Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Über Websites werden Geldanleger mit hohen Renditen geködert. Berater gaukeln ihnen dann am Telefon vor, dass ihre Geldanlage auf ein professionell geführtes Handelskonto fließt. Tatsächlich werden die eingezahlten Gelder aber direkt veruntreut.
Über Websites werden Geldanleger mit hohen Renditen geködert. Berater gaukeln ihnen dann am Telefon vor, dass ihre Geldanlage auf ein professionell geführtes Handelskonto fließt. Tatsächlich werden die eingezahlten Gelder aber direkt veruntreut. Bild: Monika Skolimowska/dpa
Sachsen

Warnung vor Anlagebetrug: Rentner aus Sachsen verliert 120.000 Euro

Kriminelle haben einen 68-jährigen Dresdner um 120.000 Euro betrogen. Sie gaben sich als Anlageberater aus, versprachen eine hohe Rendite. Finanzaufsicht, Verbraucherschützer und Polizei warnen inzwischen vor dieser Betrugsmasche.

Dresden.

Auf den ersten Blick wirkte die Internetseite my.stonleytrading.com seriös: Geworben wurde mit einer angeblichen Betreuung durch erfahrene Broker. Doch in Wahrheit fanden dort überhaupt gar keine Handelsaktivitäten statt. Die eingezahlten Gelder flossen direkt an die Täter und wurden veruntreut. Auch unter den Opfern: ein Rentner aus Dresden-Plauen.

Mit hohen Renditeversprechungen geködert

Ihm hatten die Kriminellen 3,9 Prozent Rendite pro Woche versprochen, wenn er in ein Golddepot investiert. Daraufhin überwies der 68-Jährige von Juli bis Dezember 2024 größere Geldsummen an diese vermeintliche Trading-Plattform. Weil sein Erspartes nicht ausreichte, nahm er sogar noch mehrere Kredite in Höhe von insgesamt 62.000 Euro auf. „Der Betrug fiel erst auf, als keine Gewinne ausgezahlt wurden und dies mit der Weltlage und Kurseinbrüchen begründet wurde“, erklärte jetzt ein Polizeisprecher auf Anfrage der „Freien Presse“. „Zudem brach der Kontakt zu den Mitarbeitern der Firma ab.“

Bankenaufsicht schaltete sich ein

Die deutsche Bankenaufsicht Bafin warnt seit November 2024 vor „Stonley Trading“. Inzwischen ist die Website dieser Scheinfirma offline, über die Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten worden waren - allerdings ohne Erlaubnis. Das kann mit mehrjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden.

Falsche Adresse angegeben

Die Rechtsanwaltskanzlei Engelhard, Busch & Partner vertritt häufiger Opfer von Betrugsfällen rund um Online-Trading-Plattformen. Sie hat recherchiert, dass es entgegen der Behauptung von „Stonley Trading Ltd“ unter der im Internet angegebenen Londoner Adresse überhaupt keine Niederlassung dieser Firma gibt. Zudem fehlte auf deren Homepage ein rechtsverbindliches Impressum. Angaben zur Registrierungsnummer der Gesellschaft oder zu den vertretungsberechtigten Organen der Firma suchten Anleger dort ebenfalls vergeblich. „Diese Informationen sind bei seriösen Anbietern aber unerlässlich, um Transparenz und Vertrauenswürdigkeit zu gewährleisten“, so die Anwaltskanzlei.

Schutzgemeinschaften wollen gegen Betrüger vorgehen

„Stonley Trading Ltd“ ist nicht die einzige betrügerische Plattform dieser Art. Verbindungen zu anderen Portalen wie Versum Trading (versumtrading.com), Enyx (enyx.capital, enyx.finance) und Nexent (nexent.finance), die ebenfalls inzwischen offline sind, legen nahe, dass es sich um ein größeres Betrugsnetzwerk handelte. Im Internet finden sich inzwischen Dutzende Einträge von Betrugsopfern, die sich zu Schutzgemeinschaften zusammengeschlossen haben und gegen die Betrüger hinter diesen Seiten vorgehen wollen.

So läuft der Betrug oft ab

Polizei und Verbraucherschützer warnen inzwischen, weil sich die Fälle häufen. Die Maschen, mit denen unseriöse Trading-Plattformen Anleger locken, sind meist ähnlich: Im Newsfeed bei Nachrichtenplattformen oder bei einem sozialen Netzwerk wird Werbung geschaltet, die mit einem gewinnsicheren Handelssystem lockt. Dieses Handelssystem beruht auf künstlicher Intelligenz. Teils wird auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten verlinkt oder mit gefälschten Aussagen von Prominenten geworben. Anfangs wird nur ein kleines Startkapital von meist 250 Euro gefordert. Mithilfe von Beratern, die sich von nun an immer wieder telefonisch melden, wird vorgegaukelt, dass das Geld auf ein professionelles Handelskonto fließt. In Wahrheit werden die persönlichen Daten allerdings nur für betrügerische Zwecke abgefragt. Auf den ersten Blick scheinen die versprochenen Gewinne auch einzutreten. Oft werden diese Erfolge auch in Messenger-Gruppen oder auf den sozialen Netzwerken gepostet und von anderen Anlegern kommentiert. Dann versuchen die Berater, ihre Opfer zu weiteren hohen Einzahlungen zu überreden. Sie verweisen dabei auf die bereits erzielten (Schein-)Gewinne und darauf, dass es sich mit einer weiteren Einzahlung dann auch für alle wirklich lohne. Selbst Kredite solle man aufnehmen, um diese angeblich hundertprozentige Gewinnchance zu nutzen. Die Probleme fangen dann an, wenn die Opfer ihr Geld oder den angeblich vervielfachten Gewinn ausgezahlt bekommen möchten. Selbst Teilauszahlungen werden verweigert. Es werden ständig neue Ausreden erfunden, bis der Kontakt schließlich ganz abbricht.

Das raten Polizei und Verbraucherschützer

Polizei und Verbraucherschützer raten, nicht auf Werbung in sozialen Medien, Onlinemagazinen oder Webseiten zu klicken, die ungewöhnlich hohe Renditen verspricht. Fremden sollten niemals persönliche Daten oder Ausweiskopien übermittelt werden. „Gewähren Sie niemandem Zugriff auf Ihren Computer mittels AnyDesk oder TeamViewer, um Ihnen zum Beispiel beim Einrichten eines Zugangs oder Eröffnung eines Handelskontos zu helfen“, so ein Dresdner Polizeisprecher. „Öffnen Sie keine E-Mails mit Schlagwörtern wie ,Ihr Finanzpartner, Sonderbericht…etc.‘, bei denen Sie den Absender nicht kennen, und informieren Sie sich vorab zu der Handelsplattform im Internet.“ Die Bafin veröffentlicht ihre Warnungen zum Beispiel auf der eigenen Internetseite. „Aber Achtung“, so die Polizei. „Wenn noch keine Warnmeldung vorliegt, heißt das nicht, dass die Handelsplattform seriös ist. Womöglich ist nur noch kein Betrug im Zusammenhang mit dieser Handelsplattform bekannt geworden.“ (juerg)

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
12.02.2025
4 min.
Schwieriger Start in Zwickau: Neues Restaurant hadert mit dem Ruf des Vorgängers
Kellner Jon Perthold serviert in der Schnitzelschmiede. Das Restaurant im Johannisbad ist der Nachfolger des früheren Schnitzelparadieses.
Zwickaus Gastro-Szene befindet sich seit Corona im Umbruch. In der Johannisbad-Gaststätte ist der Pächterwechsel zwar nahtlos gelungen, aber ganz rund läuft es bei der „Schnitzelschmiede“ noch nicht.
Holger Weiß
19.01.2025
1 min.
Dresdner verlieren hohe Summen an Betrüger
Ein Mann und eine Frau haben sind in Dresden um hohe Summen betrogen worden (Symbolbild)
Unglaubliche Renditeversprechen beim Trading, ein Anruf eines angeblichen Bankmitarbeiters: In Dresden haben ein Mann und eine Frau viel Geld eingebüßt.
13.02.2025
2 min.
Report: China setzt weiter verstärkt auf Kohle
Kohlekraft bleibt in China trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien eine Hauptquelle für Strom. (Symbolbild)
Chinas produziert Strom zu großen Teilen aus klimaschädlicher Kohle. Der Ausbau von Wind- und Solarenergie ließ Experten im ersten Halbjahr 2024 auf eine Wende hoffen. Doch es kam anders.
12:30 Uhr
3 min.
Sachsen sucht die Superknacker: Sieger-Wurst kommt aus dem Erzgebirge
Fleischermeister Robert Häußler mit seinen preisgekrönten Knackern. Seinen Familienbetrieb mit acht Mitarbeitern führt er in vierter Generation.
Auf der Fachmesse „Handwerk live“ in Leipzig wurde die beste Knackwurst Sachsens gekürt. Der Lößnitzer Fleischermeister Robert Häußler hat gewonnen. Nicht zum ersten Mal. Wie hat er das geschafft?
Mario Ulbrich
29.01.2025
2 min.
Betrug mit Krypto-Währung: 78-Jähriger aus Glauchau verliert mehr als 100.000 Euro
Bei einem Investment in Kryptowährung ist ein 78-Jähriger aus Glauchau auf Betrüger hereingefallen.
Der Mann hat seit Ende November immer wieder Geld überwiesen. Mitte Januar, als die Masche aufgefallen ist, wurde die Polizei eingeschaltet. Was bisher bekannt ist.
Holger Frenzel
13.02.2025
2 min.
Zverev erreicht Viertelfinale in Buenos Aires
Alexander Zverev steht beim Sandplatzturnier in Buenos Aires im Viertelfinale
Die Enttäuschung über die verpasste Grand-Slam-Krönung in Melbourne ist bei Alexander Zverev noch nicht verflogen. Siege wie im ersten Match auf Sand in Buenos Aires helfen da sicher weiter.
Mehr Artikel