FC Erzgebirge: Schafft dieser Ex-Auer mit Drittligist 1. FC Saarbrücken die nächste Pokalsensation?
Der 1. FC Saarbrücken ist der Pokalschreck der Saison: Bayern München und Eintracht Frankfurt mussten schon dran glauben, nun soll am Mittwoch im Viertelfinale Gladbach rausgeworfen werfen. Mit dabei ist auch ein ehemaliger Spieler des FC Erzgebirge Aue.
Freie Presse: Herr Rizzuto, Bayern München und Eintracht Frankfurt hat der 1. FC Saarbrücken im Pokal schon geschlagen. Gegen Borussia Mönchengladbach (Mitttwoch, 20.45 Uhr/ ZDF) sind Sie Favorit, oder?
Calogero Rizzuto: Auf gar keinen Fall! Für uns muss alles passen und Gladbach darf nicht den perfekten Tag erwischen, damit wir eine Chance haben. Wir sind der Underdog, wollen aber die Geschichte im Ludwigspark weiterschreiben. Ich sehe das Spiel gegen Gladbach sogar schwerer als gegen Frankfurt, denn die Borussia wird vorgewarnt sein.
FP: Merken Sie eine besondere Anspannung?
Rizzuto: Eher Vorfreude und einen positiven Nervenkitzel, wenn 16.000 Fans ins Stadion pilgern.
FP: Sie sind in Rastpfuhl, unweit des Ludwigsparks aufgewachsen. Was bedeutet der Pokalerfolg für den Verein?
Rizzuto: Ja, ich bin quasi direkt neben dem Verein groß geworden. Für den ist das nicht eingeplantes Geld, das dem Club sehr gut tut. Noch wichtiger aber ist das Ansehen: Unseren Sieg über Bayern München haben sehr viele Leute mitbekommen. Es gibt diese Phrase: Der Pokal schreibt seine eigenen Gesetze. Zu mir hat mal ein Fan gesagt: Fleiß, Wille, Kampfgeist sind mehr wert, als alles Geld der Welt. Diese Pokalnächte waren da wirklich eine gute Werbung für den Verein.
FP: Wie schafft man es, so große Clubs aus dem Pokal zu werfen?
Rizzuto: Ich glaube, jeder weiß mittlerweile, dass unser Rasen nicht der beste ist. Wenn es um den reinen Fußball geht, sind die anderen Mannschaften besser gewesen - auch Gladbach besitzt die besseren Spieler. Aber wenn es darum geht, sich in jeden Ball zu werfen, als Mannschaft zusammen alles zu geben, dann können wir mit allen mithalten. Wir haben gezeigt, was man als geschlossene Mannschaft erreichen kann. Wenn du jede Grätsche feierst, dann trägt dich das ein stückweit durch ein Spiel. Mit unseren Fans im Rücken haben wir dann von Minute zu Minute mehr gespürt: Da geht was!
FP: Jedes Kind auf dem Bolzplatz träumt davon, einmal die Bayern zu schlagen. Darf man das im Profisport mit Bier feiern?
Rizzuto: Nicht nur mit einem! Da war uns das Feiern ausnahmsweise erlaubt. Der Pokal ist ein tolles Erlebnis, aber unser Brot verdienen wir in der 3. Liga. Und da mussten wir kurz darauf nach Sandhausen. Aber klar, das war ein unbeschreibliches Gefühl, eine einmalige Sache im Leben. Auch zwei Tage danach konnte ich noch nicht glauben, was da passiert war.
FP: Sie haben sechs Jahre beim FC Erzgebirge Aue gespielt. Gibt es noch Kontakte?
Rizzuto: Ich habe zu niemandem mehr Kontakt, auch wenn ich den Trainer gut kenne. Ich schaue nur auf den 1. FC Saarbrücken. Aue ist ein wenig aus dem Auge, aus dem Sinn.
FP: Für Sie ist das eine schöne Geschichte, für die letzten Jahre der Karriere in der Heimat zu sein?
Rizzuto: Definitiv. Ich hätte in Rostock gerne noch ein Jahr 2. Bundesliga gespielt, aber mein Berater wusste, dass ich unbedingt nochmal nach Saarbrücken will. Wie heißt es so schön: Zu Hause ist es am schönsten! Ich hatte meine Frau, meine Familie bei meinen Stationen nie um mich, war weit weg vom Saarland. Und ich hätte wirklich nicht gedacht, wie schön es dann wirklich zu Hause ist.
FP: Was erwartet Gladbach am Mittwoch im Ludwigspark?
Rizzuto: Die Hütte ist natürlich ausverkauft, da brennt die Luft. In das Stadion wurden gerade 50 Million Euro investiert.
FP: Hand aufs Herz: Träumen Sie vom Pokalfinale in Berlin?
Rizzuto: Das ist noch zu weit weg. Und wenn ich mich zwischen Aufstieg in die 2. Liga und dem Pokaltitel entscheiden müsste, dann wäre der Aufstieg wichtiger für den Verein. Wenn wir gegen Gladbach gewinnen, können wir uns noch mal unterhalten. Aber jetzt haben wir erst mal einen ganz schönen Brocken vor uns!