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Die Bundesnetzagentur will, dass große Industriebetriebe ihre Produktion künftig am Ökostrom-Angebot ausrichten.
Die Bundesnetzagentur will, dass große Industriebetriebe ihre Produktion künftig am Ökostrom-Angebot ausrichten. Bild: Jens Kalaene/dpa
Wirtschaft regional
27.08.2024

Unternehmen sollen Produktion an Wetter anpassen: Wirtschaft empört über Pläne aus Habeck-Behörde

Die Unternehmen sollen in Deutschland künftig ihre Produktion drosseln, wenn die Sonne nicht scheint und wenig Wind weht. Die Wirtschaft ist erzürnt über diese neuen Pläne der Bundesnetzagentur.

Berlin.

Deutsche Großunternehmen sollen ihre Produktion künftig an der Wetterlage ausrichten. Scheint die Sonne und weht viel Wind, sollen sie die Produktion hochfahren. Als Anreiz dafür sollen sie einen Rabatt auf die zu zahlenden Netzentgelte erhalten. Herrscht indes Windflaute und ist es bedeckt, sollen sie die Fertigung drosseln. Auch dafür sollen sie belohnt werden. Das geht aus Planungen der Bundesnetzagentur zur sogenannten Netzentgeltverordnung hervor. Die Konsultation der Bundesregierung zu diesem Vorschlag soll bis zum 18. September abgeschlossen werden.

Bundesnetzagentur will bisherige Vergünstigung abschaffen

Die Netzagentur, die Robert Habecks Wirtschaftsministerium unterstellt ist,

will eine grundlegende Änderung im Anreizsystem für Großunternehmen durchsetzen. Seit 2005 erhalten diese Großabnehmer in Deutschland Rabatte auf Netzentgelte, wenn sie Strom gleichmäßig über mindestens 7000 Stunden jährlich verbrauchen. Der Grund: Das stabilisiert das Netz - und hilft, Blackouts zu verhindern. Für dieses „Bandlast-Privileg“ werden Netzentgelt-Rabatte von durchschnittlich 80 Prozent gewährt. Laut „Welt“ profitieren davon derzeit etwa 400 industrielle Großverbraucher. Mit der neuen Netzentgelt-Verordnung soll dieses Privileg jedoch abgeschafft werden.

Großverbraucher sollen sich an Ökostrom-Angebot orientieren

Stattdessen sollen künftig Unternehmen belohnt werden, die ihren Stromverbrauch flexibel an das schwankende Ökostrom-Angebot anpassen. Dieser Wechsel von einem gleichmäßigen zu einem flexiblen Verbrauchsverhalten sei notwendig, um die Versorgungssicherheit in einem Energiesystem zu gewährleisten, das zunehmend auf erneuerbare Energien setzt, so die Begründung aus der Bundesnetzagentur. Demnach sei es entscheidend, dass die deutsche Industrie sich diesem neuen System unterordnet, um Risiken für die Stromversorgung zu vermeiden. In einem Brief warnen Wirtschaftsvertreter nun allerdings eindringlich vor diesen Plänen.

Unternehmer: Völlig gaga

Der Wirtschaftsrat der CDU ist empört. In einem Brandbrief an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Netzagentur-Chef Klaus Müller (Grüne) warnt der Verband vor einem „verheerenden Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland“. Das berichtet die „Welt“. „In keinem anderen Industrieland werden die Unternehmen mit fluktuierender, unplanbarer Stromversorgung konfrontiert“, heißt es demnach in dem Brief. „Diese Pläne haben in unserer Mitgliedschaft große Verunsicherung ausgelöst. Es wird befürchtet, dass dies ein Eingeständnis ist, dass in einem System volatiler Stromerzeugung durch Wind- und Solarkraft nicht jederzeit genug Strom zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist.“

Auch Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, ist besorgt. „Unsere Branche leidet jetzt schon unter hohen Stromkosten“, sagte er der „Bild“. „Deshalb müssen auch im neuen System Entlastungen für stromintensive Produktionsprozesse erhalten bleiben. Eine flexible Produktion nach Wetterlage macht technisch und wirtschaftlich nur sehr begrenzt Sinn.“ Christoph Ahlhaus, Chef des Mittelstandsverbands BVMW, wird gegenüber der „Bild“ noch deutlicher: „Wetter-Roulette ist völlig gaga. Maschinen und Anlagen brauchen 365 Tage im Jahr rund um die Uhr verlässlich und bezahlbar Strom.“ (juerg)

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