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Der Frieden ist es mir wert

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Was ich geahnt hatte, ohne es konkret eine Befürchtung nennen zu wollen, weil ich ein eher gutes Gefühl dabei hatte, ist tatsächlich eingetreten. Als eine Reaktion auf meine Kolumne "Frieden bewegt" auf der Seite Leserforum haben vier Anrufer heute zwischen zehn und zwölf - jeweils in Größenordnungen zwischen Eimer und Kübel -  mit politischen Verwünschungen angefüllte Behälter über meinem Haupt ausgeleert. Ob mich das in irgendeiner Weise belastet hat? Nein, ich hatte es erwartet und wollte es gerade deshalb als Ermutigung betrachten, von meinem Weg nicht abzuweichen. Ein bisschen befremdlich war es dann aber doch, der emotionale Nachdruck in den Stimmen der Leser am Telefon war dann doch ganz schön groß:

Der erste Leser meinte, ich würde in der Kolumne die historischen Tatsachen verdrehen, weil es nämlich nun mal eine Tatsache sei, dass die russischen SS-20-Rakten eine Redaktion auf die Stationierung der US-Atomhaffen waren, und wer das Gegenteil behaupte, habe von keine Ahnung: "Aber was will man von einem Friedensaktivesten aus dem Westen anderes auch erwarten", fügte er abschließend noch hinzu.

Auch dem zweiten Anrufer ging es um die Historie: "Wenn die Nato mit Zustimmung der Bundesregierung nicht die mit Atomsprengköpfen ausgestatteten Raketen in Deutschland stationiert hätte, wäre spätestens ein oder zwei Jahre später der Russe einmarschiert, entsprechende Pläne liegen vor und sind von Experten als authentisch gewertet worden", erklärte mir, welchen "Unsinn" damals die Friedensbewegung im Kopf gehabt und welche Gefahr sie seiner Ansicht nach für den Frieden in Europa gewesen sei.

Dem dritten Anrufer ging es darum, mir zu vergewissern, dass ich der falsche Mann sei für die Aufgabe des Auswählens von Leserbriefen für die Zeitung, weil ich mit Sicherheit dafür sorgen würde, dass die Gegenseite niemals zu Wort kommen würde. Und wenn ich behaupten würde, dass es keine Meinungen gäbe von Leuten, die mit Stationierung der Atomwaffen in Deutschland einverstanden  sind und die daran glauben, dass nur dieses strategische Gleichgewicht uns den Frieden sichere, so sei das eine dreiste Lüge.

Das Gespräch mit dem vierten Leser zu diesem Thema war ein kurzes: "Jetzt weiß endlich jeder, was er von Ihnen zu halten hat, gehen Sie doch besten dorthin zurück, wo sie hergekommen sind, hier braucht sie niemand", formulierte er seine Kritik an meiner Kolumne, wobei ich die Formulierung "rotes Ges..." als Teil seiner Meinung nicht verschweigen möchte.

Bei allen vier Unterhaltungen bin ich nicht soweit vorgedrungen, den Männern in der Leitung die Frage zu stellen, ob sie sicher sind, meine Kolumne auch so verstanden zu haben, wie sie meiner Ansicht nach nur interpretiert werden kann: Atomwaffen sind grundsätzlich und überall auf der Erde verwerflich und sofort zu entfernen. In den Bemühungen, mich für dieses Ziel einzusetzen, werde ich niemals nachlassen.

Mit dem Tag versöhnt hat mich dann aber doch ein Leser, der mir ein Foto geschickt hat; zumal mir beim Betrachten wieder mal bewusst wurde, wie klein der Mensch im Vergleich zum großen Ganzen doch ist:



PS: Vier Leserinnen haben sich gemeldet, weil sie das Foto von mir gern sehen wollen, doch sie müssen akzeptieren: Niemals werde ich es digitalisieren und den Weiten des Netzes anvertrauen, was bedeutet, dass mich besuchen muss, wer den Leserobmann als langhaarigen Friedensaktivisten sehen möchte; gleich um die Ecke gibt es ein schönes Café.

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