Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Mariam Arnold (vorn rechts) kam aus Berlin an den Medizincampus nach Chemnitz. Bei der Eröffnungsfeier im Opernhaus traf sie am Freitag Mitstudierende. Am Klinikum Chemnitz, sagt die 24-Jährige, "haben die Leute total Lust, mit uns zu arbeiten - uns etwas zu zeigen".
Mariam Arnold (vorn rechts) kam aus Berlin an den Medizincampus nach Chemnitz. Bei der Eröffnungsfeier im Opernhaus traf sie am Freitag Mitstudierende. Am Klinikum Chemnitz, sagt die 24-Jährige, "haben die Leute total Lust, mit uns zu arbeiten - uns etwas zu zeigen". Bild: Andreas Seidel
Chemnitz

Mediziner made in Chemnitz: Der Campus ist eröffnet

In Sachsens drittgrößter Stadt werden erstmals Ärztinnen und Ärzte ausgebildet - in einem Modell mit Vorbildcharakter, das das Medizinstudium in ganz Deutschland verändern könnte.

Große Bühne für angehende Ärzte: Mit einem Festakt im Opernhaus ist am Freitag der Medizincampus Chemnitz eröffnet worden - ein bundesweites Modellprojekt, in dem die Medizinische Fakultät der TU Dresden und das Klinikum Chemnitz bei der Ausbildung von Medizinern kooperieren. Jedes Jahr werden so 50 Studierende der Humanmedizin neu aufgenommen. Nach dem Prinzip des fächerübergreifenden Lernens werden sie in einem vollwertigen Studium hauptsächlich in Chemnitz unterrichtet. Ziel ist es, Ärztenachwuchs für die Region in der Region zu schaffen.

"Das praxisnahe und bedarfsorientierte Studium ist ein großer Gewinn für die zukünftige medizinische Versorgung in Südwestsachsen", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und verwies auf die Sonderstellung dieses Projekts. Medizinstudium sei Ländersache, in diesem Fall aber komme auch in großem Umfang Geld und Unterstützung aus Berlin.

Der Modellstudiengang Medic (Medizin in Chemnitz) war im Coronaherbst 2020 mit den ersten 50 Studierenden an den Start gegangen. Diese lernten pandemiebedingt vorwiegend am Computer, wobei hier auch generell verstärkt auf digitale Elemente in der Lehre gesetzt wird. Mit dem Wintersemester 2021/2022 kommen nun weitere 50 Studierende hinzu, viele von ihnen aus der Region. Da das Studium sechseinhalb Jahre dauert, könnten in Chemnitz perspektivisch bis zu 350 Studenten zugleich ihre humanmedizinische Ausbildung erhalten.

"Wir dürfen Dinge anders, moderner machen", sagte Professor Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Anders als im Regelstudiengang lernen die Studierenden am Medizincampus Chemnitz, der sich am Klinikum befindet, bezogen auf einzelne Organsysteme, wie den Thorax oder das Nervensystem, also fächerübergreifend. Dabei sind theoretische Grundlagen eng verzahnt mit der praktischen Ausbildung. Die Studierenden werden vom ersten Semester an in die medizinische Betreuung der Patienten einbezogen.

Medic wird zunächst bis 2023 von Bund und Land mit über 20 Millionen Euro gefördert. Danach, so kündigte der Ministerpräsident in Chemnitz an, wolle der Freistaat eine jährliche Finanzierung von 10 Millionen Euro sicherstellen. Noch fehlten auch Räumlichkeiten in Chemnitz. "Es wird deutlich, dass noch einmal gebaut werden muss", sagte Kretschmer.

Die Stadt Chemnitz unterstützte die Einführung des neuen Studiengangs und stellte die Flächen für den Campus bereit. "Wir freuen uns auf die neuen Studentinnen und Studenten in Chemnitz", sagte Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD). Der Ärztemangel werde in der Region in den kommenden Jahren leider weiter zunehmen. "Doch ich bin zuversichtlich, dass einige der Studierenden auch hierbleiben und sich niederlassen."

Mariam Arnold gehört zu den ersten Studierenden am Medizincampus Chemnitz. Die 24-Jährige stammt aus Mainz, absolvierte eine Ausbildung zur operationstechnischen Assistentin und arbeitete zunächst in Berlin. Inzwischen studiert sie im dritten Semester im Modellstudiengang Medic. Sie lobt die 1:1-Betreuung und die Ausbildung am Klinikum: "Die Leute haben total Lust, mit uns zu arbeiten." Als deutsche Muslima habe sie anfangs Bedenken gehabt, hierher zu kommen. Heute sagt sie: "Ich bin begeistert von Chemnitz." Ein tolles Signal sei auch der Titel europäische Kulturhauptstadt gewesen. "Mein Ehemann und ich sind gerade dabei, unseren Hauptwohnsitz von Berlin nach Chemnitz zu verlegen."

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der per Videokonferenz zugeschaltet wurde, sprach von verzerrten Bildern, die in mancher großen Universitätsstadt über die Arbeit von Ärzten im ländlichen Raum gezeichnet würden. "Deswegen ist es so wichtig, dass das Studieren in die Fläche kommt." Den Medizincampus Chemnitz bezeichnete Spahn als vorbildhaft für ganz Deutschland. "Ziel ist es, dass sich nach diesem Vorbild dann auch andere Hochschulen umstellen." Man sei gerade dabei, die Approbationsordnung der Ärzte zu überarbeiten. Auch hier könnten wichtige Impulse aus Chemnitz kommen.

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
17.01.2025
15 min.
Kulturhauptstadt Chemnitz 2025: Was diese Stadt so großartig macht - und warum es trotzdem immer was zu meckern gibt
Für Thomas Günther war die Kulturhauptstadt ein Grund, mit seiner Familie zurück in die Region zu kommen. Jetzt packt er selbst als freiwilliger Helfer mit an und ist oft in der Hartmannfabrik, der Schaltzentrale der Kulturhauptstadt.
Was für eine Stadt ist das, die sich jetzt Kulturhauptstadt Europas nennen darf? Begegnungen mit Chemnitzer Makern und Meckerern.
Jana Peters
20.01.2025
13 min.
Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 - Das große Eröffnungswochenende in Bildern
Auf dem Neumarkt spielten Heavysaurus Metal für Kinder. Manche haben sich gut vorbereitet.
Chemnitz ist Kulturhauptstadt! Zur großen Eröffnungsparty am Samstag war die Stadt so voll wie sehr lange nicht mehr. Ein buntes Fest der Kultur. Das sind die Bilder, die Chemnitz jetzt in die Welt schickt.
21.01.2025
2 min.
Neuer Blitzer im Erzgebirge wird aufgebaut
Der Aufbau der neuen Messanlage auf der B 95 in Annaberg-Buchholz wurde am Dienstag fortgesetzt.
Am Dienstag wurden die Arbeiten an der neuen Messanlage auf der B 95 in Annaberg-Buchholz fortgesetzt. Wann der Blitzer in Betrieb gehen soll.
Patrick Herrl
22.01.2025
6 min.
Diese Restaurants mussten 2024 im Erzgebirge schließen
Die Gaststätte Frohnauer Hammer im Annaberg-Buchholzer Ortsteil Frohnau hat seit Jahresbeginn dauerhaft geschlossen. Die Stadt sucht einen neuen Pächter.
„Morgensonne“ in Jahnsdorf, „Drei Linden“ in Olbernhau, „Waldesruh“ in Bärenstein: Im Erzgebirge haben zuletzt gleich mehrere Gasthäuser ihre Türen geschlossen. Mancherorts gibt es inzwischen aber gute Neuigkeiten.
unseren Redakteuren
13:44 Uhr
3 min.
Neue Vorwürfe gegen Trumps Wunschkandidat für das Pentagon
Gegen Donald Trumps umstrittenen Wunschkandidaten für die Spitze des US-Verteidigungsministeriums sind neue Missbrauchsvorwürfe laut geworden. (Archivbild)
Aus dem Familienumfeld kommen schwere Vorwürfe gegen Trumps designierten Verteidigungsminister. Hegseths Ex-Frau soll sich aus Angst vor ihm im Schrank versteckt haben.
13:48 Uhr
2 min.
Neuer Ortschaftsrat in Coschütz nimmt Arbeit auf
Der neue Coschützer Ortschaftsrat besteht aus Lutz Kätzel, Marco Graubner, Stellvertreter Ronny Röder, Ortsvorsteher Andreas Oberlein, Thomas Müller (von links).
Im Elsterberger Ortsteil Coschütz musste auch ein zweites Mal gewählt werden. Jetzt hat sich der Ortschaftsrat konstituiert.
Petra Steps
Mehr Artikel