Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Ältere Diesel-Pkw bald unerwünscht: Wie hier in der Turiner Innenstadt wird die Luftverschmutzung zunehmend zum Gesundheitsproblem. In mehreren Provinzen der norditalienischen Po-Ebene wird es deshalb ab Oktober ein Fahrverbot für Diesel mit Abgasnorm Euro-5 und darunter geben.
Ältere Diesel-Pkw bald unerwünscht: Wie hier in der Turiner Innenstadt wird die Luftverschmutzung zunehmend zum Gesundheitsproblem. In mehreren Provinzen der norditalienischen Po-Ebene wird es deshalb ab Oktober ein Fahrverbot für Diesel mit Abgasnorm Euro-5 und darunter geben. Bild: Alessandro Di Marco/ANSA/dpa
Mobilität
Achtung Autofahrer: Italien führt Diesel-Fahrverbot ein - Was Urlauber jetzt wissen sollten

Tausende Sachsen genießen jedes Jahr ihren Urlaub in Italien. Doch viele, die mit dem Auto anreisen, werden jetzt umplanen müssen. Denn vier beliebte Urlaubsregionen im Norden des Landes haben Diesel-Fahrverbote beschlossen. In Sachsen betrifft das etwa jeden achten Autofahrer.

Chemnitz/Turin.

Italien steht für Dolce Vita, Wein, Pasta, Pizza, atemberaubende Küsten, den Gardasee. Mailand und die Lombardei sind aus Sachsen in gut sieben Stunden mit dem Auto zu erreichen. Doch ab Herbst 2025 werden sich viele Urlauber umorientieren müssen: Denn eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen verbietet ältere Dieselautos.

In Sachsen trifft das Verbot rund jeden achten Autofahrer

Fast ganz Nord-Italien führt ab Oktober 2025 umfassende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 und darunter ein. Nach Recherchen der „Freien Presse“ betrifft das in Sachsen aktuell insgesamt rund 260.000 Autofahrer, also etwa jeden zweiten Dieselfahrer oder rund jeden achten Autofahrer. Bundesweit gibt es rund 6,6 Millionen Pkw-Eigentümer, für die das Fahrverbot gelzten wird. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervor.

Auch viele VW Golf erfüllen nur Abgasnorm Euro 5

Denn viele moderne Autos wie der VW Golf 7 (von 2012 bis 2021) der ersten Baujahre fallen mit ihrer Euro-5-Abgasnorm unter dieses Verbot. Auch viele TDI-Modelle wurden erst mit dem Modelljahr 2015 in die Abgasnorm Euro 6 eingestuft. Betroffen von dem Fahrverbot sind auch viele ältere Diesel-Modelle von zum Beispiel BMW, Mercedes, Skoda, Nissan, Toyota, Mazda, Hyundai, Renault und Opel.

Po-Ebene leidet unter hoher Feinstaubbelastung

Das Fahrverbot für ältere Diesel soll in den norditalienischen Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien verhängt werden. Dadurch soll die Luftverschmutzung in der Po-Ebene reduziert werden. Dieses Gebiet ist nicht nur durch seine von den Alpen abgeschirmte Lage eine der Regionen in Europa, die am stärksten unter Luftverschmutzung leiden. Sie ist auch dicht besiedelt, es gibt dort viel Industrie - und deshalb eine hohe Feinstaubbelastung. Gerade im Winter, wenn zusätzlich auch noch viele Heizungsöfen laufen, werden Grenzwerte vielerorts überschritten. Zugleich zählen diese Regionen in Nord-Italien aber auch zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Europa.

Dunst, Smog und der Rauch aus Schornsteinen: Auch die Innenstadt von Mailand wird immer wieder in einen grauen Luftverschmutzungsnebel gehüllt. Ein Fahrverbot für Diesel soll die Lage nun verbessern helfen.
Dunst, Smog und der Rauch aus Schornsteinen: Auch die Innenstadt von Mailand wird immer wieder in einen grauen Luftverschmutzungsnebel gehüllt. Ein Fahrverbot für Diesel soll die Lage nun verbessern helfen. Bild: Claudio Furlan/LaPresse/dpa

Das gilt in den Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien künftig

Ursprünglich hatten die verschärften Diesel-Regelungen bereits 2023 umgesetzt werden sollen, doch wurde diese Maßnahme um zwei Jahre verschoben. Nun sollen die neuen Fahrverbote in großen Regionen im Norden Italiens zum 1. Oktober in Kraft treten. Betroffen davon sind alle Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern. Es gibt aber im Umfang und der Dauer der Fahrverbote Unterschiede - und zwar laut ADAC wie folgt:

Piemont: Das Fahrverbot gilt zunächst erstmals vom 1. Oktober 2025 bis zum 15. April 2026, danach jährlich vom 15. September bis zum 15. April. Betroffen sind unter anderem Turin, Asti und Alessandria: Dort ist die Fahrt mit Dieseln mit Abgasnorm 5 oder schlechter werktags zwischen 8:30 und 18:30 Uhr untersagt.

Lombardei: Dort sind die Fahrverbote für ältere Diesel ab dem 1. Oktober 2025 dauerhaft wirksam – und zwar täglich von 7.30 bis 19.30 Uhr. Zu den betroffenen Gebieten zählen unter anderem Mailand, Monza, Brescia, das Umland besagter Städte, der Comer See und der westliche Gardasee.

Emilia Romagna: Dauerhaftes Fahrverbot ab 1. Oktober 2025 an Werktagen (Montag bis Freitag), jeweils tagsüber von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Das gilt für Bologna und für die Umgebung in Städten der Po-Ebene mit mehr als 30.000 Einwohnern. In Städten der Po-Ebene mit mehr als 30.000 Einwohnern werden Euro-5-Diesel ebenfalls ab Oktober verboten.

Venetien: Das Dieselverbot ist für größere Städte wie Verona oder Padua geplant, dauerhaft ab Oktober 2025.

Diese Strafen drohen bei Verstößen

Verstöße gegen die Fahrverbote werden mit hohen Bußgeldern geahndet. Diese beginnen laut ADAC bei 168 Euro. Wer mehrfach gegen das Verbot verstößt, riskiert zudem ein Fahrverbot von bis zu einem Monat. Das legt Artikel 7 Absatz 13 der italienischen Straßenverkehrsordnung fest. Noch nicht ganz klar ist, ob das Auto bei einer Kontrolle auch festgesetzt werden dürfte.

In Italien gibt es keine landesweite Umweltplakette. Das wird Kontrollen erschweren. Dadurch ist aber niemand gefeit vor den Strafen. In Italien verhängte Bußgelder werden inzwischen in der Regel auch in Deutschland vollstreckt.

Hier ist die Abgasnorm zu finden

Autofahrer finden die Abgasnorm, die ihr Pkw erfüllt, im Fahrzeugschein im Feld 14.1. Alternativ hilft auch die COC-Bescheinigung (Certificate of Conformity) oder die Fahrgestellnummer bei der Fahrzeugabfrage auf den Herstellerseiten. Autos der Abgasnorm 5 haben in der Regel eine grüne Plakette an der Windschutzscheibe kleben.

In Deutschland nur wenige Verbotszonen

In Deutschland gibt es aktuell nur wenige Zonen, in denen Euro-5-Diesel nicht mehr fahren dürfen. In Hamburg und in Berlin sind sie inzwischen schon wieder aufgehoben worden. In Darmstadt gilt seit 2019 auf zwei Straßen (Hügelstraße und Heinrichstraße) für Diesel Euro 1 bis 5 und Benziner Euro 1 und 2 ein Fahrverbot. In München ist der gesamte mittlere Ring seit 2023 für Diesel 4 und schlechter Sperrgebiet. In Stuttgart müssen in einer großflächigen Umweltzone im Stadtgebiet Diesel Euro 4 und schlechter draußen bleiben, in der Innenstadt gilt das auch für Euro 5. Momentan sind für Deutschland keine weiteren Verbote im Gespräch.

ADAC: Keine Nachrüst-SCR-Kats für Diesel-Pkw mehr

Für einige ältere Dieselmodelle gab es zwar Nachrüstlösungen mit SCR-Katalysator, die den Stickoxid-Ausstoß senken. Wer eine solche Umrüstung nachweisen konnte, bekam oft eine Ausnahmegenehmigung. Allerdings gibt es laut ADAC nur noch Angebote für Kleintransporter und Wohnmobile. Alle bisherigen Anbieter hätten mit Stand Januar 2025 ihre Nachrüstprogramme für Pkw wieder eingestellt, so der Automobilclub. „Offenbar war die Nachfrage zu gering, für die Nachrüster scheint sich das Ganze nicht mehr gerechnet zu haben.“ (juerg)

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Das könnte Sie auch interessieren
02.05.2025
6 min.
Neuer Klimadiesel: Warum HVO100 fast ein Jahr nach Einführung immer noch rar an Sachsens Tankstellen ist
Die automatische Tankpool24-Station an der Jagdschänkenstraße in Chemnitz ist eine der wenigen Tankstellen in Sachsen, an denen der neuartige Diesel HVO100 getankt werden kann.
Er wurde als klimafreundlicher Diesel gepriesen und soll den CO2-Ausstoß von Verbrennern im Vergleich zu fossilem Diesel drastisch senken. Dass er Startschwierigkeiten hat, liegt nicht nur am Preis.
Andreas Rentsch
12.06.2025
5 min.
„Lasst die in Berlin über Brandmauern und Unvereinbarkeitsbeschlüsse reden“: Wie Kretschmer vor Sachsens Bürgermeistern auftrat
Sachsens Ministerpräsident seit Dezember 2017: Michael Kretschmer (CDU).
Die finanzielle Lage vieler Kommunen ist angespannt – und auch der Landeshaushalt für 2025/26 ist noch nicht beschlossen. Welchen Stand hatte der Ministerpräsident als Gast beim Städte- und Gemeindetag?
Tino Moritz
21:00 Uhr
2 min.
Amtsgericht Zwickau: Gefälschtes Rezept über Cannabisrezepte, Lebensgefährtin um 28.000 Euro betrogen und Katzen nicht artgerecht gehalten
In der nächsten Woche finden 72 Prozesse in Straf- und Bußgeldsachen statt.
Die „Freie Presse“ informiert über Gerichtsverhandlungen, die in der kommenden Woche stattfinden. Die Verhandlungen sind öffentlich und finden am Amtsgericht, Humboldtstraße 1, statt.
Frank Dörfelt
11.06.2025
4 min.
Warum dieses Erdbeerfeld im Erzgebirge nur einen Tag geöffnet hatte – und wie es weitergeht
Stefanie Gahler und ihre Kinder Tim und Hannah gehörten zu den ersten Selbstpflückern auf dem Erdbeerfeld in Lauter. 850 Gramm waren ihre Ausbeute.
Einen halben Tag lang konnte auf dem großen Erdbeerfeld in Lauter diese Woche fleißig gepflückt werden. Inzwischen ist es mit dem Selbstpflücken aber schon wieder vorbei. Wann geht es weiter? Und was zahlen Erdbeer-Fans eigentlich dieses Jahr?
Anna Neef
21:00 Uhr
2 min.
Liveticker vom Kosmos-Festival Chemnitz: Jetzt knallt’s mit Team Scheisse
Live
Auftritt von Team Scheisse beim Kosmos-Festival: Mikros an, Stimmung da – Chemnitz zeigt sich textsicher.
Erstmals ein ganzes Wochenende lang verwandelt sich das Chemnitzer Stadtzentrum in eine Festival-Fläche. Noch bis Sonntag werden zehntausende Besucher erwartet. In unserem Liveticker gibt es alle Updates zu Programm, Bühnen und Line Up des Festivals.
Freie Presse
12.06.2025
2 min.
So viele alte Verbrenner sind noch in Sachsen unterwegs
Radfahrer in den Dieselqualm eines Kleinwagens: Diese Abgase möchte niemand einatmen.
Je nach Zulassungsregion liegt die Quote der Autos mit tendenziell veralteter Abgastechnik bei bis zu 30 Prozent. Eine Stadt in Grenznähe sticht selbst im Bundesvergleich heraus.
Andreas Rentsch
Mehr Artikel