Hotel, Ferienwohnung, Camping – in Chemnitz gibt es viele Möglichkeiten zu übernachten. Die Kulturhauptstadt 2025 bietet Unterkünfte von preiswert bis hochklassig. „Freie Presse“ stellt besondere Unterkünfte vor. Heute der Campingplatz Rabenstein.
Die elektrische Schranke hebt und senkt sich kontinuierlich. An diesem Mittwoch vor einem verlängerten Wochenende reisen die Gäste zahlreich an. Vogtland, Ostsachsen, Schweiz, Belgien – die Nummernschilder der Wohnmobile verraten, wie lang die Fahrt nach Chemnitz gedauert hat. In der Rezeption sitzt Peter Barthel. Mit Lederhut und zurückgebundenem Pferdeschwanz scheint er rein optisch schon für eine Auszeit und Leichtigkeit zu stehen. „So ein Campingplatz ist ein Full-Time-Job, ohne die Familie wäre das nicht machbar“, erzählt der 62-Jährige. Er betreibt den einzigen Campingplatz in Chemnitz seit dem Jahr 2005 zusammen mit seinem Schwager Jens Arnold, seiner Frau und deren Schwester. Auch die erwachsenen Kinder sind immer irgendwie in Rabenstein mit dabei, wenn es was zu helfen gibt. Und das gibt es auf einem Campingplatz eigentlich immer.
Die besondere Atmosphäre des Campingplatzes Rabenstein


Ohne Voranmeldung einfach vorbeikommen – damit wirbt der Campingplatz Rabenstein auf seiner Website – außer während des Grand Prix am Sachsenring (der erst vor wenigen Tagen wieder stattgefunden hat), da muss man sich vorher anmelden. Das Gelände ist riesig. Eingebettet in den Schlosspark, welcher direkt an den Rabensteiner Wald angrenzt, ist die Natur jederzeit spürbar. Die Stellplätze sind auf der grünen Wiese, keine festgelegten Boxen mit Hecken. „Ich mag es nicht, alles zu reglementieren“, sagt Peter Barthel, während er über seinen Campingplatz geht. Auch am Abreisetag dürfen seine Gäste schon mal länger schlafen.
Die Herausforderungen und Kosten des Campingplatz-Betriebs
Neben den 60 Stellplätzen für touristische Camper auf drei Wiesen gibt es noch Flächen für die Dauercamper und 30 einfache Blockhütten. Ausgestattet sind diese mit zwei Betten, einem Tisch, zwei Stühlen. Zudem gibt es Bungalows. Auf dem Grillplatz mit Lagerfeuer-Stelle vor dem „Meiler“ darf gezündelt werden, wenn es nicht zu trocken ist. Der „Meiler“ bietet 40 Personen Platz für eine überdachte Feier. Die Blätter in den Bäumen rauschen. Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Für große Investitionen fehlt auf dem Campingplatz in Chemnitz das Geld. „Wir bezahlen Grundsteuer, Pacht und nun auch noch die Chemnitzer Bettensteuer, die sehr aufwändig in der Berechnung ist“, sagt der gelernte Elektromeister, der ohne seinen Elektro-Betrieb, indem ein Sohn mitarbeitet, nicht über die Runden käme. „Vom Campingplatz kann man nicht leben.“


Vom Elektriker-Lehrling zum Campingplatz-Pächter
Die meisten Gäste bleiben in Chemnitz auf dem Campingplatz ein bis zwei Nächte. „Wir leben von den Durchreisenden“, sagt Peter Barthel. 7 Euro bezahlt ein Erwachsener in der Hauptsaison pro Übernachtung plus 7 Euro für den Stellplatz seines Wohnmobils am Tag. Ausgebucht ist der Chemnitzer Campingplatz nur zur Moto GP auf dem Sachsenring. Ob sich das im Kulturhauptstadt-Jahr 2025 ändert? Campingplatz-Betreiber Peter Barthel kann es nicht einschätzen. Er wünscht sich aber mehr Unterstützung bei der Vermarktung des Campingplatzes vonseiten der Stadt Chemnitz: „Es fehlt an Kleinigkeiten. Ein Bus, der die Gäste ins Zentrum bringt. Ein direkter Zugang zum Stausee Rabenstein, so wie das früher einmal war.“ Eine Broschüre über Rabenstein lässt Peter Barthel selbst drucken, damit seine Besucher wissen, welche vielfältigen Möglichkeiten es rund um den Campingplatz gibt: Wanderwege im Rabensteiner Wald, die Felsendome, das Wildgatter und den Tierpark, den Totenstein-Turm.


2025 – das Jahr der Kulturhauptstadt. Peter Barthel freut sich auf Camper. Mehr als 50 Jahre gibt es das Areal dann schon. Anfang der 1970er-Jahre ging alles als Campingplatz und Wildgatter los, 1976 wurde das Areal mit dem Stausee zum Naherholungszentrum ausgebaut. „Wir sind eine schöne Freizeit-Region“, sagt der Campingplatz-Chef. Die müsse man entdecken. „Mir macht das Betreiben des Campingplatzes Spaß. Das wird immer so bleiben.“ Peter Barthel hat schon als Elektriker-Lehrling auf dem Campingplatz Rabenstein gearbeitet, er kennt jeden Baum und als langjähriger Pächter ist er zurückgekehrt. Der Kreis hat sich geschlossen.

