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Trotz vieler Helfer steht das Wasser im Keller des Weltecho zu hoch, wegen der Elektrik dort ist zu gefährlich für eine Party.
Trotz vieler Helfer steht das Wasser im Keller des Weltecho zu hoch, wegen der Elektrik dort ist zu gefährlich für eine Party. Bild: Christian Mathea
Chemnitz

Hochwasser in Chemnitz: Sirenen an Weihnachten

In der Innenstadt wurden Hochwasser-Schutzwände aufgebaut. Im Weltecho laufen die Keller voll. Trotz vieler Helfer musste die Weihnachtsparty am 24. Dezember abgesagt werden.

Chemnitz.

Der Tag des Heiligabend begann bereits um 3 Uhr nachts und 6.10 Uhr mit Sirenenheulen und Durchsagen in Chemnitz. Die Feuerwehr warnte vor der aktuellen Hochwasserlage im Stadtgebiet. Für die Chemnitz wurde Alarmstufe 3 ausgerufen. Der Pegel stieg seit Mitternacht bis zum Mittag um mehr als einen Meter auf 3,15 Meter an. Mittlerweile liegt der Pegel bei 2,58 Meter (20.30 Uhr) und sinkt wieder. Auch die Zuflüsse wie die Würschnitz waren stark von Hochwasser betroffen und traten über die Ufer.

Die starken Regen- und Schneefälle der letzten Tage im Erzgebirge fließen über die Flüsse ab. Die Situation dürfte durch Tauwetter angespannt bleiben.

Das Rathaus erklärte am Morgen: „Die Hochwasserwarnstufe 3 bedeutet, dass Überflutungen in bebauten Gebieten auftreten und große Schäden anrichten können. Außerdem besteht unter Umständen Gefahr für Leib und Leben.“ Die Chemnitzer werden gebeten, sich von Fließgewässern fernzuhalten, Kellerräume, Unterführungen und ähnliches zu meiden und überflutete Bereiche weder zu Fuß noch mit Fahrzeugen zu durchqueren.

In der Feuerwache im Stadtteil Glösa wurden seit dem frühen Morgen Säcke abgefüllt.
In der Feuerwache im Stadtteil Glösa wurden seit dem frühen Morgen Säcke abgefüllt. Bild: Michael Müller

Die sechs Sandsack-Füllplätze der Freiwilligen Feuerwehren in Chemnitz wie beispielsweise in Klaffenbach und Glösa, sind mittlerweile geschlossen, da alle vorhandenen Sandsäcke verteilt wurden. In dringenden Fällen können weiterhin Sandsäcke in der Feuerwache 3, Jagdschänkenstraße 53, abgeholt werden.

In der Wache im Stadtteil Glösa wurden seit den Morgenstunden Säcke abgefüllt. Immer wieder fuhren Anwohner vor, bei denen Wasser aufs Grundstück floss. „Sowas haben wir hier noch nie erlebt“, sagte eine Frau aus Heinersdorf. „Wir wohnen zwar etwas weg vom Ufer, aber es drückt das Grundwasser hoch.“

Im Reitbahnviertel in der Chemnitzer Innenstadt bauten Kräfte des Technischen Hilfswerks Hochwasserschutzwände auf, um die Zentrale der Sparkasse Chemnitz und einen Kindergarten vor möglichen Überflutungen zu schützen. Das THW sei mit knapp 30 Einsatzkräften vor Ort, sagte Zugführer Sven Bartz der „Freien Presse“. Die Sparkasse bittet ihre Kunden, den Selbstbedienungsbereich im Moritzhof nicht zu nutzen.

Das Kulturzentrum Weltecho an der Annaberger Straße richtete sich ebenfalls auf mögliche Hochwasserschäden ein.
Das Kulturzentrum Weltecho an der Annaberger Straße richtete sich ebenfalls auf mögliche Hochwasserschäden ein. Bild: Michael Müller

Das Kulturzentrum Weltecho an der Annaberger Straße richtet sich auf mögliche Hochwasserschäden ein. Im Erdgeschoss wurden Türen und Fenster mit Sandsäcken gesichert. Zuvor war ein entsprechender Aufruf im Netz veröffentlicht worden. „Freiwillige Feuerwehren haben uns Sandsäcke zur Verfügung gestellt, auch ein Bauunternehmer hat welche vorbeigebracht“, erzählt Sebastian Reichelt vom Betreiberverein. Mittlerweile laufen die Keller voll. Trotz mehr als 30 Helfern, die spontan vorbeigekommen waren, musste die Weihnachtsparty abgesagt werden. „Das ist uns sehr schwergefallen, die Party ist eine Institution. Aber im Keller befindet sich die gesamte Elektrik. Das wäre zu gefährlich.“ Sebastian Reichelt erklärt: „Wir werden aber eine Soli-Party organisieren und das Datum zeitnah bekanntgeben.“

Am Birken-Center in Klaffenbach versuchten Helfer und Gewerbetreibende mit Sandsäcken das Wasser fernzuhalten.
Am Birken-Center in Klaffenbach versuchten Helfer und Gewerbetreibende mit Sandsäcken das Wasser fernzuhalten. Bild: Christian Mathea

Im Stadtgebiet mussten wegen des Hochwassers mehrere Straßen gesperrt werden. So war die Limbacher Straße teilweise gesperrt. Dort war der Pleißenbach über die Ufer getreten. Der Nahverkehrsbetrieb CVAG meldete, dass die Linie 32 im Bereich Rottluff / Rabenstein mehrere Haltestellen in beide Richtungen nicht ansteuern kann.

Die Heinersdorfer Straße war unweit der Kläranlage überflutet. Auch die Glösaer Straße wurde teilweise unterspült. Ein Auto kam dort an einer Absperrung von der Fahrbahn ab und landete im Straßengraben. Auf der Zufahrt zum Neefepark unter der Brücke zur Neefestraße war ein Auto im tiefen Wasser steckengeblieben, die Feuerwehr musste es herausholen.

In Klaffenbach ist die Würschnitz an vielen Stellen über die Ufer getreten. Am Birken-Center, wo auch Wasser des Silberbaches auf den Parkplatz gelaufen ist, versuchten Gewerbetreibende und Helfer am Vormittag das Gebäude mit Sandsäcken zu schützen. „Das Center war schon dreimal von Hochwasser betroffen. Dieses Mal wird das nicht passieren“, sagte Robert Scherf, dessen Frau einen Friseursalon darin betreibt. Er und seine Frau müssten sich gleichzeitig um ihr Wohnhaus in Burkhardtsdorf kümmern, wo Wasser aus der Zwönitz und den umliegenden Wiesen in den Keller eindringt, so Scherf.

Bei der örtlichen Feuerwehr in Klaffenbach an der Rödelwaldstraße haben etliche Anwohner Sandsäcke abgeholt, erklärte ein Feuerwehrmann vor Ort. „Wir haben genug da und können auch noch weitere Säcke mit Sand füllen." An mehreren Stellen drohe in Klaffenbach die Gefahr, dass Wasser und Schlamm von den Feldern in den Ort laufe.

Am Sonntagmorgen kam das Technische Hilfswerk (THW) am Schlossteich zum Einsatz. Holz sammelte sich dort vor einem Abluss-Schieber, das mit einem Bagger entfernt werden konnte. Das Wasser trat an mehreren Stellen über die Ufer.

Seit Mittag entspannt sich die Lage aber wieder. Das Wasser geht zurück. Die Zugänge zur Insel sind weiterhin abgesperrt. Falko Hirsch, der Verleiher der Gondelboote, ist mit dem Trockenlegen der Gondelstation beschäftigt. „Es ist das erste Mal, dass wir hier Wasser im Gebäude hatten“, sagt er. „Mehrere Zentimeter hoch.“

Augenscheinlich besonders stark getroffen hat es Ingolf Lindner aus Rottluff. Als er am Sonntagmorgen aus dem Fenster schaute, war sein Haus links und rechts von Wasser umspült, weil der Pleißenbach über die Ufer getreten war und zusätzlich das Wasser des Rabensteiner Dorfbaches drückte. Allerdings machte er sich weniger Sorgen. „Wir haben gute Wände und eine Sickergrube", so Lindner, der sein Haus nach dem Kauf 2010 auch mit Drainage-Rohren ausrüstete.

Außerdem habe er beim Energieversorger darauf bestanden, dass die Oberleitung erhalten bleibt und keine Erdkabel eingebaut werden. „Dadurch habe ich immer sicher Strom für die Pumpen.“ Problematischer sei das Hochwasser im Jahr 2013 gewesen.

Karlheinz und Monika Wagner erinnern sich bei ihrem Spaziergang an der Chemnitz: „In den 1950er-Jahren hat es hier mal eine ganze Brücke weggerissen.“
Karlheinz und Monika Wagner erinnern sich bei ihrem Spaziergang an der Chemnitz: „In den 1950er-Jahren hat es hier mal eine ganze Brücke weggerissen.“ Bild: Michael Müller

Karlheinz und Monika Wagner aus dem Chemnitzer Stadtteil Borna haben schon so manches Hochwasser im Chemnitztal erlebt. „In den 1950er-Jahren hat es hier mal eine ganze Brücke weggerissen“, erinnert sich der 84-Jährige. „Im Winter gab es so etwas wie heute aber noch nie, immer nur im Sommer.“

Seine Frau ist froh, dass in Heinersdorf in den zurückliegenden Jahren ein Hochwasserdamm errichtet wurde. „Aber dass an der Bornaer Straße jetzt der Chemnitztalradweg unter Wasser steht, das hätte ich nicht erwartet.“

Im tiefen Wasser unter der Brücke der Neefestraße ist am Sonntag morgen ein Auto steckengeblieben und musste von der Feuerwehr herausgezogen werden.
Im tiefen Wasser unter der Brücke der Neefestraße ist am Sonntag morgen ein Auto steckengeblieben und musste von der Feuerwehr herausgezogen werden. Bild: Harry Härtel

In Taura bei Burgstädt war am Morgen Oberflächenwasser eines angrenzenden Feldes in den Heizungskeller eines Wohngebäudes an der Hauptstraße eingedrungen, was offensichtlich zu einem Kurzschluss mit starker Rauchentwicklung führte. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei kam es zu keinem offenen Brandgeschehen. Drei ältere Hausbewohner wurden mit Verdacht auf eine Rauchgasintoxikation in ein Krankenhaus gebracht. (cma/micm)

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