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Drohung: Wenn gefeuert, dann ...

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Da war sie wieder, diese ultimative Drohung, die mich treffen soll; nämlich da, wo es in meinem journalistischen Selbstverständnis so richtig wehtut. Weil ich sie aber durchschnittlich drei Mal in der Woche höre oder lese, habe ich mir im Laufe der Jahre einen gut funktionierenden Abwehrmechanismus angeeignet, den ich hier - ich bitte um Verständnis - natürlich nicht verraten werde, weil ich sonst Gefahr laufe, ihn nicht mehr anwenden zu können, aber er hilft mir wesentlich dabei, das emotionale Gewicht in den Stimmen und Zeilen der Leser, die mir diese verhängnisvolle Entwicklung in ihrem Leserverhalten und die Entscheidung bei der Auswahl ihrer Quellen für die Suche nach aktuellen Nachrichten in Aussicht stellen, besser zu verdauen und ihm nicht den Raum zu geben, mein uneingeschränktes Vertrauen in die heitere Gelassenheit in seinen Grundfesten zu erschüttern. Also, heute war es mal wieder soweit:

"Wenn ich die B...-Zeitung lesen will, dann würde ich mir eine kaufen, aber ich habe die 'Freie Presse' abonniert, und wenn Sie wollen, dass das auch so bleibt und ich nicht zur B...-Zeitung wechsle, dann sagen Sie den Kollegen, dass sie künftig auf diesen reißerischen Ton in den Überschriften, wie er besser zu der B...-Zeitung passt, verzichten sollen." Das hat mir der Mann in der Leitung gesagt, nachdem er mir zuvor noch die Meldung genannt hatte, die ihn verärgert hatte; das hat nicht einmal eine Minute gedauert, dann war das Gespräch auch schon wieder beendet. Dieser Artikel war ihm in die Nase gefahren (heute auf der Seite "Politik"):

Woidke feuert seinen Staatskanzleichef
Potsdam - Brandenburgs Staatskanzleichef Rudolf Zeeb muss nach wochenlangen Querelen gehen. Der 56-Jährige werde in den einstweiligen Ruhestand versetzt, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gestern. (...) (dpa)

Was dem Leser überhaupt nicht gefallen hat und ihn (nach seinen Worten) direkt in die Arme der B...-Zeitung treiben kann, ist die Überschrift mit dem Wort "feuert". Das sei ein reißerisches und nicht zu akzeptierendes Synonym für "entlässt", was einer seriösen Tageszeitung wie der "Freien Presse" schlecht zu Gesicht stehe. Mit dem Mann diskutieren oder ihn nach anderen Belegen für die Annäherung der "Freien Presse" an den Stil der B...-Zeitung fragen konnte ich leider nicht, er hat dann aufgelegt.

Warum ich über dieses Gespräch hier berichte? Ganz einfach: Bei jedem Hinweis darauf, dass diese Überschrift oder diese Meldung (häufig unter der Rubrik "Leute heue" auf der Seite "Aus aller Welt") besser zur B...-Zeitung passen würde, frage ich zuerst mich und dann auch die Kollegen, ob und was an dieser Kritik dran ist. Meine Meinung ist diese, die der Redakteure muss ich noch einholen: Ein Ministerpräsident kann seinen Staatskanzleichef durchaus feuern; das passt und bringt die Dramatik ganz gut zum Ausdruck. Zum Vergleich: "Statt Besuch im Knast selbst in Haft" würde ich niemals schreiben, weil ich "Knast" als umgangssprachliches Synonym für Justizvollzugsanstalt unpassend finde, es erinnert mich zu sehr an den Jargon derer, die nur wenig Respekt vor unserem Justizsystem haben.

Noch eine Schlussbemerkung, falls es Kollegen von der M...p...-Zeitung gibt, die meinen Blog nicht nur lesen, sondern dies auch in diesem Fall bis zu Ende tun: Die Drohung, künftig dann lieber gleich die M...p...-Zeitung zu lesen, habe ich noch nie gehört oder gelesen.

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