Glasklare Bäche, heiße Thermen und die Goldene Straße. Das Nürnberger Land hat sowohl für Abenteurer als auch für Zeitreisende einiges im Angebot. Wie sieht es bei einem Urlaub mit Kind aus?
Als langjährige Ostseeurlauber wollten wir dieses Jahr mal was anderes ausprobieren. Verregnete Tage mit Stau auf der Verbindungsstraße und übervolles Karls-Erdbeerland hatten wir ausreichend genießen dürfen. Das Mittelmeer mit Hitzewellen und langer Anreise war jetzt auch nicht die optimale Alternative.
Mut zur Nähe, sagten wir uns. Die Sächsische Schweiz wäre jetzt zu nah gewesen, aber die Fränkische Schweiz ist mit Bayern immerhin ein anderes Bundesland. Südlich von Bayreuth, keine zwei Stunden mit dem Auto, ist man da und wird von mittelgebirgischen Bergen und mittelalterlichen Städtchen empfangen.
Wanderfreunde können die Region auf den „Seven Summits“ entdecken und damit auf überschaubaren Touren zwischen zwei und vier Stunden die sieben höchsten Gipfel des Nürnberger Landes bezwingen. Alles überschaubar, die höchste Erhebung ist die Burg Hohenstein mit 634 Metern.
Aber für uns Ostseeurlauber erstmal zu hoch. Meine Tochter und ich wollten es entspannter angehen und haben uns tierische Unterstützung bei Bernhard Dorn geholt. Er betreibt in Pommelsbrunn eine kleine Tierfarm und bietet Lama-Wanderungen in den Wäldern im Pegnitztal an.
Wir haben Paula und Peppita bekommen, zwei erfahrene Wander-Mädels. Meine Tochter hatte mit Peppitta mehr Glück, das Lama-Junge trabte mit einem Lächeln um’s Maul einfach neben der Zehnjährigen her. Lama-Dame Paula war etwas launischer. Zugegeben, ich hatte sie beim Frühstücken gestört. Sie wollte am Anfang der Tour erstmal fressen, ob Lindenblätter von oben, Sträucher von der Seite oder Gras von unten. Mit der Zeit legte sich ihr Hunger aber und sie wanderte zufrieden mit.
Eine andere Möglichkeit, in die Region einzutauchen, ist eine Kajaktour auf der Pegnitz. Kanu Chris, der eigentlich Christian Friedl heißt und seit vielen Jahren Touren auf der Pegnitz anbietet, hat uns Anfängern einen Start in Rupprechtstegen am Oberlauf des Flusses empfohlen. Von dort haben wir uns auf dem glasklaren Wasser an Kletterfelsen und Fachwerk vorbeitreiben lassen.
Weiter flussabwärts mussten wir dann öfters zum Paddel greifen, um einige Stromschnellen zu meistern. Alles machbar. Auch die Wehre, vor denen man das Kajak herausziehen muss, sind dank befestigter Plattformen kein Problem. Es gibt sogar Schienen aus Holzstämmen, auf denen man sein Kajak bequem um das Wehr ziehen kann.
So, erstmal genug Bewegung. Man muss im Urlaub auch mal was für die Bildung tun. Und da gibt es im Nürnberger Land einiges zu entdecken. Denn mitten durch die Region führte mit der „Goldenen Straße“ eine Handelsverbindung von Nürnberg bis nach Prag. Die Orte auf der Verbindung bekamen Sonderrechte und entwickelten sich durch den Handel entsprechend gut.
Lauf an der Pegnitz war die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor dem Einzug in die Reichsstadt Nürnberg. Wofür man heute mit dem Auto unter eine Stunde braucht, war mit früher mit einem Ochsenkarren an einem Tag zu schaffen. Das alles lernt man bei Stadtführer Rolf Hoffmeyer, der uns zur Begrüßung erstmal eine tschechische Krone mit dem doppelschwänzigen Löwen in die Hand drückt.
Das alte Wappensymbol Böhmens hat Kaiser Karl der IV. in der Region an mehreren Orten hinterlassen. Im Jahr 1353 erwarb er die Oberpfalz und Gebiete an der Pegnitz. Mit der „Goldenen Straße“ richtete er eine der wichtigsten Handelsverbindungen des Mittelalters ein. In Lauf ließ Karl der IV. auf der Pegnitzinsel die Wenzelsburg errichten. Über zwei Holzbrücken kommen die Besucher heute auf die Burg, über deren Eingangstor auch der doppelschwänzige Löwe wieder auftaucht.
In Lauf gibt es auch ein Industriemuseum. Es befindet sich in einer alten Ventilkegelfabrik Dietz & Pfriem, in der noch bis 1991 produziert wurde. Die Maschinen an den Arbeitsplätzen, die über Riemen angetrieben wurden, sind originalgetreu erhalten. In den anderen Häusern entlang der Pegnitz kann man Wohnungen aus der Wirtschaftswunderzeit erkunden, historische Dampfmaschine und Getreidemühlen und ein Eisenhammerwerk bestaunen, das durch Wasserräder angetrieben wird.
In den vergangenen Jahren wurden 20 Mitmachstationen im Museum aufgebaut, an denen Kinder technische Zusammenhänge spielerisch lernen können. Wir haben Strom für eine Rennbahn durch Drehen selbst produziert oder die Ventile einer Dampfmaschine an einem Modell eingestellt, so dass die Kraft richtig übertragen wurde. Ein lockerer Lerneffekt, fanden wir. Und genau das sollte es ein. „Damit hat sich die Verweildauer deutlich erhöht“, sagt der stellvertretende Museumsdirektor Peter Kraus.
Ein guter Abschluss einer Reise ins Nürnberger Land ist ein Besuch der Therme in Hersbruck. Das Thermalwasser soll nachweislich älter als 40.000 Jahre und hochmineralisiert sein. Das staatlich anerkannte Wasser hat am Brunnenkopf 27 Grad, für die Außenbecken wird es auf 36 Grad erwärmt. Wer es noch heißer mag, geht in eine der sieben Saunen.
Beim dritten Aufguss haben wir beschlossen, dass wir wiederkommen werden, mit dem Fahrrad im Kofferraum. Denn durch die Täler im Nürnberger Land führen schöne Radwege. Es gibt 20 Rundtouren, die thematisch unterschiedlich angelegt sind – angefangen von einer Hopfenradtour über eine Kulturradrunde bis zur Pegnitzterrassen-Tour. Wer Nürnberg ohne Auto entdecken will, kann von Lauf an der Pegnitz ebenfalls mit dem Fahrrad fahren – in etwa 2,5 Stunden ist man da, deutlich schneller als mit dem Ochsenkarren. (cma)
In knapp zwei Stunden ist man da
Mit dem Auto fährt man über die A72 und die A9 nach Süden. Südlich von Bayreuth beginnt nach knapp zwei Stunden gemütlicher Fahrt das Nürnberger Land.
Mit dem Zug geht es mit dem RE3 bis Hof und von dort mit dem RE30 bis Neuhaus an der Pegnitz. Von Neuhaus fährt der RB 30 Richtung Nürnberg über Herbsbruck und Lauf.
Essen: Gaststätten sind für bayerische Verhältnisse günstig. Ein typisches Gericht ist „Schäuferle“, also Schweineschulter, mit Klößen oder fränkische Bratwurst. Dazu ein frisches fränkisches Helles. In einigen Gaststätten gibt es eine extra Karte „Heimat aufm Teller“ mit Zutaten aus der Region.
Übernachtung: Hotels wie das Landgasthaus „Weißes Lamm“ in Engelthal bieten Einzelzimmer ab 78 Euro und Doppelzimmer ab 102 Euro. Immer nach Sonderangeboten schauen, in diesem Hotel 242 Euro für ein ganzes Wochenende mit Halbpension.
Reisezeit: Ins Nürnberger Land können Geschichtsinteressierte das ganze Jahr fahren. Wer viel Outdoor-Aktivitäten machen will, sollte sich auf die wärmeren Monate von Frühjahr bis Herbst fokussieren.
Kanufahren: Ein Einer-Kajak kostet bei www.kanuchris.de 40 Euro pro Tag, ein Zweier-Kajak 55 Euro.
Eine Lama-Wanderung bei Reckenberg Lamas (Telefon 09154 1668) kostet 25 Euro.
Industriemuseum Lauf: Am zweiten und dritten Novemberwochenende finden im Industriemuseum die Laufer Dampfmodelltage statt, bei der rund 60 Aussteller aus Deutschland und Österreich ihre Modelle zeigen.
Die Reise wurde unterstützt von Nürnberger Land Tourismus www.urlaub.nuernberger-land.de







