Ab Sonntag ist Winterzeit - aber sollte die Umstellung nicht wegfallen?
Bald wird wieder an der Uhr gedreht. Doch war da nicht mal was? Sollte die Zeitumstellung in der EU nicht abgeschafft werden?
Das Thema Zeitumstellung ist ein teils hochemotionales. Viele hassen den Dreh an der Uhr, andere lieben ihn – gerade wenn es um die Sommerzeit geht.
Eingeführt wurde die in Deutschland 1980, um Energie zu sparen. Geklappt hat das aber nicht wirklich. Im Sommer wird zwar weniger Strom fürs Licht verbraucht, dafür aber im Frühjahr und Herbst mehr geheizt. Dazu kommen dann noch gesundheitliche Beschwerden von Bürgern, denen die Umstellung zu schaffen macht. Stichwort: Jetlag.
Und so haben denn auch jüngst zwei Kollegen in der „Freien Presse“ sehr meinungsstark geschildert, auf welcher Seite der Umstellungsdebatte sie stehen.
Entweder dafür oder dagegen: Wie den beiden geht es auch vielen Bürgern in der EU seit langen Jahren. Und im Sommer 2018 konnten sie bei einer Umfrage zeigen, was sie davon halten.
Umstellungen sollten 2021 enden
Am Ende sprach sich eine satte Mehrheit von mehr als 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer gegen die Zeitumstellung aus. Die EU-Kommission schlug im September 2018 vor, den Forderungen der europäischen Bürger zu folgen, das Europäische Parlament unterstützte den Vorschlag der Kommission im März 2019.
Um eine Zersplitterung des Binnenmarktes zu vermeiden, sollten die Mitgliedsstaaten entscheiden, ob sie die Sommer- oder Winterzeit dauerhaft beibehalten wollen. Die Umstellungen sollten dann im Jahr 2021 enden. Doch nach 2019 geschah… nichts.
„Seitdem liegt der Ball bei den Mitgliedstaaten, sie müssen im Rat einen gemeinsamen Standpunkt finden“, ist auf der Website der deutschen Vertretung der EU-Kommission zu lesen. Und da könnte der Ball noch sehr lange liegen. „Die Länder finden immer wieder Ausreden“, moniert der sächsische EU-Abgeordnete Peter Jahr (CDU) gegenüber dem MDR. „Es geht einfach nicht voran.“
Woran hakt es bei den EU-Ländern?
Zuständig für das Thema sind die Verkehrsminister der EU-Länder. Die befassten sich letztmals 2019 damit. Doch die Staaten konnten sich u.a. nicht auf eine einheitliche (Sommer- bzw. Winter-) Zeit verständigen, die künftig gelten soll, berichtet der BR.
Ein Problem demnach auch: Das Ende der Zeitumstellung würde besonders die Menschen ganz im Westen und Osten der EU treffen. Bei dauerhafter Sommerzeit würden Bürger in Amsterdam oder Madrid im Winter erst vormittags Tageslicht sehen. Fiele die Wahl auf ewige Winterzeit, ginge im Sommer in Warschau und Stockholm die Sonne in der Nacht auf.
Obendrein gab es seitdem große Krisen, die das Thema Zeitumstellung schlicht überlagerten. Angesichts etwa von Corona-Pandemie und Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine mit all den Folgen für Europa geriet die Abschaffung des Uhrendrehs schlicht ins Hintertreffen.
Ob es irgendwann doch noch etwas mit dem Umstellung-Aus wird? Daran darf gezweifelt werden. Schon vor zwei Jahren schätzte die Tagesschau die Chancen dafür, dass die Bürger auch künftig zweimal im Jahr an der Uhr drehen müssen, als ziemlich groß ein.
Was sicher ist: Die Umstellung dürfte auch weiterhin die Gemüter umtreiben. Und einen Termin können Sie sich schon mal im Kalender ankreuzen: den 30. März 2025. Dann werden die Uhren wieder von Winter- auf Sommerzeit gestellt.
Brandbrief von EU-Abgeordneten an von der Leyen
Wie die Bild-Zeitung am Freitagnachmittag berichtet, kommt in die Abschaffungsdebatte nun wieder Leben. Demnach fordern 66 EU-Abgeordnete von Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU), dass die Uhrenumstellung der Vergangenheit angehört.
Studien hätten laut Brief gezeigt, „dass sich die Zeitumstellung negativ auf den Schlafrhythmus auswirkt, das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen erhöht und zu einem Anstieg von Verkehrsunfällen führen kann“. Ob nun Bewegung in die Sache kommt? (phy)
Zuletzt aktualisiert: 25. Oktober, 15 Uhr.