Tausende Sachsen genießen jedes Jahr ihren Urlaub in Italien. Doch viele, die mit dem Auto anreisen, werden jetzt umplanen müssen. Denn vier beliebte Urlaubsregionen im Norden des Landes haben Diesel-Fahrverbote beschlossen. In Sachsen betrifft das etwa jeden achten Autofahrer.
Italien steht für Dolce Vita, Wein, Pasta, Pizza, atemberaubende Küsten, den Gardasee. Mailand und die Lombardei sind aus Sachsen in gut sieben Stunden mit dem Auto zu erreichen. Doch ab Herbst 2025 werden sich viele Urlauber umorientieren müssen: Denn eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen verbietet ältere Dieselautos.
In Sachsen trifft das Verbot rund jeden achten Autofahrer
Fast ganz Nord-Italien führt ab Oktober 2025 umfassende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 und darunter ein. Nach Recherchen der „Freien Presse“ betrifft das in Sachsen aktuell insgesamt rund 260.000 Autofahrer, also etwa jeden zweiten Dieselfahrer oder rund jeden achten Autofahrer. Bundesweit gibt es rund 6,6 Millionen Pkw-Eigentümer, für die das Fahrverbot gelzten wird. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervor.
Auch viele VW Golf erfüllen nur Abgasnorm Euro 5
Denn viele moderne Autos wie der VW Golf 7 (von 2012 bis 2021) der ersten Baujahre fallen mit ihrer Euro-5-Abgasnorm unter dieses Verbot. Auch viele TDI-Modelle wurden erst mit dem Modelljahr 2015 in die Abgasnorm Euro 6 eingestuft. Betroffen von dem Fahrverbot sind auch viele ältere Diesel-Modelle von zum Beispiel BMW, Mercedes, Skoda, Nissan, Toyota, Mazda, Hyundai, Renault und Opel.
Po-Ebene leidet unter hoher Feinstaubbelastung
Das Fahrverbot für ältere Diesel soll in den norditalienischen Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien verhängt werden. Dadurch soll die Luftverschmutzung in der Po-Ebene reduziert werden. Dieses Gebiet ist nicht nur durch seine von den Alpen abgeschirmte Lage eine der Regionen in Europa, die am stärksten unter Luftverschmutzung leiden. Sie ist auch dicht besiedelt, es gibt dort viel Industrie - und deshalb eine hohe Feinstaubbelastung. Gerade im Winter, wenn zusätzlich auch noch viele Heizungsöfen laufen, werden Grenzwerte vielerorts überschritten. Zugleich zählen diese Regionen in Nord-Italien aber auch zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Europa.


Das gilt in den Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien künftig
Ursprünglich hatten die verschärften Diesel-Regelungen bereits 2023 umgesetzt werden sollen, doch wurde diese Maßnahme um zwei Jahre verschoben. Nun sollen die neuen Fahrverbote in großen Regionen im Norden Italiens zum 1. Oktober in Kraft treten. Betroffen davon sind alle Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern. Es gibt aber im Umfang und der Dauer der Fahrverbote Unterschiede - und zwar laut ADAC wie folgt:
Piemont: Das Fahrverbot gilt zunächst erstmals vom 1. Oktober 2025 bis zum 15. April 2026, danach jährlich vom 15. September bis zum 15. April. Betroffen sind unter anderem Turin, Asti und Alessandria: Dort ist die Fahrt mit Dieseln mit Abgasnorm 5 oder schlechter werktags zwischen 8:30 und 18:30 Uhr untersagt.
Lombardei: Dort sind die Fahrverbote für ältere Diesel ab dem 1. Oktober 2025 dauerhaft wirksam – und zwar täglich von 7.30 bis 19.30 Uhr. Zu den betroffenen Gebieten zählen unter anderem Mailand, Monza, Brescia, das Umland besagter Städte, der Comer See und der westliche Gardasee.
Emilia Romagna: Dauerhaftes Fahrverbot ab 1. Oktober 2025 an Werktagen (Montag bis Freitag), jeweils tagsüber von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Das gilt für Bologna und für die Umgebung in Städten der Po-Ebene mit mehr als 30.000 Einwohnern. In Städten der Po-Ebene mit mehr als 30.000 Einwohnern werden Euro-5-Diesel ebenfalls ab Oktober verboten.
Venetien: Das Dieselverbot ist für größere Städte wie Verona oder Padua geplant, dauerhaft ab Oktober 2025.
Diese Strafen drohen bei Verstößen
Verstöße gegen die Fahrverbote werden mit hohen Bußgeldern geahndet. Diese beginnen laut ADAC bei 168 Euro. Wer mehrfach gegen das Verbot verstößt, riskiert zudem ein Fahrverbot von bis zu einem Monat. Das legt Artikel 7 Absatz 13 der italienischen Straßenverkehrsordnung fest. Noch nicht ganz klar ist, ob das Auto bei einer Kontrolle auch festgesetzt werden dürfte.
In Italien gibt es keine landesweite Umweltplakette. Das wird Kontrollen erschweren. Dadurch ist aber niemand gefeit vor den Strafen. In Italien verhängte Bußgelder werden inzwischen in der Regel auch in Deutschland vollstreckt.
Hier ist die Abgasnorm zu finden
Autofahrer finden die Abgasnorm, die ihr Pkw erfüllt, im Fahrzeugschein im Feld 14.1. Alternativ hilft auch die COC-Bescheinigung (Certificate of Conformity) oder die Fahrgestellnummer bei der Fahrzeugabfrage auf den Herstellerseiten. Autos der Abgasnorm 5 haben in der Regel eine grüne Plakette an der Windschutzscheibe kleben.
In Deutschland nur wenige Verbotszonen
In Deutschland gibt es aktuell nur wenige Zonen, in denen Euro-5-Diesel nicht mehr fahren dürfen. In Hamburg und in Berlin sind sie inzwischen schon wieder aufgehoben worden. In Darmstadt gilt seit 2019 auf zwei Straßen (Hügelstraße und Heinrichstraße) für Diesel Euro 1 bis 5 und Benziner Euro 1 und 2 ein Fahrverbot. In München ist der gesamte mittlere Ring seit 2023 für Diesel 4 und schlechter Sperrgebiet. In Stuttgart müssen in einer großflächigen Umweltzone im Stadtgebiet Diesel Euro 4 und schlechter draußen bleiben, in der Innenstadt gilt das auch für Euro 5. Momentan sind für Deutschland keine weiteren Verbote im Gespräch.
ADAC: Keine Nachrüst-SCR-Kats für Diesel-Pkw mehr
Für einige ältere Dieselmodelle gab es zwar Nachrüstlösungen mit SCR-Katalysator, die den Stickoxid-Ausstoß senken. Wer eine solche Umrüstung nachweisen konnte, bekam oft eine Ausnahmegenehmigung. Allerdings gibt es laut ADAC nur noch Angebote für Kleintransporter und Wohnmobile. Alle bisherigen Anbieter hätten mit Stand Januar 2025 ihre Nachrüstprogramme für Pkw wieder eingestellt, so der Automobilclub. „Offenbar war die Nachfrage zu gering, für die Nachrüster scheint sich das Ganze nicht mehr gerechnet zu haben.“ (juerg)