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Shootout - fünf auf einen Streich
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Da mir keinerlei belastbare Informationen darüber vorliegen, ob meine Kollegen in der Redaktion zu den Lesern meiner Blogeinträge gehören, gehe ich jetzt einfach mal das Risiko ein, mir einen Rüffel einzuhandeln: "Was zuviel ist, ist zuviel, Sie haben eine Verantwortung, die sie hier nur noch wahrnehmen, sondern sich auch noch kontraproduktiv gegenüber ihrem Ziel verhalten", meinte eine Leserin und ich erwiderte: "Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, hier hätte man einschreiten müssen." Dass sich Anrufer bei mir über Anglizismen in der Zeitung beschweren und immer das Argument anbringen, es würden nicht weniger, sondern immer mehr englische Ausdrücke in Artikeln verwendet, ist bei meinen Gesprächen mit Lesern eher die Regel als die Ausnahme. Dieser Frau aber war diese ebenso gegallte wie eigentlich völlig unnötige Verwendung von Anglizismen in einem einzigen Artikel mächtig in die Nase gefahren. Also, darum ging es ihr:
Vor einer Woche stand auf der Seite "Fernsehen & Radio" unter der Überschrift "Die reformierte Wanderhure" eine Vorbesprechung des am gleichen Tag ausgestrahlten Historienfilms "Die Ketzerbraut" in der Zeitung. Nachdem die Anruferin mich darüber informiert hatte, las sie mir immer zuerst den einen Satz vor, bevor sie mir dann eine Frage stellte. Diese Unterhaltung im Wortlaut:
Fall 1: "Das sagten sich nicht nur die Kirchen, sondern auch das Fernsehen in Luthers Homebase Deutschland." "Meinen Sie nicht auch, dass Heimatland ein wunderschönes deutsches Wort ist, mit dem jeder sofort etwas anfangen kann und vielleicht sogar noch Gefühle damit verbindet?" "Ich widerspreche Ihnen nicht."
Fall 2: "Während das Erste mit (...) ein politisch korrektes Biopic aus der Sicht der Gattin des Reformators ins Programm hievt, bleibt das Privatfernsehen seinem Marken-Image treu und fischt in niederen Gefilden, was theologisch-historische Ansprüche betrifft." "Wenn es hier um eine Filmbiografie geht, warum schreibt ihr Kollege das denn nicht?" "Ich kann ihn ja mal fragen, aber ich habe das Wort Biopic auch gerade zum ersten Mal bewusst gelesen beziehungsweise gehört."
Fall 3: "Auch ein Love Interest wohnt um die Ecke." "Ich weiß, dass ein möglicher Liebhaber oder an einer Liebesbeziehung interessierter Nachbar mehr Buchstaben zur Erklärung brauchen, aber würden Sie mir nicht zustimmen, dass liebhaben und Liebhaber viel mehr Charme haben als die englische Bezeichnung?" "Das stimmt, liebhaben finde ich ganz wunderbar."
Fall 4: "Doch während das Publikum der Mittelalter-Schmonzette wartet, dass bald die Hüllen fallen, verdunkelt sich der Plot-Himmel." "Ich gebe zu, dass ich erstmal recherchieren musste, bevor ich dann wusste, dass es hier um die Handlung beziehungsweise um deren Verlauf geht, aber ich hätte hier geschrieben, dass sich die Geschichte verdunkelt, was meinen Sie?" "Plot erinnert mich an Shop, so würde ich auch einen Laden nicht bezeichnen, also: Ihre Kritik ist berechtigt."
Fall 5: Während der autoritäre Pfarrer Johann von Perlach (Paulus Manker) und die undurchsichtige Walpurga von Gigging (Elena Uhlig) ihre Intrigen spinnen, bereitet sich die Region auf einen Shootout zwischen Martin Luther (Adrian Topol) und Vertretern des Papstes in Augsburg vor." An dieser Stelle habe ich die Leserin unterbrochen, weil ich sie die Frage erst gar nicht stellen wollte, sondern ich sagte: "Shootout geht gar nicht, selbst in seiner ursprünglichen Bedeutung ist es hier völlig fehl am Platz. Ich werde Ihre Kritik weitergeben und betonen, dass gerade Journalisten sich ihrer Verantwortung gegenüber der deutschen Sprache bewusst sein müssen." Ich hörte die Frau seufzen, bevor sie sagte: "Vielen Dank, jetzt geht es mir besser."
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