Überraschung im Sachsenpokal: Chemnitzer FC wirft Drittligist Dynamo Dresden raus
Der Regionalligist lag gegen den Favoriten mit 0:1 hinten, kämpfte sich aber zurück und gewann in der Verlängerung hochverdient.
Chemnitz.Regionalligist Chemnitzer FC hat im sächsischen Landespokal für eine kleine Sensation gesorgt und den aktuellen Tabellenzweiten der 3. Liga, die SG Dynamo Dresden, aus dem Wettbewerb gekegelt. Im Drittrundenspiel siegten die Chemnitzer, die in ihrer Liga ganz schwach gestartet sind, mit 3:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung gegen auf ganzer Linie enttäuschende Gäste aus Dresden.
CFC unverändert, fünf Wechsel bei Dynamo
Die Gastgeber, die vor dem Spiel am Samstag gerade einmal drei Pflichtspiele gewinnen konnten - darunter das 6:0 in der 2. Pokalrunde in Irfersgrün - starteten exakt so wie am vergangenen Samstag. Trainer Benjamin Duda ließ die Elf los, die beim 2:0 in Luckenwalde erst das zweite Ligaspiel in dieser Saison gewinnen konnte.
Bei den Dresdnern rotierte Trainer Thomas Stamm nach der 1:2-Niederlage in der Vorwoche bei Borussia Dortmund II ordentlich durch. Fünf Spieler rückten neu in die Startelf. Torhüter Daniel Mesenhöler, Robin Meißner, Tony Menzel, Jan-Hendrik Marx und Lukas Boeder spielten von Beginn an, dafür saßen Jakob Lemmer und Lars Bünning zunächst auf der Bank. Niklas Hauptmann, Vinko Sapina und Stammkeeper Tim Schreiber standen gar nicht erst im Kader.
Flotte Anfangsphase: Adamzyk mit Glanzparade, Lihsek mit Großchance
Das Spiel brauchte keine Anlaufzeit, beide Mannschaften suchten schnell den Weg zum gegnerischen Tor und hatten schon in den ersten zehn Minuten gute Chancen. Noch waren die Schüsse aber zu unpräzise. Die erste Großchance hatte dann Dresdens Aljaz Casar, als er nach einer einstudierten Freistoßvariante frei zum Kopfball kam. CFC-Keeper Daniel Adamczyk kratzte den Ball aber stark von der Linie (11.). Auch beim Distanzschuss von Philip Heise war der Chemnitzer Torhüter zur Stelle (14.). Auf der anderen Seite musste das 1:0 für den CFC fallen: Manuel Reutter bediente nach 16 Minuten Nils Lihsek, der völlig frei vor dem Dresdner Tor eben dieses verfehlte.
Auf Hammertor folgt Kullertor
Das bestraften die Gäste umgehend. Nach 20 Minuten vollendete Casar einen fein herausgespielten Angriff mit einem strammen Schuss ins Dresdner Glück aus 16 Metern. Adamczyk war ohne Chance gegen den Hieb des Slowenen. Danach verflachte das Spiel etwas - bis zur 31. Spielminute.
Nach einem Eckball und etwas Gewusel im Strafraum schoss CFC-Mittelfeldkante Niklas Erlbeck den Ball in Richtung Dresdner Tor, wobei „schoss“ übertrieben war. Das Kunstleder war weder hart noch platziert getreten, doch SGD-Keeper Daniel Mesenhöler und Verteidiger Lukas Boeder behinderten sich kurz vor der Torlinie so unglücklich, dass das Runde ins Eckige kullerte - 1:1. Und plötzlich war Chemnitz wieder im Spiel.
Bei Dynamo musste Torschütze Casar mit einer Kopfverletzung vom Feld, kurz danach war Halbzeitpause nach unterhaltsamen 45 Minuten, in denen kein Klassenunterschied zu erkennen war.
Nicht mehr so viel Tempo nach dem Seitenwechsel
In die zweite Halbzeit gingen beide Mannschaften unverändert, das Tempo der ersten 45 Minuten allerdings hatten sie in den Kabinen gelassen. Zehn Minuten lang passierte vor beiden Toren herzlich wenig. Christoph Daferners Kopfball aus 15 Metern, der das Chemnitzer Tor knapp verfehlte, war der einzige Höhepunkt bis zur 60. Minute. Sehenswert war aber auch der Distanzschuss von CFC-Neuzugang Jongmin Seo, der aus rund 25 Metern das Dynamo-Tor knapp verfehlte.
Und so plätscherte das Spiel der Verlängerung entgegen, von einem echten Pokalfight war wenig zu sehen - vor allem vom Favoriten aus der 3. Liga. Nach 90 Minuten blieb es beim 1:1.
Eppendorfer trifft mit der Hacke - oder nicht
In der Verlängerung ging es zunächst so weiter, wie es in der regulären Spielzeit aufgehört hatte: mit wenig Aufregendem. Bis wieder Lihsek plötzlich frei vor dem Dresdner Tor auftauchte. Wie schon in der ersten Halbzeit vergab er die Riesenchance aber kläglich. Besser machte es nach der anschließenden Ecke der eingewechselte Roman Eppendorfer. Er traf per Hacke zum 2:1 für den CFC und ließ das Stadion beben. Eppendorfer wird auf dem offiziellen Spielbericht auch als Torschütze geführt, gab aber selbst zu, dass er gar nicht dran war. „Ich wollte ihn mit der Hacke treffen, habe ihn aber nicht erwischt“, sagte der Chemnitzer nach dem Spiel. Wie die Fernsehbilder zeigen, war das 2:1 für den CFC ein Eigentor durch Dresdens Daferner.
Mit der knappen Chemnitzer Führung wurden ein letztes Mal die Seiten gewechselt. Und jetzt sahen die 10.400 Fans einen Pokalfight. Die übrig gebliebenen CFC-Spieler (Erlbeck und Walther mussten verletzt raus) warfen sich in alle Zweikämpfe. Dynamo hingegen schien sich nicht wirklich gegen das Pokalaus stemmen zu wollen, was die mitgereisten Fans, die komplett ohne Rauch- und Schwenkelemente angereist waren, mehr und mehr mit Pfiffen quittierten. Der Gipfel für die Dresdner Fans war dann das 3:1 für den CFC. Der eingewechselte Luis Fischer vollendete in der 114. Minute mit einem Flachschuss ins Eck. Da Keeper Adamczyk kurz vor dem Ende wieder zur Stelle war, blieb es bei diesem Ergebnis und einem verdienten Sieg für den CFC.
Statistik
Chemnitzer FC: Adamczyk - F. Müller, Reutter, Zickert, Walther (108. Eshele) - Erlbeck (95. Schiebold), Lihsek (63. Karimani), Rücker (63. Eppendorfer), Seo - Damer, Mergel (89. Fischer)
Dynamo Dresden: Mesenhöler - Heise, Boeder, Kammerknecht, Marx (69. Lemmer) – Casar (40. Bünning), Menzel (76. Berger), Sterner (98. Lehmann), Meißner (69. Kutschke) - Batista Meier, Daferner
Schiedsrichter: Sather (Grimma) - Zuschauer: 10.429 - Tore: 0:1 Casar (21.), 1:1 Erlbeck (31.), 2:1 Eppendorfer (103.), 3:1 Fischer (115.)