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NSU-Helfer liefert Spur in Heimat toter Polizistin

Ralf Wohlleben hielt aus der Haft Kontakt zum Freien Netz im Thüringer Wald. Chemnitzer Plattenlabel hilft mit rechtsextremer CD finanziell aus.

München.

Nach der Zulassung ihrer Mordanklage durch das Oberlandesgericht München muss die mutmaßliche rechtsextreme Terroristin Beate Zschäpe in die bayerische Landeshauptstadt überstellt werden. Der einzige wie sie noch in U-Haft sitzende Mitangeklagte dagegen ist schon dort: Ralf Wohlleben, ehemaliger Jenaer NPD-Kreis-Chef, jetzt der Beihilfe zum Mord angeklagt, weil er dem Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Zschäpe die Tatwaffe für die Mordserie an neun Migranten finanziert haben soll, wurde vor dem Jahreswechsel ins Münchner Gefängnis Stadelheim gebracht. Wie die Bildzeitung berichtet, habe er in der Haftanstalt Tonna in Thüringen, wo er zuvor einsaß, Fluchtpläne gehegt.

"Das ist falsch", behauptet Wohllebens Verteidigerin Nicole Schneiders gegenüber "Freie Presse". Die Rechtsanwältin aus Baden-Württemberg, die als Szeneanwältin gilt, kennt ihren Mandanten aus früherer gemeinsamer Parteiarbeit. Während ihres Studiums in Jena war Schneiders mit Wohlleben im NPD-Kreisvorstand tätig. Mit ihrem heutigen Mandat habe das aber nichts zu tun, betont Schneiders, die weder ihre damalige NPD-Mitgliedschaft noch ihre frühere Kooperation mit Wohlleben kommentieren will. Der Grund für die Verlegung ihres Mandaten habe in dem ihm vorgeworfenen Versuch gelegen, die Postkontrolle der Haftanstalt zu umgehen, sagt Schneiders. "Es gab eine Durchsuchung", sagt sie. Dabei sei herausgekommen, dass Briefe über den Zellennachbarn hatten zugestellt werden sollen. "Mit Flucht hatte das aber nichts zu tun", sagt Schneiders.

Nach Informationen der "Freien Presse" handelte es sich bei der von der Haftanstalt nicht autorisierten Korrespondenz Wohllebens um Kontakte zu dem Thüringer Rechtsextremisten Steffen R. Der 28-Jährige ist einer der Köpfe des Freien Netzes Saalfeld und gehört nach Auskunft des Thüringer Innenministeriums zum "engsten Umfeld" der Neonazi-Band "SKD". Der Name der Gruppe ist so bezeichnend wie ihre Lieder: "SKD" erinnert an das "SS-Sonderkommando Dirlewanger", das bei seinem Einsatz in Polen mit brutalsten Verbrechen auffiel.

Steffen R. schob schon mehrere Solidaritäts-Aktionen zu Wohllebens Gunsten an. Dazu zählt auch die Teilnahme besagter Band "SKD" an einer Solidaritäts-CD, die im Vorjahr vom rechtsextremen Chemnitzer Plattenlabel PC Records produziert wurde und deren Einnahmen Wohlleben zugutekommen sollen.

Der Saalfelder Arm des Freien Netzes, jener Internetplattform die rechtsextremen Ortsgruppen zur überregionalen Vernetzung dient, stellt überdies eine weitere Verbindung des Terrornetzwerks in die Heimat der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Michcle Kiesewetter dar. 2006 hatte Wohllebens Schwager David F., der zeitweise mit Zschäpe liiert gewesen sein soll, in Oberweißbach, dem Heimatort der Polizistin, einen Gasthof betrieben und rechtsextreme Veranstaltungen beherbergt. Mit dem Freien Netz Saalfeld gibt es eine weitere Spur ins Umfeld der Toten. Neben Steffen R. gehört auch die Rechtsextremistin Mareike B. zu den Köpfen des Freien Netzes Saalfeld. Sie stammt aus dem Nachbarort der ermordeten Polizistin, deren Onkel - ebenfalls Polizist - früher beim Staatsschutz arbeitete.

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