Nach Hakenkreuz-Vergleich: Kommen 20.000 Menschen zum CSD nach Pirna?
Am Samstag könnten zum Christopher Street Day (CSD) in Pirna Zehntausende Menschen kommen – das hat auch mit den Äußerungen des AfD-nahen Oberbürgermeisters zu tun.
Pirna.Zum 13. Mal findet am Samstag der CSD in der 39.000-Einwohner-Stadt im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge statt. Der Verein CSD Pirna lädt dieses Jahr zu „einer Feier der Liebe, Toleranz und Vielfalt“ ein, wie auf seiner Website zu lesen ist. Die Besucher fordert der Verein auf: „Kommt in Regenbogenfarben, bringt Eure Freunde und Familie mit und lasst uns gemeinsam für Liebe, Akzeptanz und gleiche Rechte eintreten.“
Unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ geht’s ab 14 Uhr auf dem Marktplatz los, unter anderem der aus der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ bekannte Prince Damian ist als prominenter Gast angekündigt.
AfD-naher OB macht Hakenkreuz-Vergleich
Pirna war erst vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen geraten: Dem von der AfD unterstützten OB der Stadt, Tim Lochner, hatte eine Regenbogenflagge an der Marienkirche nicht gepasst. Anlass für das Hissen der Fahne war der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai: Lochner selbst hatte es abgelehnt, an dem Tag – wie bislang üblich – vor dem Pirnaer Rathaus die Fahne wehen zu lassen.
In einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post notierte er: „Wenn wir ganz tief recherchieren, werden wir Belege finden, dass auch Fahnen mit Kreuz und Haken an der Marienkirche hingen. Selbige Kirche darf hierzu gerne Stellung nehmen. Haltung zeigen. Tut sie es nicht, wird das Hissen der Regenbogenfahne zum willfährigen Symbol und zu billiger politischer Einmischung. Kurz, es war eine Staatskirche, es ist eine Staatskirche.“
Äußerungen für Kirchenvorstand „schwer erträglich“
Der Kirchenvorstand äußerte sich daraufhin in einer Stellungnahme. Lochners Hakenkreuz-Vergleich sei „schwer erträglich und inhaltlich falsch“. Die evangelische Kirche habe die Fehler von Teilen ihrer Institution während der Jahre von 1933 und 1945 erkannt und bereut.
Sie hab sich dazu in der Stuttgarter Schulderklärung im Oktober 1945 bekannt und formuliert: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Der Vorstand betont: „Eben diesen Fehler wollen wir heute nicht wieder begehen und wollen ‚mutig bekennen‘, dass Offenheit und Toleranz zu unserem Grundverständnis gehören.“
Die Regenbogenfahne drücke die menschliche Vielfalt aus. Die Fahne „lädt uns ein, die unterschiedlichen Färbungen unseres Lebens zusammenzuhalten, findet kein Spektrum für eine braun-rassistisch-abwertende Prägung und ist auch ein christliches Bild dafür, dass für Gott diese Welt so bunt, vielfältig und ja sogar fehlerhaft sein sollte, wie wir Menschen sind“.
„Tour der Toleranz“ von Köln nach Pirna
Derweil hat die Kölner Dragqueen Meryl Deep eine „Tour der Toleranz“ organisiert, plant eine Busfahrt von der Stadt am Rhein nach Pirna. Gemeinsam wolle man ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt setzen, notiert Deep auf ihrem Instagram-Account. Und appelliert: „Schnapp‘ Dir Deine Freunde und werde Teil dieser großen Aktion und erlebe einen wichtigen und gleichzeitig einzigartigen Tag.“
Ziel der ganzen Aktion: 20.000 Menschen sollen am Pirnaer CSD teilnehmen.
„Wenn wir jetzt nicht in Pirna die Demokratie stärken, wird die Situation in Pirna irgendwann in ganz Deutschland herrschen“, zeigt sich der Verein CSD Pirna auf Instagram alarmiert.
Auch Sven Lehmann, der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, werde in Pirna vor Ort sein, wie seine Partei, die Grünen, mitteilt. (phy)