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Zwickau

Leser helfen kleinen Westsachsen: Damit Kinder wie Silvi wieder lachen können

Das Awo-Kinderheim „Sonnenhöhe“ in Zwickau öffnet sich für ältere Kinder. Damit auch die sich wohlfühlen, muss renoviert und umgebaut werden. Dafür werden 12.000 Euro benötigt.

Zwickau.

Heute wird eingekauft. Silvi* entscheidet sich für Hühnchen. Und auch ein Buch ist dabei. Die Fünfjährige liebt Gute-Nacht-Geschichten. Nicht Vati oder Mutti, sondern die Betreuer in der heilpädagogischen Wohngruppe im Kinderheim „Sonnenhöhe“ sitzen abends an Silvis Bett und lesen aus dem Buch. Silvi ist eines von zehn Kindern, das in dem von der Arbeiterwohlfahrt geführten Haus ein Zuhause auf Zeit gefunden hat. „Oberstes Ziel ist immer, die Mädchen und Jungen in ihre Familien zurückzuführen“, sagt Leiterin Ina Weltzer.

Die Anzahl der Kinder im Landkreis Zwickau, die in westsächsischen Heimen untergebracht sind, liegt seit Jahren bei rund 500. Meist kommen die Kinder ins Heim, weil die Eltern überfordert sind.

Arbeiterwohlfahrt schafft für 60 Kinder ein neues Zuhause

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) kümmert sich im Auftrag des Jugendamtes um fast 60 Kinder, die in mehreren Gruppen an verschiedenen Orten im Stadtgebiet untergebracht sind. Eine davon ist die heilpädagogische Gruppe von Silvi. Zehn Kinder werden darin wie in einer Großfamilie betreut. Bisher waren es nur Kleinkinder. Nun öffnet sich die Gruppe für Kinder bis zu zehn Jahren. Und die haben teils andere Bedürfnisse als die ganz Kleinen, wissen die Betreuer. Es gibt Kinderzimmer und Gemeinschaftsräume, wo man spielen, basteln oder Hausaufgaben machen, gemeinsam kochen und essen kann.

Die heilpädagogische Betreuerin Josephine Walther macht mit einer Schülerin Hausaufgaben.
Die heilpädagogische Betreuerin Josephine Walther macht mit einer Schülerin Hausaufgaben. Bild: Andreas Kretschel

Manche Kinder lernen erst, mit Besteck zu essen. Wie der kleine Arne*. Er kam kurz nach seinem ersten Geburtstag mit zwei älteren Geschwistern in das Kinderheim nach Oberhohndorf. Ein kleiner schwacher Junge, der nicht einmal die Kraft hatte zu krabbeln. Mutter und Vater – beide suchtkrank. Arne blieb dreieinhalb Jahre auf der „Sonnenhöhe“. In dieser Zeit lernte er das Sprechen, das Laufen, ohne Windeln durchs Leben zu gehen und dass es nicht nur Pizza, sondern auch wohlschmeckendes Gemüse gibt. „Mit drei Jahren konnte er in eine Kita aufgenommen werden und lebt nun in einer familienähnlichen Wohngruppe“, sagt Ina Weltzer.

Manche Kinder kommen mit einer großen Wut im Bauch im Heim an – ein Grund dafür, warum immer Bedarf an neuen Möbeln besteht. Die zehn Betreuerinnen und Betreuer, die sich in den Rund-um-die-Uhr-Dienst an sieben Tagen in der Woche teilen, versuchen, ihnen nicht nur Sicherheit und Stabilität im Alltag zu geben, sondern lehren sie auch, die eigenen Gefühle zu verstehen und damit umzugehen.

Sonnenschein Sina wollte mit jedem kuscheln

Manche Kinder zeigen ein unsicheres Nähe-Distanz-Verhalten, weil sie in der Vergangenheit Bindungspersonen als wenig zuverlässig erlebt haben, sagt Leiterin Ina Weltzer. Bei der sechsjährigen Sina* war das beispielsweise der Fall. Das Mädchen war ein Sonnenschein, voller Lebenslust. Und sie kuschelte mit jedem gern. „Das ist auffällig“, sagt Weltzer. Als die Mutter akut psychisch erkrankte, griff das Jugendamt ein. Sina kam in die „Sonnenhöhe“. In enger Zusammenarbeit aller Beteiligten gelang es nach einem Jahr, Sina wieder in die Obhut ihrer Mutter zu übergeben. Die Mutter hatte alles ihr Mögliche getan, ihre Tochter zurückzuholen, einen engen Kontakt zum Kind gehalten, eine Therapie gemacht. Die kleine Sina, die zuvor nur sporadisch im Kindergarten war, hat das Vorschuljahr in der Kita besucht. Sie lernte das Zählen, sogar alle Buchstaben, selbst das Radfahren. (upa)

*Namen von der Redaktion geändert

Leiterin Ina Weltzer an dem Einbauschrank, der weg soll, wenn die Wand zum Nachbarzimmer durchbrochen wird.
Leiterin Ina Weltzer an dem Einbauschrank, der weg soll, wenn die Wand zum Nachbarzimmer durchbrochen wird. Bild: Andreas Kretschel

So können „Freie Presse“-Leser helfen: Das Spielzimmer der Kinder in der Wohngruppe, in der nun auch größere Kinder aufgenommen werden, soll größer und kindgerechter werden. Die Heimleitung möchte die Mauer zum Nachbarzimmer durchbrechen, renovieren, und neue Möbel sowie therapeutische Materialien aufstellen. Außerdem muss ein Kinderzimmer renoviert werden. Rund 12.000 Euro benötigt die Arbeiterwohlfahrt dafür. Das Team hofft, dass das Geld über die „Freie Presse“-Aktion „Leser helfen“ zusammenkommt. Der Verein „Leser helfen“ hat in den zurückliegenden 27 Jahren mehr als 200 Hilfsprojekte in der Region unterstützt.

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