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Nach verheerendem Erdbeben: Wie Mittelsachsen helfen können

Nach der Katastrophe in der Türkei und Syrien ist die Hilfsbereitschaft im Landkreis groß. Noch liegen den Hilfsorganisationen in Mittelsachsen wie Rotes Kreuz und THW keine konkreten Anfragen vor. Unterstützung wird aber schon zugesagt, auch aus dem Landratsamt.

Hainichen/Freiberg.

Bei Mehmet Eles steht das Telefon nicht mehr still. Der 50-Jährige stammt aus Mardin, einer Stadt in der Türkei, die etwa 400 Kilometer vom Erdbebengebiet entfernt liegt. 2016 war er zuletzt in der alten Heimat. Seit 1997 lebt er in Hainichen, führt hier einen Döner-Imbiss. "Ich habe fünf Kollegen, die direkt vom Erdbeben betroffen sind", erzählt er. "Eine Familie mit 15 Leuten ist wohl immer noch verschüttet. Wir wissen noch nichts und können nur hoffen. Wichtig ist jetzt die Rettung vor Ort, dass die Menschen aus den Trümmern geholt werden."

Die Fotos und Videos, die er auf seinem Smartphone anschaut, zeigen das Ausmaß der Zerstörung. "Das zweitschwerste Erdbeben in der Geschichte der Türkei", erzählt Mehmet Eles. Als Kind habe er mal was von einem kleinen Beben in der Nachbarstadt mitbekommen. "Aber das hier, das ist eine richtige Katastrophe."

Das Landratsamt: Die Kreisbehörde hat laut Pressesprecher André Kaiser bislang noch keine offizielle Anfrage für eine Unterstützung durch die deutschen Hilfsorganisationen erhalten. "Die große Zahl an Opfern und die gewaltigen Zerstörungen sind bestürzend", sagt Landrat Dirk Neubauer (parteilos). "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen - auch hier in Deutschland -, die bangen, sich große Sorgen um ihre Familien oder Freunde machen oder gar jemanden verloren haben. Viele Staaten haben sehr schnell Hilfe zugesagt und erste Helfer in die betroffenen Regionen geschickt." Aber auch finanzielle Spenden seien jetzt gefragt. "Sobald konkrete Anforderungen eintreffen, werden wir deren Erfüllung schnellstmöglich prüfen", erklärt Neubauer.

Das Rote Kreuz: Der DRK-Kreisverband Freiberg-Rochlitz hat am Dienstagmorgen auf seiner Facebook-Seite zum Spenden aufgerufen. "Wer aus Sachsen jetzt helfen will, sollte eine Geldspende in Betracht ziehen", erklärt Vorstandsvorsitzender Silvio Mattern. Mit finanziellen Mitteln könne das DRK akut und perspektivisch Hilfe organisieren, welche vor Ort wirklich gebraucht wird. Anfragen lägen derzeit nicht vor, Auslandseinsätze habe sein Kreisverband noch nicht gehabt.

René Illig, Leiter Soziale Dienste beim DRK-Kreisverband Döbeln-Hainichen, war für das Rote Kreuz schon mehrfach im Ausland tätig, in Moldawien, für die Flüchtlingshilfe in Griechenland, und vor kurzem führte ihn ein Hilfstransport nach Marokko. Ob sein Kreisverband mit Material oder Helfern angefragt werde, könne er noch nicht abschätzen. "Es dauert vielleicht noch einen Tag, dann sind die Abstimmungen erfolgt, und auch wir wissen, was benötigt wird."

Das THW: Der Ortsverband Freiberg rechnet nicht mit einem Hilfseinsatz im Erdbebengebiet. "Das Technische Hilfswerk ist so organisiert, dass es spezielle Einheiten für solche Fälle gibt," erklärt Ortsverbandsleiter Mario Bellmann. Das Freiberger THW mit seinen aktuell etwa 70 Mitgliedern komme nicht in Betracht, Einsätze im Ausland seien die Ausnahme. Ein THW-Mitglied sei aber seit Anfang Februar in Jordanien zum Aufbau einer Organisation für Zivilverteidigung.

Der Ortsverband Döbeln verweist auf die zentrale Koordinierung beim THW. Nach eigenen Angaben zählt der Döbelner Verband rund 35 aktive Mitstreiter und war im Jahr 2000 zum Beispiel beim Sturmeinsatz in Frankreich.

Die Landsleute vor Ort: Mehmet Eles kennt vor allem in Dresden viele Türken, die Angehörige in der Erdbebenregion haben. Er ist mit den Familien schon im Austausch. Helfen könne er derzeit noch nicht, man müsse noch abwarten. In Flöha verfolgt Bistro-Betreiber Mustafa Mardinli das Geschehen auch mit großer Angst. Er stammt aus Aleppo in Syrien, kam 1997 nach Deutschland. Gerade hat er eine Spendenaktion für den Elternverein krebskranker Kinder beendet. Nun sei sein Bruder erst am Sonntag zu dessen Schwiegereltern nach Aleppo gefahren, also kurz vor dem Erdbeben. Jetzt müsse die Familie auf der Straße schlafen. "Bei mir im Laden fragen die Leute schon nach", erzählt er. Vorerst wolle er keine Spendenbüchse aufstellen und verweist auf Organisationen wie das DRK. (fa)

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