine Einheit. Die Chemie unter den Keepern ist gut, ein Konkurrenzkampf nicht zu erkennen. Gemeinsam versuchen sie, sich weiterzuentwickeln; gegenseitig heben sich auf das nächste Level. „Wir haben ein Ziel: Dass jeder nach dem Training besser ist. Das können wir nur schaffen, wenn jeder seine Meinung, seine Perspektive und seine Erfahrung einbringt“, begründet Berneanou den Gruppenzusammenhalt und verrät: „Es ist mein 13. Jahr im Profibereich als Torwarttrainer, ich habe in vier verschiedenen Ländern gearbeitet und viele Konstellationen erlebt. Das ist nicht selbstverständlich, dass die Spieler so miteinander harmonieren und sich gegenseitig pushen.“
In diesem harmonischen Umfeld ist es den Keepern in den vergangenen anderthalb Jahren gelungen, eine gute Entwicklung zu nehmen. So kam Louis Lord, der das Nachwuchsleistungszentrum des SV Werder Bremen durchlief und 2023 von der Weser nach Aue wechselte, bereits am letzten Spieltag der vergangenen Saison zu seinem Drittligadebüt. Im September folgte dann jenes von Tim Kips, als der gebürtige Luxemburger beim 2:1-Erfolg in Aachen zur Halbzeit den angeschlagenen Martin Männel ersetzte. Und wann folgt das Debüt des Nachwuchstalentes? „Ich hoffe so schnell wie möglich“, sagt Max Uhlig schmunzelnd.
Tim Kips: Männel ist die „Spitze des Eisbergs“
So oder so: „Es sind alle drei sehr gute Torhüter mit viel Perspektive, aber unterschiedlichem Profil“, sagt Berneanou. Jeder habe seine Stärken, jeder seine Schwächen. „Das macht uns glücklich, denn in jeder Situation haben wir drei unterschiedliche Profile, die Position zu besetzen.“ Noch bleibt jedem dieses Trios aber nichts anderes übrig, als zuzuschauen, mitzufiebern und dann abzuliefern, wenn sie gebraucht sind – dann, wenn die Nummer Eins fehlt. „Man muss seine Rolle erkennen und annehmen“, sagt Tim Kips, der Martin Männel als die „Spitze des Eisbergs“ bezeichnet. „Jeder würde den Platz gern für sich beanspruchen. Trotzdem braucht das Team alle Keeper von uns, denn mit nur einem Torwart lässt sich kein vernünftiges Training aufbauen. Im Spiel kann es schnell gehen, und dann brauchst du eine Nummer zwei“, ergänzt Louis Lord.
Für diesen Moment hat Torwarttrainer Berneanou einen Ratschlag parat: „Du musst bereit sein: nicht nur physisch, technisch oder taktisch, sondern mental.“ Und was passiert also, wenn Männel eines Tages beschließt, seine Torwarthandschuhe an den Nagel zu hängen? „Dann ist der Kampf eröffnet“, sagt Max Uhlig schmunzelnd und sorgt für einen Lacher unter den Ersatztorhütern. Dann werden sie wieder ernst: „Er hat ein riesiges Standing und die Fußstapfen werden – egal wen es letztlich treffen wird – sehr groß sein“, so Louis Lord, ehe Tim Kips zusammenfasst: „Es geht nicht darum, Martin zu ersetzen oder etwas nachzuahmen. Das, was er gemacht hat, macht ihm so schnell keiner nach. Es geht einfach darum, sein eigenes Ding daraus zu machen.“ Das allerdings ist noch Zukunftsmusik.