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Blick auf die Tesla-Endkontrolle bei der Produktion des Model Y in der Gigafactory Berlin-Brandenburg.
Blick auf die Tesla-Endkontrolle bei der Produktion des Model Y in der Gigafactory Berlin-Brandenburg. Bild: Patrick Pleul/dpa
Deutschland

Nach „Hausbesuchen“ der Tesla-Chefs bei kranken Kollegen: So belastend ist die Arbeit für Beschäftigte

Wie sehr und vor allem wo drückt Tesla-Beschäftigten in der Gigafactory Berlin-Brandenburg der Schuh? Die IG Metall wollte es wissen, das Management leistete offenbar Widerstand. Nun liegen Ergebnisse vor.

Grünheide.

Vor wenigen Wochen sorgte der Elektro-Autobauer Tesla für Schlagzeilen: Bis zu 17 Prozent der Belegschaft in der Gigafactory in Grünheide (Brandenburg) waren dieses Jahr krankgeschrieben, die Chefs kamen gar zu Hausbesuchen vorbei. Und Firmenchef Elon Musk wollte sich des Themas persönlich annehmen, wie er ankündigte.

Nun hat sich die IG Metall unter der Belegschaft umgehört – mit teils niederschmetternden Ergebnissen.

Tesla-Management gegen Umfrage

Wie die Gewerkschaft mitteilt, wurden rund zehn Prozent der 12.000 Beschäftigten am Standort Grünheide befragt. Das Management des Tesla-Werks war davon offenbar alles andere als begeistert, wie es aus Kreisen der IG Metall gegenüber der „Freien Presse“ heißt.

Es gab demnach massive Widerstände gegen die Befragung der Mitarbeiter und etwa die Aufforderung, nicht daran teilzunehmen. Auch als es darum ging, die Ergebnisse unter den Beschäftigten publik zu machen, sei versucht worden, dies zu behindern.

Apropos Ergebnisse: Diese sprechen laut IG Metall eine deutliche Sprache:

  • 83 Prozent der Tesla-Mitarbeiter fühlten sich oft oder sehr oft überlastet.
  • 91 Prozent der Befragten litten unter körperlichen Beschwerden (z.B. Kopf-, Nacken-, Gelenk- oder Rückenschmerzen).
  • Nur jeder zehnte Beschäftigte glaube, die aktuelle Arbeitssituation bis zur Rente aushalten zu können.

Dirk Schulze ist Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Bereits vor Wochen berichtete er gegenüber unserer Redaktion: „Beschäftigte aus fast allen Bereichen des Werks berichten von extrem hoher Arbeitsbelastung.“

Wenn Personal fehle, würden die Kranken unter Druck gesetzt und die noch Gesunden mit zusätzlicher Arbeit überlastet. Er forderte damals: „Wenn die Werkleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen.“

Grünheide im März 2024: Tesla-Boss Elon Musk (l.) und André Thierig, Werksleiter der Gigafactory, stehen nach einem Anschlag auf die Stromversorgung des Werks beieinander.
Grünheide im März 2024: Tesla-Boss Elon Musk (l.) und André Thierig, Werksleiter der Gigafactory, stehen nach einem Anschlag auf die Stromversorgung des Werks beieinander. Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Gewerkschaftler über Ergebnisse erschüttert

Die jetzigen Umfrageergebnisse bezeichnet er in einer Mitteilung der Gewerkschaft als erschütternd, sie machten ihn wütend. Er fordert: „Die Werksleitung darf diese Zahlen nicht ignorieren. Statt Abmahnungen und Kündigungen gegen kritische Beschäftigte zu verteilen, muss sie die Lösungsvorschläge der Metallerinnen und Metaller im Betriebsrat aufnehmen.“ So sehe es die Mitbestimmungskultur in Deutschland vor.

Die Befragung habe auch Lösungen aufgezeigt – etwa eine zusätzliche bezahlte Pause. Laut IG Metall unterstützten 90 Prozent der Befragten diese Forderung. Wie es aus Gewerkschaftskreisen gegenüber der „Freien Presse“ heißt, wünsche man sich grundsätzlich, dass Tesla die vorhandenen Probleme auch als solche wahrnehme – und nicht etwa annehme, Mitarbeiter wären faul und lägen gerne im Bett.

Musk-Konzern lässt Fragen unbeantwortet

Wie blickt der Elektroauto-Riese auf die Befragung - gab es tatsächlich Widerstände dagegen? Wie erklärt er sich den hohen Krankenstand in Grünheide und was kann er etwa gegen die Überlastung der Beschäftigten unternehmen?

Antworten auf diese und weitere Fragen bleibt der Konzern schuldig, eine entsprechende Anfrage der „Freien Presse“ wurde nicht beantwortet. (phy)

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