Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Achtung: Lauscht da jemand?

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Um viele Vögel zur gleichen Zeit an einer Stelle in einem großen Garten, badende Babys und der Frage, ob man es "big brother" nicht doch zu leicht machen sollte, uns auszuspionieren, geht es heute in meinen Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf. Wozu ich mir diese Bemerkung erlaube: Gut, dass Wochenende ist, noch besser, dass ein verlängertes ist.

Episode 1: Immer dann, wenn der Nabu wieder mal eine Zählaktion von Vögeln startet und die "Freie Presse" darüber berichtet hat, stelle ich mich darauf ein, den Lesern am Telefon zu erklären, wie das funktioniert. Auch bei "Stunde der Gartenvögel" (noch bis 15. Mai) war das der Fall, ich konnte alle Fragen beantworten, nur die eine nicht: "Ich habe ein Video gedreht und möchte nun wissen, ob ich das denen schicken kann und die dann selbst zählen", erläuterte der Mann am Telefon sein Problem. Und dann kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: Selbst zählen, kann er nicht, weil es zu viele Vögel sind und er sich keinen Überblick verschaffen kann. Die große Anzahl kommt zustande, weil er auf seinem Grundstück 15 Futterhäuser stehen hat und monatlich den Vögel rund 65 Kilo an spezifischer Nahrung anbietet. Das Futter kauft er im Internet, weil es dort deutlich billiger ist als im Supermarkt und er bei diesen Größenordnungen auch keine Versandkosten bezahlen muss. Nur ein Problem gebe es, denn der Paketzustelldienst habe ihn gebeten, nicht mehr so zu bestellen, dass die Zustellung an einem Montag erfolgt. Dem sei er gern nachgekommen, meinte der Leser, und er halte sich gern in seinem Garten auf, weil es ihm große Freude bereite, den Vögeln dabei zuzuschauen, wie sie ihren Hunger stillen.

Episode 2: Dass ich nach Hinweisen von Lesern so richtig ins Grübeln gerate, nur um am Ende dann festzustellen, dass ich für mich selbst zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen bin, ist nicht gerade alltäglich, weshalb ich von diesem berichten möchte: Nach dem Lesen des Artikels "Maas will Schwulen-Urteile aufheben", in dem es darum ging, dass vor allem die Urteile aus den 50er- und 60er-Jahre aufgehoben werden sollen, war ich mir sicher, dass ich das ohne Einschränkung befürworte. Bis mich dieser Hinweis eines Lesers erreichte: "Urteile, die in einem demokratischen Rechtsstaat ergangen sind, müssen Bestand haben, auch wenn sich der Zeitgeist ändert." Alles andere würde zu Rechtsunsicherheit und Chaos führen. Man müsse die Urteile ja nicht gleich aufheben, meinte der Mann, wenn man seinerzeit benachteiligte Randgruppen eine Förderung zukommen lassen wolle.

Episode 3: Unter der Überschrift "So baden Babys am liebsten" war unter anderem diese Information zu lesen: "Damit das Kind nicht auskühlt, sollte das Bad bis zu 24 Grad warm sein. Durch ihre große Oberfläche im Vergleich zum Körpervolumen kühlen Babys schneller aus." Was soll ich sagen: An diesem Vormittag fegte ein Sturm der Entrüstung mit einer Stärke von 4,7 auf der nach oben offenen E-Skala (E wie Empörung) über mich hinweg und voll davon überzeugt, dass die Anrufer alle im Recht wahren, habe ich dann bei meinen Kollegen in der Redaktion für ziemlich viel Aufregung gesorgt, weil ich davon ausging, dass man diesen Fehler unbedingt korrigieren müsse. Bis mich jemand aufklärte und ich eine Portion Asche über meinem Haupt ausleerte, weil ich allein auf die Idee hätte kommen können, den Sachverhalt mal zu hinterfragen, statt für viel Wind unter meinen Kollegen zu sorgen. Also: Das Bad ist der Raum, in dem das Baby gebadet wird, nicht das Wasser, in das man es taucht, und die Lufttemperatur sollte bei angenehmen 24 Grad liegen. Alles gut, alles richtig, nur ein Missverständnis, nur auf eine Frage hätte ich gern eine Antwort: Bei dem Bericht über die Eröffnung eines Freibades bei einer Wassertemperatur von 15 Grad interessiert mich schon, wie lange es die ersten Besucher im Becken ausgehalten haben.

Episode 4: Da ich mir nahezu zu jedem Gespräch am Telefon eine Notiz mache, bin ich bereits vor Jahren dazu übergegangen, wenn sich das aufdrängt, dem Inhalt der Unterhaltung einen V-Faktor zu vergeben. Wie bei diesem Fall: Eine Leserin hatte den Artikel "Envia M tauscht alle Stromzähler aus" und war der Ansicht, dass darin ein wesentlicher Aspekt nicht berücksichtig sei. Sie hat ihn mir so erklärt: "Die Zähler können demnach genau erkennen, wann und wie viel Strom für ganz bestimmte Geräte verbrauchen, diese Daten sammeln und weitergeben, ohne dass der Verbraucher erfährt, wer nun alles weiß, wann er die Waschmaschine laufen lässt oder sich mit der Wärmedecke das Bett vorheizen lässt." Daraufhin habe ich gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemanden geben könnte, der sich einen Vorteil davon verschaffe, wenn er wüsste, wann welches Gerät in meiner Wohnung wie viel Strom verbraucht. Die Frau in der Leitung meinte dazu: "Ganz schön blauäugig, Sie glauben also wirklich, dass der Staat sich eine Gelegenheit entgehen lassen würde, uns zu überwachen?" (Protokollnotiz: V-Faktor 4,3) Noch diese Ergänzung: Der Rekord beim V-Faktor liegt bei 7,8, und in dem Gespräch ging es um weiße Streifen am Himmel.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.