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Im Keller darf gelacht werden
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Als ich heute (sächsisch) um dreiviertel Sechs (für mich um viertel vor Sechs, ich werde es nie verstehen und wohl deshalb auch nie wirklich in meinem Sprachgebrauch übernehmen) die Zeitung aus dem Briefkasten zog und noch, während ich zurück in die Wohnung ging, mir die Titelseite anschaute, hatte ich so etwas wie ein Geruchs- und Geschmacks-Déjà-vu, weil ich das Wort "Hagebuttentee" las und die Glastasse mit einer braunen Flüssigkeit sah und mir sofort dank aller meiner mir zur Verfügung stehenden Synapsen eine ganze Flut von Bildern aus der Zeit meiner drei Krankenhaus- und Kurklinikaufenthalte vor zehn Jahren vor meinem inneren Auge erschien und mich in eine Weise in Beschlag nahm, wie ich sie höchst selten erlebt habe, weil ich tief durchatmen musste, damit mir nicht schlecht wurde. (Und ja, ich liebe lange Sätze mit vielen Nebensätzen bis zum vierten Grad oder darüber hinaus.) Und dann, nachdem ich die Glosse auch gelesen hatte, war ich mir ganz sicher: Besser, als wie es meiner Kollegin hier gelungen ist, kann man die Essensversorgung in stationären Gesundheitseinrichtungen wohl kaum auf den Punkt bringen, und ich habe eine ganz Weile mir ein Grinsen deswegen nicht verkneifen können.
Doch dann das: Zwei Leser (also tatsächlich männlich) und eine Leserin sind heute zwischen zehn und zwölf im wahrsten Sinne des Worten buchstäblich über mich hergefallen, weil sie diesen Artikel "Auf der Hagebuttenstation" auf der Titelseite der heutigen Ausgabe für eine "bodenlose Unverschämtheit" und "Boulevardjournalismus der untersten Schublade" halten, während die Frau sagte: "Schämen sollten Sie sich, junger Mann, in diesen Zeiten auch noch auf das Personal in Krankenhäusern rumzuhacken." Alle drei gaben mir mit viel Nachdruck zu verstehen, dass sie in der jüngeren Vergangenheit über einen längeren Zeitraum in einer Klinik gelegen hätten und dort wunderbar und abwechslungsreich mit Essen und Getränken versorgt worden wären. Der eine Anrufer forderte sogar eine Gegendarstellung. Allen habe ich gesagt: "Es handelt sich hier um eine Glosse, die immer vor allem satirisch und mitunter sogar auch polemisch sein darf, das liegt in ihrem Wesen, das macht sie aus." Die drei Leute reagierten ähnlich, der zweite Mann darf es aussprechen: "Erzählen Sie mir doch keinen ..." Und ich bin mal wieder in meiner Einschätzung bestärkt worden, dass manche Menschen zum Lachen in den Keller gehen, und damit ist nicht der tägliche Artikel im "ganz unten" auf der Titelseite der "Freien Presse" gemeint.
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