Warnung vor Anlagebetrug: Rentner aus Sachsen verliert 120.000 Euro
Kriminelle haben einen 68-jährigen Dresdner um 120.000 Euro betrogen. Sie gaben sich als Anlageberater aus, versprachen eine hohe Rendite. Finanzaufsicht, Verbraucherschützer und Polizei warnen inzwischen vor dieser Betrugsmasche.
Dresden.Auf den ersten Blick wirkte die Internetseite my.stonleytrading.com seriös: Geworben wurde mit einer angeblichen Betreuung durch erfahrene Broker. Doch in Wahrheit fanden dort überhaupt gar keine Handelsaktivitäten statt. Die eingezahlten Gelder flossen direkt an die Täter und wurden veruntreut. Auch unter den Opfern: ein Rentner aus Dresden-Plauen.
Mit hohen Renditeversprechungen geködert
Ihm hatten die Kriminellen 3,9 Prozent Rendite pro Woche versprochen, wenn er in ein Golddepot investiert. Daraufhin überwies der 68-Jährige von Juli bis Dezember 2024 größere Geldsummen an diese vermeintliche Trading-Plattform. Weil sein Erspartes nicht ausreichte, nahm er sogar noch mehrere Kredite in Höhe von insgesamt 62.000 Euro auf. „Der Betrug fiel erst auf, als keine Gewinne ausgezahlt wurden und dies mit der Weltlage und Kurseinbrüchen begründet wurde“, erklärte jetzt ein Polizeisprecher auf Anfrage der „Freien Presse“. „Zudem brach der Kontakt zu den Mitarbeitern der Firma ab.“
Bankenaufsicht schaltete sich ein
Die deutsche Bankenaufsicht Bafin warnt seit November 2024 vor „Stonley Trading“. Inzwischen ist die Website dieser Scheinfirma offline, über die Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten worden waren - allerdings ohne Erlaubnis. Das kann mit mehrjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden.
Falsche Adresse angegeben
Die Rechtsanwaltskanzlei Engelhard, Busch & Partner vertritt häufiger Opfer von Betrugsfällen rund um Online-Trading-Plattformen. Sie hat recherchiert, dass es entgegen der Behauptung von „Stonley Trading Ltd“ unter der im Internet angegebenen Londoner Adresse überhaupt keine Niederlassung dieser Firma gibt. Zudem fehlte auf deren Homepage ein rechtsverbindliches Impressum. Angaben zur Registrierungsnummer der Gesellschaft oder zu den vertretungsberechtigten Organen der Firma suchten Anleger dort ebenfalls vergeblich. „Diese Informationen sind bei seriösen Anbietern aber unerlässlich, um Transparenz und Vertrauenswürdigkeit zu gewährleisten“, so die Anwaltskanzlei.
Schutzgemeinschaften wollen gegen Betrüger vorgehen
„Stonley Trading Ltd“ ist nicht die einzige betrügerische Plattform dieser Art. Verbindungen zu anderen Portalen wie Versum Trading (versumtrading.com), Enyx (enyx.capital, enyx.finance) und Nexent (nexent.finance), die ebenfalls inzwischen offline sind, legen nahe, dass es sich um ein größeres Betrugsnetzwerk handelte. Im Internet finden sich inzwischen Dutzende Einträge von Betrugsopfern, die sich zu Schutzgemeinschaften zusammengeschlossen haben und gegen die Betrüger hinter diesen Seiten vorgehen wollen.
So läuft der Betrug oft ab
Polizei und Verbraucherschützer warnen inzwischen, weil sich die Fälle häufen. Die Maschen, mit denen unseriöse Trading-Plattformen Anleger locken, sind meist ähnlich: Im Newsfeed bei Nachrichtenplattformen oder bei einem sozialen Netzwerk wird Werbung geschaltet, die mit einem gewinnsicheren Handelssystem lockt. Dieses Handelssystem beruht auf künstlicher Intelligenz. Teils wird auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten verlinkt oder mit gefälschten Aussagen von Prominenten geworben. Anfangs wird nur ein kleines Startkapital von meist 250 Euro gefordert. Mithilfe von Beratern, die sich von nun an immer wieder telefonisch melden, wird vorgegaukelt, dass das Geld auf ein professionelles Handelskonto fließt. In Wahrheit werden die persönlichen Daten allerdings nur für betrügerische Zwecke abgefragt. Auf den ersten Blick scheinen die versprochenen Gewinne auch einzutreten. Oft werden diese Erfolge auch in Messenger-Gruppen oder auf den sozialen Netzwerken gepostet und von anderen Anlegern kommentiert. Dann versuchen die Berater, ihre Opfer zu weiteren hohen Einzahlungen zu überreden. Sie verweisen dabei auf die bereits erzielten (Schein-)Gewinne und darauf, dass es sich mit einer weiteren Einzahlung dann auch für alle wirklich lohne. Selbst Kredite solle man aufnehmen, um diese angeblich hundertprozentige Gewinnchance zu nutzen. Die Probleme fangen dann an, wenn die Opfer ihr Geld oder den angeblich vervielfachten Gewinn ausgezahlt bekommen möchten. Selbst Teilauszahlungen werden verweigert. Es werden ständig neue Ausreden erfunden, bis der Kontakt schließlich ganz abbricht.
Das raten Polizei und Verbraucherschützer
Polizei und Verbraucherschützer raten, nicht auf Werbung in sozialen Medien, Onlinemagazinen oder Webseiten zu klicken, die ungewöhnlich hohe Renditen verspricht. Fremden sollten niemals persönliche Daten oder Ausweiskopien übermittelt werden. „Gewähren Sie niemandem Zugriff auf Ihren Computer mittels AnyDesk oder TeamViewer, um Ihnen zum Beispiel beim Einrichten eines Zugangs oder Eröffnung eines Handelskontos zu helfen“, so ein Dresdner Polizeisprecher. „Öffnen Sie keine E-Mails mit Schlagwörtern wie ,Ihr Finanzpartner, Sonderbericht…etc.‘, bei denen Sie den Absender nicht kennen, und informieren Sie sich vorab zu der Handelsplattform im Internet.“ Die Bafin veröffentlicht ihre Warnungen zum Beispiel auf der eigenen Internetseite. „Aber Achtung“, so die Polizei. „Wenn noch keine Warnmeldung vorliegt, heißt das nicht, dass die Handelsplattform seriös ist. Womöglich ist nur noch kein Betrug im Zusammenhang mit dieser Handelsplattform bekannt geworden.“ (juerg)