QR Code
Jetzt App herunterladen!
Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Deutschland
01.02.2013

NSU-Helfer liefert Spur in Heimat toter Polizistin

Ralf Wohlleben hielt aus der Haft Kontakt zum Freien Netz im Thüringer Wald. Chemnitzer Plattenlabel hilft mit rechtsextremer CD finanziell aus.

München.

Nach der Zulassung ihrer Mordanklage durch das Oberlandesgericht München muss die mutmaßliche rechtsextreme Terroristin Beate Zschäpe in die bayerische Landeshauptstadt überstellt werden. Der einzige wie sie noch in U-Haft sitzende Mitangeklagte dagegen ist schon dort: Ralf Wohlleben, ehemaliger Jenaer NPD-Kreis-Chef, jetzt der Beihilfe zum Mord angeklagt, weil er dem Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Zschäpe die Tatwaffe für die Mordserie an neun Migranten finanziert haben soll, wurde vor dem Jahreswechsel ins Münchner Gefängnis Stadelheim gebracht. Wie die Bildzeitung berichtet, habe er in der Haftanstalt Tonna in Thüringen, wo er zuvor einsaß, Fluchtpläne gehegt.

"Das ist falsch", behauptet Wohllebens Verteidigerin Nicole Schneiders gegenüber "Freie Presse". Die Rechtsanwältin aus Baden-Württemberg, die als Szeneanwältin gilt, kennt ihren Mandanten aus früherer gemeinsamer Parteiarbeit. Während ihres Studiums in Jena war Schneiders mit Wohlleben im NPD-Kreisvorstand tätig. Mit ihrem heutigen Mandat habe das aber nichts zu tun, betont Schneiders, die weder ihre damalige NPD-Mitgliedschaft noch ihre frühere Kooperation mit Wohlleben kommentieren will. Der Grund für die Verlegung ihres Mandaten habe in dem ihm vorgeworfenen Versuch gelegen, die Postkontrolle der Haftanstalt zu umgehen, sagt Schneiders. "Es gab eine Durchsuchung", sagt sie. Dabei sei herausgekommen, dass Briefe über den Zellennachbarn hatten zugestellt werden sollen. "Mit Flucht hatte das aber nichts zu tun", sagt Schneiders.

Nach Informationen der "Freien Presse" handelte es sich bei der von der Haftanstalt nicht autorisierten Korrespondenz Wohllebens um Kontakte zu dem Thüringer Rechtsextremisten Steffen R. Der 28-Jährige ist einer der Köpfe des Freien Netzes Saalfeld und gehört nach Auskunft des Thüringer Innenministeriums zum "engsten Umfeld" der Neonazi-Band "SKD". Der Name der Gruppe ist so bezeichnend wie ihre Lieder: "SKD" erinnert an das "SS-Sonderkommando Dirlewanger", das bei seinem Einsatz in Polen mit brutalsten Verbrechen auffiel.

Steffen R. schob schon mehrere Solidaritäts-Aktionen zu Wohllebens Gunsten an. Dazu zählt auch die Teilnahme besagter Band "SKD" an einer Solidaritäts-CD, die im Vorjahr vom rechtsextremen Chemnitzer Plattenlabel PC Records produziert wurde und deren Einnahmen Wohlleben zugutekommen sollen.

Der Saalfelder Arm des Freien Netzes, jener Internetplattform die rechtsextremen Ortsgruppen zur überregionalen Vernetzung dient, stellt überdies eine weitere Verbindung des Terrornetzwerks in die Heimat der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Michcle Kiesewetter dar. 2006 hatte Wohllebens Schwager David F., der zeitweise mit Zschäpe liiert gewesen sein soll, in Oberweißbach, dem Heimatort der Polizistin, einen Gasthof betrieben und rechtsextreme Veranstaltungen beherbergt. Mit dem Freien Netz Saalfeld gibt es eine weitere Spur ins Umfeld der Toten. Neben Steffen R. gehört auch die Rechtsextremistin Mareike B. zu den Köpfen des Freien Netzes Saalfeld. Sie stammt aus dem Nachbarort der ermordeten Polizistin, deren Onkel - ebenfalls Polizist - früher beim Staatsschutz arbeitete.

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
06.10.2024
3 min.
Der einstige Gründer übernimmt im "Max Louis" in Chemnitz wieder die Verantwortung
Markus Jost kehrt als Geschäftsführer ins "Max Louis" zurück, wird aber auch wieder kulinarisch mitmischen.
Der „Erfinder“ kehrt zurück: Markus Jost hat im „Max Louis“ in der Chemnitzer Schönherrfabrik wieder die Regie. Spitzenqualität ohne „Schickimicki“ und eine untypische Preiskorrektur kündigt er an.
Markus Pfeifer
07.10.2024
2 min.
Manövrierunfähige Helgolandfähre erreicht Festland
Das Helgolandschiff erreicht Büsum.
Die "Funny Girl" ist auf dem Rückweg von Helgoland nach Büsum. Dann gibt es einen Stromausfall im Maschinenraum. Knapp 250 Passagieren steht eine lange Fahrt bevor.
04.10.2024
3 min.
Kurioser Pilzfund im Erzgebirge verblüfft selbst Fachleute: Steinpilze mit Fliegenpilz vereint
Dieser kuriose Fund verblüfft selbst Pilzberater: Bei diesem Exemplar sind drei Pilze sind zu einem Pilz verwachsen.
Dieser Pilzfund sorgt im Erzgebirge für Aufsehen: Drei Pilze, die zu einem Pilz zusammengewachsen sind. Und als wäre das nicht schon besonders, handelt es auch noch um verschiedene Arten. Was hat es mit diesem Naturphänomen auf sich?
Jürgen Freitag
02.01.2024
9 min.
Der NSU und die „Spur 32“: Floh Beate Zschäpe nach der Explosion in Zwickau zu Thüringer NPD-Mann?
In dem qualmenden Wohnwagen im Eisenacher Ortsteil Stregda entdeckten Feuerwehrleute und Polizisten am 4. November 2011 zwei Leichen, die sich als die Überreste der Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt entpuppten.
Was hat der heutige NPD-Landeschef Patrick Wieschke mit dem NSU und dessen Ausspähen des letzten Tatorts an seiner früheren Adresse zu tun? Jetzt steht er erneut wegen Unterstützung in Verdacht.
Jens Eumann
07.10.2024
7 min.
Eine Stadt wie eine Zwiebel: Durch das unbekannte Sofia
Die Newski-Kathedrale ist das Wahrzeichen Sofias. Von der Dachterrasse der Galerie Swimmingpool hat man ihre goldenen Kuppeln im Blick.
Grün, geschichtsträchtig und: Geheimtipp-Alarm! Bulgariens Hauptstadt müsste eigentlich viel bekannter sein. Da ist einiges los und schon im Supermarkt stößt man auf Ausgrabungen aus der Römerzeit.
Silvia Stammer, dpa
29.05.2024
8 min.
„Sturm auf Sachsens Rathäuser“: Wie die „Freien Sachsen“ Neonazis aus dem Westen in die Stadt- und Kreisräte bringen wollen
Laut Geheimdienst-Vermerk zeitweise mit Bombenbau befasst, gibt sich Corryna Görtz bei Facebook unpolitisch. Selbst ihr Bankräuber-Chihuahua sieht kaum bedrohlich aus.
Auf den Wahllisten der „Freien Sachsen“ in Mittelsachsen finden sich Hardliner-Neonazis aus dem Westen. Mit dabei: ein Ex-NPD-Kader aus Nordrhein-Westfalen und eine Frau, die den Schlüssel zum NSU-Mord in Hessen liefern könnte.
Jens Eumann
Mehr Artikel