Im Norden Sachsens soll eine neue Kaserne für ein Logistikbataillon der Bundeswehr entstehen. Doch dieses Projekt zieht sich trotz der sich zuspitzenden Weltlage hin.
Vor rund vier Jahren hatten Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und der damalige Bundesverteidigungsminister eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die vorsieht, im Gegenzug für die Einstellung des Kohleabbaus ein Bataillon im Norden Sachsens anzusiedeln. Als Standort für dieses neu aufzustellende Logistikbataillon 471 fiel die Wahl schließlich auf ein ehemaliges NVA-Militärgelände in Straßgräbchen bei Bernsdorf. Vor einem Jahr gab Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gemeinsam mit Kretschmer den Startschuss für dieses Millionen-Projekt. Passiert ist seither aber wenig.
Neuer Standort für 800 Soldaten und Bedienstete
Insgesamt sollen 800 Soldaten und Bundeswehrbedienstete in Bernsdorf untergebracht werden - darunter etwa 700 Kräfte des eigentlichen Logistikbataillons und zusätzlich noch einmal 100 weitere im Sanitätsdienst, im Liegenschaftsbetrieb und Technik. Diese Truppe sollte noch im vergangenen Jahr in Niedersachsen aufgestellt werden und dann nach der Fertigstellung der neuen Kaserne nach Bernsdorf umziehen. Doch daraus wird vorerst nichts.
Umzug erst in den 2030er-Jahren
Das Logistikbataillon der Bundeswehr kommt voraussichtlich erst in frühestens fünf Jahren an den neuen Standort Bernsdorf bei Hoyerswerda, wie ein Bundeswehrsprecher MDR Sachsen jetzt auf Nachfrage mitteilte. Erst müsse die Infrastruktur fertiggestellt sein - und die Bauarbeiten würden voraussichtlich erst nach 2030 abgeschlossen sein. Bisher hatte die Bundeswehr zwar noch keinen Zeitpunkt genannt, wann die Soldaten nach Bernsdorf kommen. Aufgrund der sich aktuell zuspitzenden weltpolitischen Lage hatten viele Beobachter aber mit einem zügigeren Bau der Kaserne gerechnet.
Dreistelliger Millionenbetrag wird investiert
In Bernsdorf sollen eine Kaserne, ein Übungsplatz und eine Schießanlage auf dem 320 Hektar großen Gelände entstehen. Derzeit werden laut Bundeswehr der Baugrund untersucht und der Bedarf geplant. Erste kleinere Arbeiten wie die Umzäunung der Grundstücke und der Bau der Zufahrten sollen bald beginnen. Es wird insgesamt von einem Investitionsbedarf in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages ausgegangen.
Auf dem Areal war früher die NVA stationiert
Das Bundesamt für Immobilienaufgaben (BImA) stellt nach eigenen Angaben der Bundeswehr den Grund und Boden zur Verfügung und unterstützt bei der Umsetzung der Planung. In dem Waldstück bei Bernsdorf war früher ein Flugabwehrraketenregiment der NVA stationiert gewesen. „Wir sehen uns in diesem Projekt als Immobiliendienstleister für die Bundeswehr“, hatte BImA-Mitarbeiter Volker Schneider vor einem Jahr gesagt. Lange Zeit sei der Bau von Kasernen gar kein Thema mehr gewesen – das habe sich nun geändert.
„Hier in Bernsdorf wird die Bundeswehr eine neue Heimat haben“, hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zum Projektstart vor einem Jahr gesagt. „Das ist der erste neue Standort für die Bundeswehr. Damit stärken wir die Region Oberlausitz. Wir erhöhen dadurch auch unsere Kriegstüchtigkeit, unsere Verteidigungsbereitschaft. Das ist wichtig in Zeiten, in denen sich die Bedrohungslage in Europa verschärft. Die Bundeswehr muss in der Lage sein, jeden potentiellen Aggressor und jede Bedrohung abzuschrecken. Dabei spielt die Logistik eine entscheidende Rolle.“ (juerg)