Das neue Magazin zur Kulturhauptstadt 2025: Äppelallee und Aha-Effekte im „Neuen Chemnitz“
Ist die Kulturhauptstadt Chemnitz für Sie immer noch ein Buch mit 7 Siegeln? Dann hilft Ihnen das neue Magazin der „Freien Presse“ weiter! Darin lesen Sie, was Menschen von 2025 erwarten, was sie auf die Beine stellen und wie die Stadt auch Besucher aus Hamburg oder München begeistern kann. Ganze 156 Seiten ist das Heft dick, voll Fotos und Infos und seit Donnerstag erhältlich. Neugierig? Hier einige Ausschnitte.
Chemnitz.Remmidemmi, ein neues Image, bessere Lebensqualität – oder gleich alles zusammen? Wie sehen Chemnitzer ihre Stadt und was erwarten sie vom Kulturhauptstadtjahr 2025? Drei Beispiele:
„Es gibt ganz oft einen Aha-Effekt“
Torsten Latussek: Im Chemnitzer Stadtbad lernte Torsten Latussek einst das Schwimmen, es war ein Ort seiner Jugend. Auch heute hat er den spektakulären Bau aus den 1920er-Jahren gewissermaßen immer im Blick – seine Firma hat ihren Sitz unmittelbar gegenüber vom Stadtbad in der Chemnitzer Innenstadt. Er betreibt mit COUPONS.de eines der erfolgreichsten Gutscheinportale, ist ein international anerkannter und gefragter Onlinemarketingexperte. Seine Firma könnte ihren Sitz auch gut in Berlin, London, Barcelona oder New York haben. Das war für ihn aber nie ein Thema – im Gegenteil. Für ihn ist Chemnitz beruflich wie privat ein Glücksfall.
„Ich habe oft Geschäftspartner zu Gast. Viele von ihnen wissen meist wenig von Chemnitz. Deshalb spaziere ich immer mal wieder mit ihnen durch meine Heimatstadt, in der ich 1977 geboren wurde, und in der ich seither lebe. Ich zeige ihnen den Kaßberg, das Schlossbergviertel, den Brühl, die Innere Klosterstraße. Wenn ich meinen Gästen dann meine Lieblingsorte zeige, gibt es ganz oft einen Aha-Effekt bei ihnen. Viele verstehen dann besser, weshalb ich mich in der Stadt nicht nur geschäftlich, sondern auch privat wohlfühle.
Ich bin oft in den trendigen Metropolen dieser Welt unterwegs. Dort muss ich auch sein, will ich mein Geschäftsmodell gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter erfolgreich entwickeln. Ich freue mich aber jedes Mal auf das Zurückkommen. Wenn ich von der Autobahn aus die bunte Esse sehe, dann weiß ich, ich bin wieder zu Hause. Dieses schöne Gefühl hat viel mit den Menschen zu tun, die mir hier in dieser Stadt wichtig und wertvoll sind. Ich mag diese verbreitete Mentalität, sich gemeinsam einer Sache zu verschreiben, daran kreativ zu arbeiten und sich gemeinsam an dem Erfolg zu freuen. Ich mag Menschen, die nicht immer nur die Probleme sehen und beklagen, sondern die Chancen erkennen und diese auch umsetzen. Ich habe das Gefühl, dass es davon zunehmend mehr in der Stadt gibt. Deshalb ist Chemnitz für mich ein sehr spannender Ort, der seine beste Zeit noch vor sich hat und sich gerade in die richtige Richtung entwickelt.
Das Kulturhauptstadtjahr kann auf diesem Weg ein ganz wichtiger Abschnitt sein. Ich spüre außerhalb der Stadt mittlerweile eine große Neugier auf das, was 2025 hier passieren wird. Das macht mich froh und schürt die Hoffnung, dass vor allem junge Leute durch dieses Event Interesse an Chemnitz finden. Die Stadt braucht sie!“
Lydia Thomas: Die Galerie Weise an der Inneren Klosterstraße in Chemnitz ist eine Art zweite Heimat für die Künstlerin Lydia Thomas. Die Chemnitzerin, deren Ölbilder oft in knalligen Farben Menschen in Arbeits- und Alltagssituationen zeigen, gilt als Punk der Kunstszene. „Ich bin in Chemnitz geboren, aber in Bayern aufgewachsen. Zurückzukommen war eine bewusste Entscheidung. Ich hatte immer eine besondere Verbindung zu Chemnitz. Sowohl familiär als auch emotional, es ist eben meine Heimatstadt. Ich mag Chemnitz, weil es hier noch genug Spielraum für Veränderungen gibt. Es ist immer etwas negativ behaftet, wenn man sagt: ‚Die Stadt hat Potenzial‘, aber es trifft in diesem Fall wirklich zu. Ich mag außerdem die rauen Kanten der Stadt. Das hat sich in den letzten Jahren auch gar nicht groß geändert, das war schon immer so. Für mich ist Chemnitz immer noch Underground.
Ich habe Hunde und bin dadurch viel draußen unterwegs. Dabei folge ich gerne den grünen Rohren, sie führen durch die ganze Stadt, an den schönsten Orten vorbei. Das finde ich auch super: dass man hier fußläufig alles gut erreichen kann. Mit der Galerie Weise arbeite ich schon lange zusammen, sie ist für mich ein Dreh- und Angelpunkt in der Stadt. Auf die Kulturhauptstadt freue ich mich total. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der Galerie, mit den Kollegen, mit den anderen Künstlern, ich freue mich auf das, was passiert in der Stadt. Die Bevölkerung könnte noch ein bisschen zuversichtlicher sein, vieles wird immer erst mal negativ gesehen. Ich wünsche mir, dass wir da ein bisschen positiver werden. Aber das wird die Kulturhauptstadt hoffentlich ändern.“
Arba Manillah: Wenn er nicht gerade als Erzieher arbeitet, dann macht er wahrscheinlich Musik: Er hat eine Trommelgruppe gegründet und ein Orchester, er veranstaltet Festivals, macht eigene Musik. Für Chemnitz hat er schon eine Hymne geschrieben. Arba Manillah ist in Tansania geboren, aber Chemnitz ist seine neue Heimat. Sein Proberaum im Kulturhaus Arthur ist voll mit Instrumenten, Fahnen, Postern, Fanartikeln, Leben. „Ich liebe alles an Chemnitz, ich bin stolz auf meine Stadt. Die Stadt hat einen riesengroßen Schritt gemacht, wir waren Karl-Marx-Stadt, jetzt sind wir Europäische Kulturhauptstadt. Ich nenne es ‚The New Chemnitz‘. Ich freue mich auf die vielen Projekte, die anstehen. Wir haben ein Orchester gegründet, das ‚Orchester New Chemnitz‘, da treffen viele Menschen aufeinander. Zusammen proben wir gerade unsere Ouvertüre für die Kulturhauptstadteröffnung. Außerdem organisiere ich unter anderem das Reggaefestival und das Afrikafestival, ich habe also immer etwas zu tun. Ich sage immer: Chemnitz braucht mich. Und ich brauche Chemnitz. Wir haben den Titel ‚Kulturhauptstadt‘ nicht bekommen, weil wir so gut sind, sondern weil wir hier unsere eigenen Probleme haben. Und diese Probleme können wir nicht allein lösen, aber vielleicht ja gemeinsam mit Europa. Deshalb war es wichtig, dass wir um den Titel gekämpft haben.“
Von der Idee zur Tat: Der neue Wanderweg
Eigentlich kann sich Kleinolbersdorf-Altenhain nicht verstecken: Ihre Fläche macht die beiden 1974 zu einer Gemeinde vereinten und 1997 gemeinsam nach Chemnitz eingegliederten ehemaligen Dörfer am Stadtrand zum zweitgrößten aller Chemnitzer Stadtteile. Und doch nimmt man den nur selten wahr. Es gibt aber Engagierte, die daran etwas ändern: der Bürgerverein Kleinolbersdorf-Altenhain. Deren Arbeitsgruppe Heimatpflege entdeckte, dass einst zwei für die Region wichtige Baumeister im Ortsteil Altenhain geboren wurden: Johann Traugott Lohse im Jahr 1760 und Christian Friedrich Uhlig im Jahr 1774.
Lohse war unter anderem am Turmbau der St.-Annenkirche zu Annaberg beteiligt, steht jedoch vor allem für die schlossartigen Fabrikgebäude, die er in der Region und darüber hinaus errichtete. Uhlig war seinerzeit einer der bekanntesten Kirchenbaumeister in Südwestsachsen, entwarf aber auch Profanbauten wie Schulen und Rathäuser sowie eine Reihe von Spinnereigebäuden. Diese beiden zu ehren, ist das Kulturhauptstadt-Projekt des Bürgervereins: der neu entwickelte Lohse-Uhlig-Steig.
2021 wurde eine entsprechende Arbeitsgruppe gebildet, die Andrea Fischer und Corina Krug leiten: „Unser wichtigstes Anliegen ist, für 2025 etwas zu schaffen, was wir auch darüber hinaus nutzen und weiterentwickeln können“, sagt Fischer.
Geholfen hat bei der Entwicklung das Budget für die Interventionsflächen der Stadt, zusätzlich akquirierte der Verein über das „Nimm Platz“-Programm und Kulturförderungen der Stadt weitere Mittel. Investiert wurde das Geld in unterschiedliche Stationen des Steigs, der so zum weiteren Bindeglied zwischen Kleinolbersdorf und Altenhain wird. Rast- und Unterstellplätze entstanden, Foto-Spots und eine Äppelallee – immer in Diskussion mit der Stadtverwaltung, unter Beachtung von Eigentümerrechten und Naturschutz und unter Einbeziehung der Einheimischen.
Auch wenn der Weg weiterentwickelt wird, genutzt wird er bereits. Die Mühen der Arbeitsgruppe werden dabei von den Einwohnern zurückgezahlt. Etwa bei den „Musikalischen Wanderungen“: Dutzende bereiten das mit vor – und über hundert Wanderlustige begeben sich alljährlich auf den Weg.
In „Chemnitz 2025 – Das Magazin zur Kulturhauptstadt Europas“ erzählen Autoren und Fotografen der „Freien Presse“ auf 156 Seiten mit Porträts, Interviews, Info-Texten und rund 200 Fotos von den besten, überraschendsten und lebendigsten Seiten der Kulturhauptstadt und ihrer Region. Das Heft im A-4-Format kostet 12,90 Euro und ist in allen „Freie Presse“-Shops erhältlich, Pressekarte-Inhaber erhalten hier Rabatt. Gekauft werden kann das Magazin auch im Handel oder hierbestellt werden.