VW verteidigt Sparkurs – Vorstand am Donnerstag in Zwickau
Turbulenter Empfang für den VW-Vorstand in Wolfsburg: Auf der Betriebsversammlung machen Mitarbeiter ihrem Unmut über die Sparpläne Luft. Kämpferisch ist auch die Stimmung in Zwickau.
Wolfsburg/Zwickau/Chemnitz.Mit lautstarken Protesten hat die Belegschaft bei Volkswagen gegen die Sparpläne des Vorstands protestiert. Auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg verteidigte die Konzernspitze vor 25.000 Beschäftigten ihre Sparpläne. Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte harten Widerstand an und will Werkschließungen, Entlassungen und Lohnkürzungen nicht hinnehmen. „Mit uns ist das nicht zu machen.“ Schuld an der Krise bei Volkswagen seien nicht die Mitarbeiter, sondern die Konzernführung, sagte Cavallo.
„Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen“, sagte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz. „Wir geben in der Marke seit geraumer Zeit schon mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das geht nicht gut auf die Dauer.“ Mit den Einsparungen wolle VW die Mittel freisetzen, die man für neue Produkte brauche.
Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch Werkschließungen in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen. Die mit dem Betriebsrat vereinbarte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt, soll aufgekündigt werden. Erstmals seit 30 Jahren könnte es bei VW Entlassungen geben.
VW macht bisher keine Angaben, ob tatsächlich ganze Werke geschlossen werden sollen und welche Standorte es treffen könnte. Finanzvorstand Antlitz erklärte: „Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werke.“ Schuld seien nicht Fehler von VW, sondern die generell schwache Nachfrage nach Neuwagen in Europa.
Wie viele Stellen wegfallen, ist offen
Bisher lässt VW offen, wie viele Stellen wegfallen könnten. Der Konzern hatte nur erklärt, dass der bisher mit dem Betriebsrat vereinbarte Stellenabbau über Altersteilzeit, Abfindungen und das Nichtbesetzen frei werdender Stellen nicht ausreiche. Bis 2026 sollen die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent sinken. Wie viele Stellen dafür wegfallen müssen, ließ VW offen. Der frühere Konzernchef Herbert Diess hatte vor drei Jahren in 30.000 Stellen gesprochen, die allein bei der Kernmarke wegfallen könnten. Intern ist jetzt von rund 20.000 Stellen zu hören. Insgesamt hat VW in Deutschland 120.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte in Wolfsburg.
Im Werk Zwickau ist am Donnerstag eine außerordentliche Belegschaftsversammlung geplant. Dazu wird VW-Markenchef Thomas Schäfer erwartet. Ihm könnte ein ungemütlicher Empfang bevorstehen: Es seien Aktionen geplant, hieß es aus Betriebsratskreisen. In Chemnitz sollen die Mitarbeiter am 9. September zusammenkommen. Rund 11.000 Menschen arbeiten nach Unternehmensangaben im Freistaat für VW.
Die Nachfrage nach E-Autos schwächelt. VW hatte eine Milliarde Euro investiert, um Zwickau zum reinen Standort für die E-Mobilität umzubauen.
Indes plant die Bundesregierung neue Steuervorteile für Elektroautos, wenn sie als Dienstwagen genutzt werden. (dpa)