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"Leser helfen": Jedes Heimkind hat auch einen eigenen Wunsch

Der Garten des Kinderhauses in Plauen ist trostlos. Das soll sich ändern. Kurz vorm Fest sind da noch andere Träume.

Plauen.

"Ich habe einen Herzenswunsch, es ist nichts Materielles", sagt Daniel (*). Für seine 13 Jahre klingt er auffällig erwachsen, wie eigentlich alle der zehn Mädchen und Jungen, die im Awo-Kinder- und Jugendhaus an der Straßberger Straße in Plauen wohnen.

Was sich Daniel wünscht? "Ich möchte gern über die Feiertage, möglichst auch an Silvester bei meinem Bruder bleiben", erzählt der Oberschüler, der ansonsten wenig Kontakt zur Familie hat. Doch der sogenannte Bezugserzieher des Jungen hat etwas dagegen. Es gibt eben klare Absprachen. Der Zeitraum für einen Besuch wäre einfach zu lang, würde den Halbwüchsigen komplett aus seinem gewohnten Rhythmus reißen. Daniel muss das wohl akzeptieren. Insgesamt finde er die Regeln im Awo-Heim gut, sagt er. Wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen. Es wird dann die Handyzeit verkürzt, also das W-Lan abgeschaltet. Für die jungen Leute ist das eine empfindliche Strafe. Denn die moderne Technik ist der favorisierte Zeitvertreib.

Nur eins scheint in ihren Augen noch cooler zu sein: draußen mit den anderen toben, Fußball spielen, sich auspowern. Aber es gibt ein Problem. Der Garten ist zwar groß, doch auch trostlos. Spielgeräte sind marode oder nicht vorhanden. Der Zaun hin zur befahrenen Bundesstraße kann nicht hoch genug sein, um jeden verirrten Ball abzufedern.

Ein sogenannter Ballfangkäfig mit stabilen Gittern, das könnte die Lösung sein. "Aber einfach so ein paar ausgediente Laternenmasten einbuddeln und daran einen Maschendrahtzaun anbringen, funktioniert leider nicht", sagt Franca Mende-Reinhold. Seitens der Awo Vogtland ist sie für die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zuständig. Es müsse nämlich alles Tüv-geprüft sein. Die Normen und Auflagen für solch eine öffentliche Maßnahme sind strenger als zum Beispiel im Privatgarten. Hinzu kämen die Preissteigerungen im Baugewerbe, erklärt Mende-Reinhold die Kosten von rund 26.000 Euro.

Der 13-jährige Daniel möchte nicht darüber sprechen, weshalb er im Heim gelandet ist, doch ansonsten gibt er sich aufgeschlossen. Er teile sich mit dem jüngeren Kevin (*) ein Zimmer. "Das passt", sind sich die Jungs einig. Nur über eine Frage gibt es eine kumpelhafte Diskussion: Wer schnarcht eigentlich mehr?

Die meisten Weihnachtswünsche der Heimbewohner sind nicht mit Geld zu erkaufen. Eigene Krankheiten sollen sich bessern oder am besten ganz verschwinden. Eltern sollen mit dem Rauchen und Trinken aufhören. Sie sollen ihre Arbeit behalten. Der Opa möge den Tumor besiegen. Freundschaften? Die sollen auf Dauer halten. Auch die Liebe soll sich einfinden und Schmetterlinge im Bauch einnisten. Streit in den Familien, der für viele zum Alltag gehört, soll der Vergangenheit angehören. Zu guter Letzt träumen die meisten davon, irgendwann wieder zuhause leben zu dürfen.

Das Weihnachtsfest werden wohl alle daheim verbringen, einschließlich der Heimleiterin Elke Götze-Pietschmann und der Erzieher, von denen sonst mindestens eine Kollegin oder ein Kollege rund um die Uhr im Kinderhaus erreichbar ist. Die Schützlinge haben's dort gut. Derzeit backen alle gemeinsam Kekse. Auch eine Weihnachtsgeschichte studieren sie ein. Darin geht's ebenso ums Wünschen, wenn es auch nicht solche handfesten Ideen sind wie für den Außenbereich des Awo-Heims: größere Tore und eben ein richtiger Ballfangkäfig.

"Freie Presse"-Leser können dazu beitragen, dass die Wünsche der Kinder und Jugendlichen im neuen Jahr Realität werden.

(*) Die Namen sind der Redaktion bekannt.

Aktion "Leser helfen": Details und Spendenformular finden Sie hier: www.freiepresse.de/leser-helfen-kinderhaus

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