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Also ich kann die Schweiz verstehen
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Zunächst mal diese (jetzt gerade mal wichtige) Information über mich: Ich war in meinem Leben nur ein einziges Mal in der Schweiz, allerdings habe ich nur ein vage Erinnerung daran, denn ich war sieben Jahre alt, als meine Eltern mit mir und meinen Geschwistern zum Rheinfall bei Schaffhausen gefahren sind, damit wir Kinder die tosenden Wassermassen bestaunen konnten. Warum das wichtig ist? Zum einen bedauere ich dies tatsächlich gerade besonders, während ich zum anderen heute bei drei Gesprächen mit Lesern die Schweiz verteidigt habe. Darum ging es:
Den Anrufern ging es nämlich darum, dass sie sich (mit emotionalem Nachdruck angesichts dieser pekuniären Dimension) auf die Seite meines Kollegen geschlagen haben, der in seinem Kommentar "Beschämend" (heute auf der Seite 4) zum Ausdruck gebracht hat, dass man mit Molkereimogul Theo Müller nicht einem Unternehmer die höchste Auszeichnung des Landes verleihen kann, der in die Schweiz ausgewandert ist, weil eines Tages, wenn seine Kinder sein Vermögen von geschätzten 3,3 Milliarden Euro erben oder er ihnen alles vorher schenkt, nicht rund 200 Millionen an Erbschafts- oder Schenkungssteuer an den Fiskus fließen sollen. In diesem Punkt waren die drei Leser und ich uns einig: Die Vergabe der Auszeichnung ist falsch, der Mann ist ein bleibt ein Steuerflüchtling, was zwar nicht verboten ist, aber moralisch ganz einfach nicht in Ordnung. In einem anderen Punkt habe ich mit den Leuten kontrovers diskutiert, denn sie meinten einhellig, dass sie selbst so etwas niemals tun würden, während ich ihnen ins Ohr gesagt habe: "Doch, das würden Sie vermutlich, wenn Sie die Gelegenheit hätten, denn bei 200 Millionen Euro stößt das vermeintlich schlechte Gewissen an seine Grenzen." (Gern hätte ich sie gefragt, ob sie bei ihrer Steuererklärung immer ehrlich sind, aber das habe ich mich dann doch nicht getraut.)
In diesem Punkt aber habe ich vehement darauf bestanden, im Recht zu sein, denn ein Anrufer formulierte es so: "Auch die Schweiz sollte sich schämen, dass sie solchen Leuten diesen Unterschlupf überhaupt erst möglich macht, und sie sollte ihre Steuergesetze endlich ändern, um dem einen Riegel vorzuschieben." Das aber sehe ich ganz anders und habe dazu gesagt: "Nein, die Schweiz hat wohl kein Problem mit ihren Gesetzen zum Einzug von Steuern und kommt damit offenbar als Staat wunderbar zurecht, also warum sollte sie etwas ändern? Etwa auch aus moralischen Gründen?" Mit einem Anrufer habe ich mich darauf verständigen können, dass Deutschland beziehungsweise Europa ihre Finanzgesetze ändern muss, damit eine die Steuerflucht nicht mehr möglich ist, während die anderen beiden Leser darauf beharrten, es aber anderes formulierten: Die Schweiz macht etwas falsch, das gehört sich nicht. Durchaus etwas provozierend habe ich beiden geantwortet: Also ich mag die Schweiz, und in Gedanken hinzugeführt: Auch wenn ich bislang nur den Rheinfall kenne.
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