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Zum Tag: So long, mein Freund

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Heute Morgen sind vier Dinge passiert, die zwar unmittelbar nichts miteinander zu tun haben, in ihrer Gesamtheit aber dazu geführt haben, dass ich an diesem Freitag wenig Drang verspüre, nach Randnotizen in den Protokollen der Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf zu suchen, und besonders froh bin, dass nun Wochenende ist und ich schweigen darf, wann immer mir danach ist.

Um 6.46 Uhr war ich bei der Lektüre der "Freien Presse" in der Wochenendbeilage angelangt (ich ziehe den Teil in der Reihenfolge immer vor) und hatte die Seite "Onkel Max" vor mir liegen, als ich zuerst die Überschrift "Warum gibt es selten Tierhirn zu kaufen?" und dann die ergänzende Frage "Wieso gibt es das Hirn von geschlachteten Tieren nicht mehr im Fleischerladen zu kaufen?" las, bevor ich darauf verzichtete, mir die Antwort durchzulesen, und von meinem Lesesessel aufstand, das Wohnzimmer verließ, ins Badezimmer ging und mich mit der Frage beschäftigte, ob es dazu kommt, dass ich mich übergeben muss.

Um 7.03 Uhr erfuhr ich aus dem Radio, dass Leonhard Cohen gestorben ist. Ich legte die Zeitung aus der Hand, gab erneut die Leseposition im Sessel auf, griff zu meiner Lieblingsgitarre (Ulrike Meinel, Baujahr 1997), setze mich aufs Sofa und sang zwei Lieder; beim Refrain des zweiten Songs kamen mir die Tränen, die Textstelle lautet "And you want to travel with her, and you want to travel blind. And you know, that you can trust her, for she's touched your perfect body with her mind." Dieser Künstler hat 40 Jahre lang mein musikalisches Leben begleitet, viele seiner Songs habe ich in meinem Repertoire, weshalb ich einen Titel jetzt etwas verändern möchte: "So long, Leonard."

Um 7.15 Uhr las ich in der "Freien Presse" auf der Seite "Rat & Leben" den Artikel mit der Überschrift "Dicke Luft im Park" und war spontan begeistert, dass meine Kollegen in der Redaktion "nutzwerk" meine Anregung aufgegriffen hatten und zu den Laubbläsern recherchiert haben, nachdem ich zuletzt in meiner Kolumne "Schreien vor Wut" meinen Unmut über diese Geräte zum Ausdruck gebracht hatte; übrigens drei Leser haben mich deswegen heute auch angerufen, nachdem ihnen beim Lesen des Artikels ähnliche Gefühle gekommen waren, meine möchte ich so umschreiben: Den günstigste Laubbläser gibt es bereits ab 25 Euro, sorry, liebe Kollegen, da haben wir uns ein bisschen missverstanden.

Um 10.07 Uhr hatte ich (mittlerweile im Büro an meinem Schreibtisch sitzend) den ersten Leser in der Leitung, er fragte mich: "Wie gut kennen Sie sich mit der deutschen Geschichte aus?" Da ich eine Fangfrage witterte, gab ich mich bescheiden und antwortete: "Nun, die Eckdaten dürften mir bekannt sein, worauf wollen Sie hinaus?" Er redete nicht mehr um den heißen Brei und kam auf den Punkt: "Wer hat am 8. Mai 1945 gegenüber den Alliierten kapituliert?" Für meine Antwort braucht ich keine Denkpause und sagte: "Deutschland." "Falsch", meinte der Mann in der Leitung und fügte hinzu: "Es war die Wehrmacht, das Deutsche Reich hat nicht aufgegeben." Den Rest des Gesprächs, der mehr nur noch ein Monolog war, erspare ich mir. Ähnliche Unterhaltungen zu diesem Thema haben mich in den vergangenen Wochen genug Nerven gekostet.

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