Mit einem Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen startet der FC Erzgebirge am Samstag in die neue Drittligasaison. Es herrscht Zuversicht – aber auch Ungewissheit.
Das ist schon ein kleines Überraschungsei: Weder als Spieler noch als Trainer hatte Pavel Dotchev in seiner langen Karriere bislang das Vergnügen mit der Zweitvertretung von Hannover 96; den Auftaktgegner des FC Erzgebirge Aue vor der neuen Drittligasaison selbst in Augenschein nehmen konnte der 58-Jährige auch nicht. „Das wird eine Premiere für mich, ich kenne die Mannschaft tatsächlich noch nicht so gut. Aber ich rechne mit einem frechen Aufsteiger, der aggressives Pressing spielt und hier nichts zu verlieren hat. Aber ich werde noch vorhandenes Videomaterial analysieren und mich mit Matthias Heidrich austauschen.“
Der Sportgeschäftsführer hat die Niedersachsen bei deren letztem, mit 3:0 gewonnenem Testspiel in Cottbus beobachtet und berichtet: „Das ist eine Truppe mit viel individueller Qualität. Mit einigen der Spieler haben wir uns in unserer Kaderplanung selbst intensiv beschäftigt. Der Name des Gegners ist bestimmt nicht sehr groß, aber der Widerstand, den wir zu brechen haben werden, wird es sein.“
Wohin steuern die Veilchen in den nächsten zehn Monaten? Im Hinterkopf wünschen sich alle die Rückkehr in die 2. Liga. Heidrich vermeidet eine klare Formulierung, was die sportlichen Ziele betrifft: „Wir gehen ambitioniert in die neue Runde, wollen unsere Heimstärke beibehalten, auswärts stabiler auftreten und einen Ticken länger bei der Musik bleiben, die Dinge einen Ticken länger selbst in der Hand haben.“ Hannover ist der Auftakt, danach geht es richtig in die Vollen: Es warten Zweitligaabsteiger Osnabrück, das Pokalmatch gegen Mönchengladbach und das Derby gegen Dynamo. Keine Zeit zum Einrollen, sondern von „null auf hundert“, wie Dotchev es formuliert. „Ein guter Start ist deshalb enorm wichtig“, weiß auch Heidrich, „das kann uns ein Stück weit tragen, wie man im Vorjahr gesehen hat.“
Kein Geheimnis machte Dotchev daraus, welchen Spielern er am Samstag das Vertrauen schenkt. Mit Maxim Burghardt und Tim Hoffmann werden zwei Neuzugänge definitiv in der Startelf stehen. Burghardt hat sich im internen Konkurrenzkampf auf der nach Tim Danhofs Abgang neu zu besetzenden rechten Abwehrseite gegen Pascal Fallmann durchgesetzt. „Da habe ich ein Luxusproblem. Maxim bringt noch ein paar mehr Emotionen ins Spiel, das wollen unsere Fans sehen“, begründet der Trainer die Entscheidung. Hoffmann ersetzt in der Innenverteidigung den am Knie verletzten Niko Vukancic, der rund drei Monate ausfallen wird. Im defensiven Mittelfeld, wo es nach Marco Schikoras Wechsel nach Sandhausen eine zweite Vakanz gab, ist nun Erik Majetschak als zweiter Mann auf der Doppelsechs neben Mirnes Pepic gesetzt. Offen ist noch, ob es Can Özkan nach überstandener Muskelverletzung in den Kader schafft und ob die zuletzt gesundheitlich angeschlagenen Omar Sijaric und Marcel Bär schon wieder fit genug für die Startelf sind.
Es wird spannend – auch was die von einem Teil der Fanszene angekündigte Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Verein nach dem umstrittenen Testspiel bei RB Leipzig betrifft. Fliegen nach „Zeiten des Friedens“ am Samstag wieder Raketen durchs Stadion? Wird die Bude eingenebelt? An der Unterstützung für die Mannschaft soll sich den Ankündigungen zufolge nichts ändern. Männel & Co. sollen wie gewohnt lautstark angefeuert werden.