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Hier sitze ich, hier will ich's tun
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Nach einer längeren Auszeit (Urlaub) werte ich die ersten Anliegen von Lesern zwischen zehn und zwölf immer als eine Art von Aufwärmphase, in der ich mit besonders viel heiterer Gelassenheit und noch mehr Geduld auf Kritik, Meinungsäußerungen und manchmal nicht immer wirklich nachvollziehbare Fragen reagieren möchte. Das habe ich auch diesmal wieder versucht, muss aber leider gestehen, dass es mir nicht immer mit der gleichen Entschlossenheit tatsächlich dann auch gelungen ist. Folgende Beispiele mögen deutlich machen, was ich damit meine:
Episode 1: Er habe in der Zeitung gelesen, dass das Schließen von Rollläden das probateste Mittel gegen Wärme von außen sei, meinte ein Leser, und deshalb habe er sich entschlossen, sich mal zu melden, weil er da gerne einen Einwand loswerden möchte. Der Mann meinte: "Es wird nämlich nicht bedacht, dass sich zwischen Fenster und Rollläden die Hitze staut. Ich nehme an, dass die Temperatur hinter dem Rollladen abhängig von der Raumtemperatur und der Intensität der Sonneneinstrahlung bis auf ca. 50 Grad und mehr steigen kann. Je nach Fensterausführung wird ein Teil dieser Wärme über die Glasflächen in den Raum übertragen. Vielleicht wäre es besser, einmal zu messen, ob ein leichtes Öffnen der Rollläden, gerade so dass die Lüftungsschlitze in den Lamellen offen liegen, einen besseren Effekt bringt."
Episode 2: "Ich bin nicht rechts, ich bin in keiner Partei und ich habe großen Respekt vor allen Religionen", meinte eines Lesern und begann die Schilderung ihres Problems mit den Worten: "Aber das geht zu weit." Sie sei kürzlich mit ihren Kindern im Freibad gewesen, als eine offensichtlich muslimische Frau ins Wasser gekommen sei. "Und stellen Sie sich das mal vor", meinte die Frau, "vollständig bekleidet und mit Kopftuch". Die Gründe, warum sie sich darüber geärgert habe, möchte ich nicht wiederholen, ich bitte um Nachsicht. Nur die Konsequenzen, die nach Ansicht der Leserin unausweichlich seien, möchte ich noch wiedergeben: "Ich wende mich an alle Volksvertreter: Das muss verboten werden."
Episode 3: Auch wenn mir bereits nach wenigen Sekunden klar ist, dass ich dem Leser nicht weiterhelfen kann und er sich mit seiner Beschwerde an eine Stelle außerhalb der Zuständigkeiten einer Tageszeitung wenden muss, lasse ich die Anrufer in der Leitung immer ausreden und unterbreche sie nicht. Fast fünf Minuten lang hat mir ein Mann von seinen schlimmer Erlebnissen erzählt bei dem Versuch, eine Reise mit einem Fernbus zu unternehmen; der Anbieter ist bekannt, er spielt aber eigentlich in diesem Zusammenhang keine Rolle. Die Probleme des Reisen fingen bei dem Kauf einer Fahrkarte an, die er mit der Post bekommen sollte, aber die nie bei ihm ankam, gingen über die Verspätung bei der Abfahrt und dem Verpassen eines Anschlussbusses weiter und hörten schließlich auf bei der Gewissheit auf, dass es keine Garantie für freundliche Busfahrer und gut funktionierende Klimaanlagen gibt. Seinen Monolog beendete er mit dieser Erkenntnis: "Eins weiß ich ganz gewiss: Das nächste Mal fahre ich wieder mit der Bahn." Mein Kommentar dazu hat ihn aber tatsächlich, was mich total überrascht hat angesichts seine Redeflusses zuvor, mehrere Sekunden lang sprachlos gemacht: "Gute Idee", habe ich gesagt.
Episode 4: In meiner Kolumne "Endlich Auszeit" hatte ich um Verständnis dafür geworben, nachdem mehr als 50 Leser sich deswegen an mich gewandt und ihren Unmut zum Ausdruck gebracht hatten, weil das tägliche Kreuzworträtsel seit einigen Monaten über die Seitenmitte hinausragt und man deswegen das Blatt nicht mehr einfach in der Mitte falten kann, sondern darüber hinaus einen neuen Knick produzieren muss, um nicht die gesamte Seite vor sich auf dem Tisch zu haben, dass man sich leider damit abfinden sollte, weil sich vorerst daran nichts ändern wird. Was soll ich sagen: Sieben Leser haben mich (teilweise heftig) dafür gescholten, weil sie es nicht einsehen wollten, auf dieses fehlenden Falten in der Seitenmitte verzichten zu müssen. Ich schreibe jetzt über dieses Phänomen nur deshalb, weil das eine Argument einer Leserin für mich neu war und ich nicht leugnen konnte, dass es eine gewisse Aussagekraft hatte. Die Frau meinte: "Es gibt Mitmenschen, die sich das Kreuzworträtsel auf der Toilette auf die Knie legen wollen, um es in aller Ruhe zu lösen."
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