Nach dem Erfolg 2023 will der Verein für Baukultur dieses Jahr noch mehr Geld in die Hand nehmen, um die City von Chemnitz an vier Tagen leuchten zu lassen. Wo die Besucher diesmal zahlen sollen und wie die Auswahl der Künstler läuft.
Dass das erste Light our Vision im September 2023 so einschlagen würde, hatten Linda Hüttner und Lotte Claudia Fischer vom Verein Baukultur für Chemnitz selbst nicht geglaubt. Wie viele Besucher das Lichtfestival anlockte, wisse man nicht so genau, mehr als 10.000 seien es mindestens gewesen, sind sich die Initiatorinnen sicher. Auf diesen Zahlen aufbauend stecken die Architektin und die Bauunternehmerin und Projektpartner mitten in den Vorbereitungen für das nächste Light our Vision. Vom 25. bis 28. September soll die Chemnitzer City wieder leuchten – vom Bahnhof über den Opernplatz und den Durchgang bei den Kunstsammlungen, über den fiktiven Marienplatz, durch die Parteifalte und über die Brückenstraße bis in den Stadthallenpark.
Soweit entspricht diese Route der von 2023. Neu sei 2024, so Lotte Claudia Fischer bei einer Medienkonferenz am Mittwoch, dass der Rote Turm nicht integriert wird, weil er zeitgleich Schauplatz des Kunstprojektes „Gegenwarten“ ist. Dafür werde die Stadthallenfassade eingebunden.
Wie viel das Spektakel kosten soll
Wer als Künstler mitmachen will, kann sich bewerben. Bis zum 16. Juni laufe der „Open Call“; gesucht seien internationale, nationale und regionale Künstler, betont Linda Hüttner. Zum Vergleich: 2023 habe man aus über 40 Einreichungen acht ausgewählt. Um die Qualität der Arbeiten dieses Jahr noch höher zu halten, wolle man beim Budget für die Künstler von 40.000 auf 65.000 Euro aufstocken. Insgesamt rechnen die Macherinnen mit Kosten von 350.000 Euro, 2023 waren es 300.000.
Hüttner und Fischer sind auf Sponsoren angewiesen und nutzen den Medientermin, um zu werben. Sie wünsche sich, dass viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer das Projekt unterstützen und als gemeinsames begreifen, sagt Linda Hüttner. Als Hauptsponsor saß die Volksbank Chemnitz mit am Tisch. Man werde auch dieses Jahr unter anderem wieder eine Crowdfunding-Aktion starten, sagt Vanessa Wegner.


Wie hochkarätig das Lichtfestival bei der ersten Auflage war, zeigen mehrere Auszeichnungen. So erhielt das Kreativstudio ruestungsschmie.de beim internationalen Video-Mapping-Award in Lille einen Innovationspreis. Die Dresdner hatten mit ihrer Arbeit „Kontext3“ die Parteifalte von beiden Seiten bespielt. Auch dieses Jahr zähle man bei der Konzeption auf Majo Ussat von Urbanscreen, fährt Lotte Claudia Fischer fort und lässt nicht unerwähnt, dass der international renommierte Video-Mapping-Kurator auch mit einer eigenen Arbeit in Lille ausgezeichnet wurde. Schließlich hatten Fischer und Hüttner zusammen mit der Stadt Chemnitz im Herbst 2023 beim Wettbewerb „Ab in die Mitte“ 20.000 Euro eingeheimst.
Im Zentrum des Festivals unter dem Motto „Licht.Macht.Platz“ steht wie 2023 die Fläche hinter dem Parteifalten-Riegel und den Kunstsammlungen, die es unter dem fiktiven Namen Marienplatz zu entwickeln gelte. Stadtplaner Thomas Naumann spricht von einem städtebaulichen Fokus beim Light our Vision und macht deutlich, welche Anstöße die erste Auflage gegeben habe. An einer historischen Wegeverbindung zwischen Stadthallenpark und Brühl orientierend, habe der Stadtrat inzwischen festgelegt, dass bei neuen Planungen diese als Leitfaden zu beachten ist. „Das zeigt, dass unsere Expertise auch in der Stadtpolitik gefragt ist“, so Naumann. Ebenso begrüße man Vorstöße, auf dem Areal einen Sportveranstaltungskomplex zu etablieren. Und über das bevorstehende Light our Vision hinaus wird im Herbst ein europaweiter Ideenwettbewerb für Studenten zu diesem Areal ausgelobt.


Der Marienplatz soll außerdem Standort eines Pop-up-Museums sein. Man stelle sich vier Überseecontainer vor, so Fischer, in denen ebenfalls Videokunst gezeigt werde. Um teilweise refinanzieren zu können, plane man hier mit Eintrittspreisen für Besucher. Schließlich kündigte Manuel Grießbach von der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (CWE) an, dieses Mal das Gastro-Angebot beim Festival zu erweitern – letztes Mal ein Kritikpunkt. Fischer und Hüttner betonen, dass dieses aber nicht im Vordergrund stünde, sondern die Lichtkunst. (suki)