Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen Steuern zahlen
Der Fiskus kassiert von immer mehr Senioren Einkommenssteuern. Das spült Jahr für Jahr mehr Geld in die Staatskasse.
Berlin.Etwa 73.000 Senioren werden nach Schätzungen des Bundesfinanzministeriums in diesem Jahr allein wegen der erwarteten Rentenerhöhung um 3,51 Prozent neu steuerpflichtig, darunter rund 6000 Sachsen. Insgesamt müssten dann 6,578 Millionen ältere Menschen - darunter 430.000 Sachsen - Steuern auf Renten- und andere Nebeneinkünfte zahlen. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht hervor. Das Schreiben liegt der „Freien Presse“ vor.
Darum greift der Fiskus immer stärker zu
Ein Grund, warum der Fiskus bei immer mehr Rentnern zugreift: Der Rentenanteil, der besteuert wird, steigt Jahr für Jahr. Ursächlich dafür ist die Umstellung von einer vor- auf eine nachgelagerte Besteuerung seit dem Jahr 2005. Seither werden die Aufwendungen zur Alterssicherung in der Ansparphase schrittweise steuerfrei gestellt. Dafür werden die Renteneinkünfte später aber besteuert. Das erfolgt Zug um Zug in einer langen Übergangszeit. So musste, wer 2005 Rentner wurde, nur die Hälfte seiner Rente versteuern. Bei einem Rentenbeginn in diesem Jahr sind schon knapp 85 Prozent der Rente steuerpflichtig. Zugleich gehen jetzt die Boomer-Jahrgänge in den Ruhestand und es haben immer mehr ältere Menschen Nebeneinkünfte durch Jobs oder Immobilien. Das hat die Anzahl der steuerpflichtigen Rentner erhöht.
Genaue Rentenerhöhung steht noch nicht fest
Wie hoch die Rentenerhöhung in diesem Jahr ausfallen wird, ist noch nicht ganz sicher. Das Bundeskabinett legt die genaue Erhöhung erst im Frühjahr fest. Maßgeblich sind dann die aktuellsten Daten zu Konjunkturlage und Lohnentwicklung. Allerdings erhöht sich durch jede Rentenerhöhung unweigerlich auch der steuerpflichtige Teil der Altersbezüge - und da die Renten allein seit 2022 um fast 15 Prozent gestiegen sind, greift das Finanzamt immer stärker zu.
Modellrechnung: Rentner zahlen 4,1 Milliarden Euro Steuern 2025 mehr
Zwar zahlen nach wie vor viele Rentner wegen der Grundfreibeträge überhaupt keine Steuern. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Unter dem Strich wird der Staat aber nach Schätzungen des Bundesfinanzministeriums durch eine Rentenerhöhung um 3,5 Prozent in diesem Jahr voraussichtlich 4,1 Milliarden Euro mehr Einkommensteuer einnehmen. Die Gesamteinnahmen würden dann wohl auf 62,7 Milliarden Euro steigen. Das wären 11,3 Milliarden Euro mehr als 2021.
Wagenknecht fordert 2000 Euro Freibetrag
Sahra Wagenknecht sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Rentensteuer ist eine Respektlos-Steuer.“ Jüngste gesetzliche Änderungen seien „ein schwerer politischer Fehler“ gewesen. „Die Steuern steigen schneller als die Renten“, so die Gründerin der Partei BSW. Sie fordert mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar: „Steuerfreiheit auf die gesetzliche Rente bis 2000 Euro.“ Auch andere Parteien räumen der Rente eine prominente Rolle in ihrem Wahlkampf ein. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte am Tag seiner Vertrauensfrage im Bundestag Mitte Dezember zum Beispiel das Eintreten der SPD für stabile Renten heraus. Die CDU will hingegen mehr Anreize für freiwilliges längeres Arbeiten schaffen: Bei Weiterarbeit über das reguläre Rentenalter hinaus soll ein Gehalt bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei bleiben. (juerg/dpa)