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Baguettes mit Gottes Segen
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Erst ein Gebet, dann das Baguette: Auf dem Kornmarkt hat beim Zwickauer Stadtfest ein Schaustellerpfarrer eine neue Bude eingeweiht. Auf der Karte steht eine besondere Spezialität.
Den Spruch "Gesegnete Mahlzeit!" dürfen Kunden der Baguettebude "Kuddelmuddel" auf dem Zwickauer Kornmarkt gern ganz wörtlich nehmen. Denn pünktlich zum 19. Stadtfest segnete der evangelische Schausteller-Pfarrer Wolfgang Eichhorn (69) am Freitagnachmittag die glänzende neue Bude namens "Kuddelmuddel" von Schausteller-Ehepaar Heike und Klaus Volklandt, die zur großen Sause ihre Premiere feiert.
Ofenfrische Baguettes gehen dort über den Tresen. Belegt mit Salami, Tomate und Mozzarella, Champignons oder Ragout fin. Letzteres sei die Spezialität des Hauses, verrät Heike Volklandt (56). Ihr selbst schmecken Salami-Baguettes am besten. Am liebsten mit extra Tomaten und Käse drauf.
Von harten Coronazeiten lässt sich das Ehepaar Volklandt nicht abschrecken. Manche ihrer Kollegen mögen die Branche gewechselt haben - sie nicht. "Wir sind eine Schaustellerfamilie", sagt die 56-Jährige und verteilt zum Anstoßen Sekt an die Verwandten, die zur Einweihung gekommen sind. Seit 1986 sind sie und ihr Ehemann Klaus (60) im Geschäft. Mit Bratwurst, Bier - und nun eben auch Baguettes.
Dass sie mit ihrem neuen Standbein viel Freude haben, davon leben können und alles mit Gottes Segen ruhig und gelassen angehen, das wünscht ihnen Schaustellerpfarrer Eichhorn. "Es ist immer ein besonderer Moment, wenn ein Verkaufsstand eingeweiht wird", sagt er. Kartoffel-Spezialitäten, Bratwurst oder gebrannte Mandeln - der 69-Jährige blickt auf ein buntes Sortiment an Buden zurück, die er bereits gesegnet hat. Solch eine feierliche Einweihung sei in den alten Bundesländern unter Schaustellern Tradition, so der Pfarrer.
Wer nach den herzhaften Baguettes Lust auf ein süßes Dessert hat, braucht sich nur umzudrehen. Schräg gegenüber von "Kuddelmuddel", verrät Heike Volklandt, verkauft ihr Bruder Lebkuchenherzen mit Zuckerguss. Dass das Leben als Schausteller nicht immer süß ist, weiß sie allerdings auch. "Einmal habe ich sogar Tränengas abbekommen", erinnert sie sich. Kurz nach der Wende, auf dem Platz der Völkerfreundschaft, seien Hooligans randalierend über den Platz gezogen und hätten das Gas versprüht. Doch es gibt auch schöne Erlebnisse. "Wenn Kunden wiederkommen und uns sagen, dass es bei uns gut schmeckt und dass sie sich freuen uns wiederzusehen, dann freue ich mich auch", sagt die 56-Jährige.
Übrigens kann "Kuddelmuddel" noch mehr als Baguettes. "Wir können auch Hamburger, Hotdogs, Würste oder Brühletten machen", verrät Heike Volklandt. Sie müssten nur die Geräte in der Bude austauschen, schon könne es losgehen.
Wem es während des Stadtfests bei Volklandts mundet, kann sich schon mal aufs Herbstvolksfest auf dem Zwickauer Platz der Völkerfreundschaft freuen. Denn dort sind sie ebenfalls dabei, allerdings mit Rostern. Die beiden Schausteller wollen ihren Job weitermachen, solange sie können. "Wenn meine Enkeltochter das Geschäft übernehmen sollte, wäre es schon in der sechsten Generation", sagt Heike Volklandt. Allerdings müsste die Enkelin bis dahin noch etwas wachsen. Erst mal kommt sie dieses Jahr zur Schule. (mit mapi)