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Sachsen hinkt beim Glasfaserausbau auch bundesweit noch einmal hinterher. Laut Breitbandatlas des Bundes zur Glasfaserversorgung verfügen im Freistaat derzeit nur rund 29 Prozent der Privathaushalte über einen direkten Glasfaseranschluss.
Sachsen hinkt beim Glasfaserausbau auch bundesweit noch einmal hinterher. Laut Breitbandatlas des Bundes zur Glasfaserversorgung verfügen im Freistaat derzeit nur rund 29 Prozent der Privathaushalte über einen direkten Glasfaseranschluss. Bild: Jan Woitas/dpa
Wirtschaft regional
Aus für DSL und Turbo-Internet für alle Sachsen bis 2030: Envia Tel hält das für unrealistisch

Die Envia Tel will bis 2028 100.000 Kunden in Mitteldeutschland ans Glasfasernetz angeschlossen haben, darunter Zehntausende in Sachsen. Pläne der EU, dass ab 2030 alle Haushalte statt mit DSL mit Highspeed-Internet versorgt sein sollen, hält das Unternehmen aber für unrealistisch.

Chemnitz/Markkleeberg.

Der Kommunikationsdienstleister Envia Tel treibt den Glasfaserausbau auch in Sachsen weiter voran. Er will in diesem Jahr rund 90 Millionen Euro investieren, um vor allem private Haushalte ans Highspeed-Internet anzuschließen. So sollen nun zum Beispiel im Erzgebirge voraussichtlich bis spätestens 2026 rund 29.000 Haushalte und Firmen in 21 Kommunen Zugang zum Turbo-Internet erhalten, nachdem sich der Ausbau des Netzes dort wegen der Insolvenz einer Baufirma zunächst verzögert hatte. Das betrifft die Gemeinden Auerbach, Bockau, Gornsdorf, Elterlein, Eibenstock, Hohndorf, Grünhain-Beierfeld, Johanngeorgenstadt, Lugau, Raschau-Markersbach, Schönheide, Niederdorf, Scheibenberg, Stützengrün, Niederwürschnitz, Schwarzenberg, Zschorlau, Oelsnitz und Thalheim. Insgesamt will Envia Tel bis Ende 2028 rund 100.000 Kunden in Mitteldeutschland den Zugang zu Bandbreiten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde ermöglichen. Das kündigte Geschäftsführer Haiko Rennert am Donnerstag an. „Bis 2029 planen wir deshalb mit Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro.“

EU will DSL schon bald abschalten lassen

Schnelles Internet ist mittlerweile für viele Anwendungen unverzichtbar, doch die Technik, die viele Deutsche nutzen, ist von gestern: Die meisten Haushalte haben derzeit nur Zugriff auf DSL über Kupferleitungen. Das ist technisch limitiert, weil die Übertragungsgeschwindigkeit um ein Vielfaches geringer ist als bei Glasfaser. Glasfaser bietet zudem stabilere Verbindungen, ist also weniger störanfällig. Für Netzbetreiber ist es aber unwirtschaftlich, zwei parallele Infrastrukturen zu betreiben. Deshalb plant die EU, die DSL-Technik in Deutschland auslaufen zu lassen. Bis 2030 sollen alle Haushalte Zugang zum Glasfasernetz haben. Doch die Telekom als Eigner des Kupfernetzes in Deutschland tritt da nach Ansicht vieler Kritiker auf die Bremse.

Andere Länder beim Glasfaserausbau schon viel weiter

„Frankreich oder Spanien sind beim Glasfaserausbau viel weiter und haben schon eine Versorgungsquote von 80 bis 90 Prozent“, sagt auch Envia-Tel-Geschäftsführer Stephan Drescher. „Wir sind erst bei rund 50 Prozent.“ Nach aktueller Gesetzeslage könne auch nur die Telekom eine DSL-Abschaltung bei der Bundesnetzagentur beantragen. „Da muss der Gesetzgeber erst einmal etwas tun“, sagt Drescher. Er fragt aber auch: „Brauchen wir überhaupt 100 Prozent Glasfaserabdeckung?“ Denn der schleppende Ausbau liege auch daran, dass vielen Verbrauchern die Übertragungsgeschwindigkeit mit der DSL oder VDSL-Technik offenbar ausreicht. Untersuchungen zufolge entscheiden sich laut Drescher nur zwölf Prozent der Telekom-Kunden, die auf Glasfaser umsteigen könnten, dafür.

Sachsen hinkt nochmals hinterher

Dabei Sachsen hinkt beim Glasfaserausbau auch bundesweit noch einmal hinterher. Laut Breitbandatlas des Bundes zur Glasfaserversorgung verfügen im Freistaat derzeit nur rund 29 Prozent der Privathaushalte über einen direkten Glasfaseranschluss. Das reicht im bundesweiten Vergleich nur für Platz 11. Auf Platz eins liegt Hamburg mit mehr als 73 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein (62 Prozent) und Niedersachsen (60 Prozent).

Bundesnetzagentur: DSL wird nicht von heute auf morgen abgeschaltet

Auch die Bundesnetzagentur schätzt ein, dass ein vollständiger Wechsel von Kupfer zu Glasfaser nicht unmittelbar bevorsteht. Das werde sukzessive über einen längeren Zeitraum zunächst auf freiwilliger Basis stattfinden, heißt es. Wenn dann eine Region zu 95 Prozent mit Glasfaser versorgt sei, könne der Netzbetreiber einen Abschaltplan einreichen. Die Haushalte würden dann darüber informiert und hätten noch mindestens ein Jahr Zeit zum Wechseln.

Geschäft mit Rechenzentren brummt

Envia Tel verfügt nach eigenen Angaben in Mitteldeutschland über ein 7000 Kilometer langes Glasfasernetz, das 2024 technisch auf Bandbreiten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde aufgerüstet worden ist. Mit schnellem Internet versorgt werden damit etwa 350 Gewerbegebiete sowie Privathaushalte. Zudem betreibt das Unternehmen ein Datacenter in Leipzig mit Platz für 60.000 Server, das zurzeit weiter ausgebaut wird. An einem weiteren Rechenzentrum, das im Sommer in Hannover in Betrieb gehen soll, ist Envia Tel beteiligt. Darüber hinaus baut das Unternehmen sein Geschäft mit Cyberschutz-Produkten für kleinere und mittlere Unternehmen sowie für Kommunen aus.

Gewinn gesteigert

Envia Tel ist eine Tochter des Energieversorgers Envia M und hat 270 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 74,1 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr: 71,1 Millionen) gemacht und den Jahresüberschuss auf knapp 1,2 Millionen Euro (Vorjahr: 0,7 Millionen) gesteigert. Dieses Jahr rechnet Geschäftsführer Rennert mit einem Anstieg der Erlöse auf 83,6 Millionen Euro. (juerg)

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