Warum „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Tschechien zu Heiligabend nur im Internet zu sehen ist
Für viele Tschechen ist es so gar keine schöne Bescherung: Ihr Lieblingsmärchen „Drei Haselnüsse für Aschelbrödel“ geht an Heiligabend online - und ist das erste Mal an diesem Festtag nicht im Fernsehen zu sehen.
Prag.Weihnachten ohne „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist wie Heiligabend ohne Christbaum, Plätzchen oder Würstchen mit Kartoffelsalat. In Deutschland wird der DEFA-Klassiker deshalb an den Festtagen auch in diesem Jahr gleich neun Mal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein. Er ist das Lagerfeuer, um das sich alle Jahre wieder zu Weihnachten ganze Familien versammeln, um sich verzaubern zu lassen. Nur wenige Märchenfilme sind derart zum Kult geworden. Das gilt auch für Tschechien.
Sender würden hohe Summen für Ausstrahlungsrechte für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zahlen
Auch dort hocken an Weihnachten viele Familien vor dem Fernseher. Es geht um hohe Einschaltquoten, die Sender müssen liefern - und die Tschechen lieben Märchen, vor allem „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ . Die ČSSR-/DDR-Koproduktion aus dem Jahr 1973 ist sogar so beliebt, dass Fernsehsender sich einen Überbietungswettbewerb liefern und riesige Summen zahlen würden, wenn sie den Klassiker am 24. Dezember ausstrahlen dürften.
Sendelizenz für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ wird verlost
Doch das ist auch wie ein Märchen: Das tschechische Nationale Filmarchiv (NFA) will mit dem Klassiker an Weihnachten gar nicht möglichst viel Geld verdienen. Schon seit mehr als zehn Jahren lässt es das NFA stattdessen auf das Glück ankommen. Seither entscheidet nicht mehr das höchste Gebot, welcher Sender den Zuschlag für die Ausstrahlungsrechte an Heiligabend für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ erhält. Es wird gelost - und zwar, wer als erstes aus dem Angebot des NFA auswählen darf. Der Sender, der die Nummer 1 zieht, greift dann in der Regel umgehend nach diesem Märchenklassiker – und in diesem Jahr sorgt das für eine Premiere: Die Glücksfee hat den Märchen-Klassiker nämlich in eine völlig neue Sphäre gehoben. „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ geht online – und ist erstmals an Heiligabend in Tschechien ausschließlich im Internet zu sehen. Die Fernsehsparte des tschechische Internetunternehmens Seznam.cz bekam den Zuschlag. Seznam.cz ist so etwas wie Google in Deutschland. Rund zwei Drittel der tschechischen Bevölkerung, die online sind, benutzen die fast 30 Dienste von Seznam. Der Anteil des Unternehmens am Fernsehmarkt liegt aber derzeit bei gerade einmal bei zwei Prozent. Das dürfte sich in diesem Jahr allerdings zumindest zu Weihnachten kurzzeitig ändern. Auch das ist wie ein Märchen.