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Damals ein Held, heute ein ...
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Zeit meines (erwachsenen) Lebens habe ich die Aktivisten von Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie Menschenrechtsverbänden dafür bewundert, wenn sie sich wagemutig mit Schlauchbooten in die Fahrspur von Walfangschiffen begaben, auf die Schornsteine von Kraftwerken kletterten oder aus den Fenstern der Bürotürme großer Konzerne ihre Transparente hingen. Ich mache keine Geheimnis daraus: Solch ein Aktivist wäre ich gerne geworden. Warum es nicht geklappt hat? Ganz ehrlich? Weil ich niemals ausschließen konnte, dass im entscheidenden letzten Moment mich nicht doch der Mut verlassen würde. Doch bei einem Gespräch mit einem Leser ist mir heute dieses klare Bekenntnis auf die Füße gefallen, soll heißen: Zuerst haben wir konstruktiv diskutiert und dann inhaltlich ein bisschen gestritten, bevor wir uns am Ende unversöhnlich voneinander verabschiedet haben. Darum ging es, wegen dieser Nachricht heute in der "Freien Presse" hatte mich der Mann angerufen:
Haftstrafe für anonyme Aktivistin
Cottbus - Eine Braunkohle-Gegnerin muss für zwei Monate ins Gefängnis, weil sie nach Ansicht des Amtsgerichts Cottbus bei einer Gleisblockade einen Polizisten verletzt hatte. Die Richter sahen es gestern als erwiesen an, dass die Angeklagte zu Pfingsten an einer Protestaktion im Lausitzer Braunkohlerevier beteiligt war und sich gegen die Polizei wehrte, als diese eingriff. (...)
Der Anrufer meinte: "Immer wenn es Leute von den Linken sind, schreiben sie von Aktivisten, protestieren aber engagierte Bürger aus dem anderen politischen Lagern, bezeichnen Sie sie immer als Rechte oder sogar als Verbrecher."
Dass dem nicht so ist, habe ich versucht ihm (betont sachlich) zu erklären, und vor allem habe ich ihn darauf hingewiesen, dass das Wort "Verbrecher" unter Journalisten und Redakteuren niemals als Synonym für Straftäter verwendet wird; selbst das wollte mir der Leser nicht glauben.
Noch mehr geärgert hatte sich der Mann aber aus einem anderen Grund: "Außerdem ist Aktivist ein durch und durch positiv besetztes Wort, mit dem Sie hier jemanden bezeichnen, der von einem Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist." Weil ich das nicht nachvollziehen konnte, denn ich habe ihn ausdrücklich noch einmal auf meine Definition für einen Aktivisten (siehe oben) hingewiesen, hat er es mir erklärt: "Zu DDR-Zeiten war Aktivist eine Auszeichnung, beispielsweise konnte man zum Aktivist der sozialistischen Arbeit werden, außerdem war der 13. Oktober der Tag der Aktivisten." Nun wollte ich das gar nicht in Abrede stellen, blieb aber bei meiner Meinung: "26 Jahre nach dem Ende der DDR muss man nicht mehr darauf Rücksicht nehmen, dass es 40 Jahre lang zuvor Wörter und Formulierungen gegeben hat, die eine vollkommen andere oder wenn nicht sogar gegensätzliche Bedeutung haben als heute", habe ich ihm gesagt.
Das war der Zeitpunkt, als der Anrufer richtig sauer wurde und meinte: "Dass das gerade aus Ihrem Mund kommt, verwundert mich jetzt nicht, denn wie sollen ausgerechnet Sie Verständnis aufbringen können für die Befindlichkeiten der Menschen, die in DDR den größten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht haben." Mir war klar, dass ich nun nicht mehr auf einen Konsens zu hoffen brauchte. Denn wenn meine Herkunft zum Thema eines Gesprächs gemacht wurde, habe ich es noch nie geschafft, mit meinen mehr als 20 Jahren in Sachsen zu punkten. Weshalb ich diese Frage in den interaktiven Raum stelle: Darf man heute das Wort "Aktivist" in seiner allgemein anerkannten Bedeutung sagen oder schreiben oder muss man darauf Rücksicht nehmen, dass ehemalige DDR-Bürger damit ein Problem haben?
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