Deutsche Hotel-Kette Lindner ist pleite
Der nächste Schock kurz vor Weihnachten: Die deutsche Hotel-Kette Lindner ist pleite. 13 Standorte sind betroffen. Rund 850 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs.
Düsseldorf.Die Lindner Hotels AG aus Düsseldorf hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Unternehmen betreibt Hotels unter anderem in Berlin am Ku‘damm, am Düsseldorfer Airport, in Köln, Frankfurt und auf Sylt, am Hamburger Michel und am Leverkusener Fußballstadion. Zuvor war schon bekannt gegeben worden, dass der Betrieb des Lindner Congress Hotels in Cottbus zum Jahresende eingestellt werden muss. Der Betrieb der anderen Hotels in Deutschland soll aber vorerst fortgeführt werden.
Otto Lindner stand für das deutsche Wirtschaftswunder
Die Lindner Hotels AG wurde 1973 vom Architekten Otto Lindner unter dem Namen Rheinstern-Hotel GmbH & Co. KG gegründet und ist bis heute in Familienbesitz. Das erste Hotel des Unternehmens war das heutige Lindner Congress Hotel am Düsseldorfer Seestern. Dort befindet sich auch der Sitz des Familienunternehmens. Otto Lindner steht für das Wirtschaftswunder in Deutschland. Nach einer Maurer-Lehre holte er das Fachabitur nach, machte eine Lehre als Bauzeichner, studierte dann Architektur und gründete sein eigenes Architekturbüro, aus dem die Lindner-Unternehmensgruppe unter anderem mit der Lindner Hotels AG entstand. Im Jahr 2000 gab er die unternehmerische Verantwortung in die Hände seiner fünf Söhne. Eines der markantesten Gebäude seines Schaffens ist die Zentrale der einstigen Landesbank WestLB in Düsseldorf. Der Firmengründer starb 2020.
Im Laufe der Jahre wurde die Lindner Hotels AG zu einer bedeutenden Hotelgruppe mit über 30 Hotels in sieben europäischen Ländern. 2022 ging Lindner eine strategische Partnerschaft mit der Hyatt Hotels Corporation ein. Von der Insolvenz betroffen sind aber nur die 13 Standorte in Deutschland.
Betrieb soll vorerst weiter laufen
Das Düsseldorfer Amtsgericht hat jetzt Dirk Andres als vorläufigen Insolvenzverwalter benannt. Außerdem soll der Sanierungsexperte Frank Kebekus die Vorstände Frank Lindner und Christoph Scherk als Generalbevollmächtigter unterstützen. Der Gang zum Instanzgericht sei der Familie schwergefallen, zitiert die „Rheinische Post“ aus dem Umfeld der Unternehmer. Während er Insolvenz in Eigenverwaltung sollen nun insbesondere die Pachtverträge neu verhandelt werden, heißt es. Die rund 650 Festangestellten, 96 Auszubildenden und bis zu 100 Aushilfen sind der „Rheinischen Post“ bereits informiert worden. Sie seien ermutigt worden, „die Gäste weiterhin willkommen zu heißen und ihnen mit freundlichem und aufmerksamem Service, mit den bei Lindner gelebten Standards angenehme und komfortable Aufenthalte anzubieten“.
Weniger Buchungen
In der „Rheinischen Post“ benennt Sanierungsexperte Frank Kebekus besonders „Verpflichtungen aus der Vergangenheit“ als Grund für die Insolvenz. Er spricht von hohen Miet-, Energie- und Materialkosten. Außerdem würden Unternehmen und Gäste auch mehrere Jahre nach der Corona-Pandemie weiter zurückhaltend buchen.
Auch Achat-Hotels haben Insolvenz angemeldet
Ende November hatte bereits die Hotelkette Achat, die unter anderem auch Häuser in Chemnitz und Zwickau betreibt, Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Der Betrieb soll aber weiterlaufen. In wenigen Monaten will man neu aufgestellt sein. Als Grund für die finanzielle Schieflage nannte die Kette damals unter anderem die Nachwehen der Corona-Pandemie, die Inflation, Preissteigerungen und das veränderte Buchungsverhalten von Geschäftskunden. (juerg)