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Wenn mein Faden mal reißt ...
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Gegenüber Lesern am Telefon habe ich vor einigen Wochen, als Marco Wanderwitz (mehr oder weniger laut) über das unzureichende oder fehlende Demokratieverständnis von Menschen, die in der DDR aufgewachsen und politisch und gesellschaftlich erzogen beziehungsweise gebildet wurden, nachgedacht und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hat, meine eigene Meinung für mich behalten. Wohl wissend, dass ich, wenn ich sie mit den Leuten geteilt hätte, deren Wut über den Ostbeauftragten der Bundesregierung in Unermessliche vergrößert hätte, woran mir eigentlich nicht gelegen war und ist. Anders in diesem Fall: Bei den Gesprächen mit Leuten über den Streik der Lokführer habe ich mehrfach und mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass das Mittel eines Arbeitskampfs zur Durchsetzung von Forderungen bei Verhandlungen über Tarifverträge ein Grundrecht ist und deshalb zu den Eckpfeilern des Fundaments einer Demokratie gehört, und dass niemand das Recht hat, nur weil er darunter zu leiden hat, dass Bahn nicht fahren und Züge über einen längeren Zeitraum ausfallen, die Lokführer und schon gar nicht den Chef der GDL, Claus Weselsky, persönlich zu verunglimpfen oder sogar zu beleidigen. Was soll ich sagen, ohne großen Erfolg, der Unmut wegen des Streiks suchte sich weiter ungebremst einen Kanal, weshalb ich dann ein paar Mal darauf hingewiesen habe, dass nun alles gesagt sei von dem, was ich bereit wäre, mir anzuhören, und ich von den Leuten in der Leitung demnächst einen Leserbrief erwarte, von dem ich weiß, dass er nie bei mir eintreffen wird, denn es ist bekanntlich einfach, loszupoltern, wenn man sich ärgert, als mit Namen in der Zeitung dazu zu stehen. Diesen Blogeintrag habe ich nur aus einem Grund geschrieben, es ist ein Geständnis, dass ich ablegen möchte, denn bei einer Unterhaltung habe ich heute tatsächlich meinen Geduldsfaden reißen lassen und dem Leser gesagt, was ich von dem halte, was er mir gerade mitgeteilt hat, dieser Satz war es: "In der DDR hat es so etwas nicht gegeben, da war klar, was man verdient, und niemand hat sich darüber aufgeregt. Diese maßlose Gier der Lokführer (...) mich an." Den Rest regeben und mich die Schublade mit den Reserven an Trostschokolade hat aufziegehn lassen, hat mir dann die Nachricht, die mich über das Kontaktformular erreichte, mit einer ähnlichen (hanebüchenden) Meinung zum Streik der Lokführer, doch war es weniger der Inhalt, der mich Schockstarre versetzte, sondern vielmehr der Name, den der Absender in das Pflichtfeld eingegeben hatte: Max Mustermann.
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