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Alle drei Angeklagten wurden nach dem Urteil in Chemnitz direkt wieder ins Gefängnis gebracht.
Alle drei Angeklagten wurden nach dem Urteil in Chemnitz direkt wieder ins Gefängnis gebracht. Bild: Hendrik Schmidt/dpa
Sachsen
Affen-Diebstahl aus Leipziger Zoo: Täter in Chemnitz zu Haftstrafen verurteilt

Der Diebstahl des Bartaffen-Weibchens Ruma aus dem Leipziger Zoo hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt sind die Täter in Chemnitz unter anderem für diese Entführung zu Haftstrafen verurteilt worden.

Chemnitz Leipzig.

Zwei junge Männer, die in der Nacht zum Ostersonntag vor einem Jahr das Affenweibchen Ruma aus dem Leipziger Zoo gestohlen hatten, sind am Mittwoch vom Landgericht Chemnitz zu Jugendhaftstrafen von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Sie gehörten zu einem kriminellen Trio, dem weitere Straftaten zur Last gelegt worden waren. Auch der dritte junge Mann, der nicht am Affendiebstahl beteiligt war, muss deshalb für drei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.

Tankstellen-Überfälle, Raub, Auto-Diebstahl

Die drei Männer saßen seit Juni 2024 in Untersuchungshaft. In der Verhandlung gegen das Trio ging es neben dem spektakulären Affen-Diebstahl auch um zwei Tankstellen-Überfalle, um Raub und um Autodiebstahl. Zum Tatzeitpunkt waren die drei jungen Männer gerade mal 17, 18 und 19 Jahre alt. Die Anklage warf ihnen vor, zwei Raubstraftaten in Chemnitz begangen zu haben. Ihnen wurde vorgehalten, in ein Motorradgeschäft in Altchemnitz eingebrochen und zwei Motorräder (Wert 35.000 Euro) gestohlen zu haben. Zur Last gelegt wurde ihnen zudem Tankstellen-Überfalle in Frohburg und in Freiberg – jeweils mit vorgehaltener Waffe. Auch sollen sie aus einem Autohaus in der Nähe von Aalen zwei Mercedes gestohlen haben (Wert insgesamt 70.000 Euro). Dazu kommen Benzin- und Nummernschild-Diebstähle und ein Einbruch in eine Gartenlaube.

Polizisten bei Festnahmeversuch die Nase gebrochen

Anfang Mai 2024 hatten Polizisten vor dem McDonald’s an der Reichsstraße in Chemnitz eines der gestohlenen Fahrzeuge und zwei Männer aus dem Trio entdeckt. Beim Festnahmeversuch brach einer von ihnen einer Polizistin die Nase. Ein anderer Beamter sah sich derart bedroht, dass er seine Waffe zog. Ihre Taten begingen die drei Männer nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft nicht spontan, sondern geplant und miteinander abgestimmt. Sie beschafften sich dafür Sturmhauben, Softair- und Schreckschusspistolen.

Überfall dauerte gerade einmal 30 Sekunden

Während des Prozesses wurden Tankstellen-Überwachungsvideos sowie Handyvideos vorgeführt, die die Angeklagten selbst aufgenommen hatten. Die Aufnahmen der Tankstellen belegen, wie eiskalt die Täter vorgegangen sind: Ein Auto fährt vor, eine dunkel gekleidete und maskierte Person steigt aus und bewacht die Eingangstür des Tankshops. Eine zweite dunkel gekleidete und maskierte Person betritt mit einer Waffe in der Hand den Raum, zwingt das Servicepersonal zur Herausgabe von Bargeld und verschwindet wieder. Das alles dauert gerade einmal 30 Sekunden.

Die Bartaffendame Ruma hatten die Diebe in Leipzig schließlich wieder ausgesetzt. Dort entdeckte ein Jogger sie auf einem Baum.
Die Bartaffendame Ruma hatten die Diebe in Leipzig schließlich wieder ausgesetzt. Dort entdeckte ein Jogger sie auf einem Baum. Bild: Polizei Leipzig

Auf einem anderen Video war zu sehen, wie Bartaffen-Weibchen Ruma im Fußraum des Beifahrersitzes eins Autos sitzt. Ruma wird von einer Hand hinter der Kamera gestreichelt, im Hintergrund des Videos sind Hip-Hop-Musik und Gelächter zu hören. Ein Schwenk zu einem der nun verurteilten Täter, der das Fahrzeug lenkt. Er grinst und wippt mit.

Äffchen in Leipzig ausgesetzt

Das gestohlene Äffchen hatten die beiden jungen Männer in einer Garage im Chemnitzer Lutherviertel versteckt. Nach einigen Tagen setzten sie das Tier dann in Leipzig wieder aus. Dort wurde zuerst ein Jogger auf die auf einem Baum sitzende Ruma aufmerksam. Als Polizisten das Tier einfangen wollten, flüchtete es zunächst in einen Hauseingang. Dort konnte es eingefangen und schließlich in den Zoo zurückgebracht werden.

Deshalb hat das Gericht Bewährungsstrafen ausgeschlossen

Das Landgericht Chemnitz hat am Mittwoch alle drei jungen Männer nach dem milderen Jugendstrafrecht verurteilt, das vor allem auf Erziehung setzt. Bewährungsstrafen, wie von den Verteidigern gefordert, kamen für die Kammer nicht infrage, weil sie unter anderem eine Wiederholungsgefahr nicht ausschloss. Auch attestierte das Gericht den jungen Männern „schädliche Neigungen“. Das Trio musste deshalb umgehend die Haftstrafen antreten. Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig. Die Angeklagten und deren Verteidiger können dagegen Revision einlegen. (juerg)

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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