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Peru - heiss und kalt

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Es ist Mitte Mai und wir sind 19 Monate unterwegs. Bereits zeitig am Morgen fahren wir mit dem Bus die gewundenen Strassen nach Kuelap hinauf. Die stattliche Festung wurde 800 und 1300 n. Chr. von dem Volk der Chachapoyas gebaut. Sie waren das erste Volk der Erde, dass runde Haeuser baute, um sie Erdbeben sicher zu machen. Tatsaechlich gibt es hier jaehrlich 8-10 Erdbeben. Als wir zwischen den Bromelien bewachsenen Baeumen auf die Grundmauern der rund 300 Bauten blicken, wirkt die Szene sehr beeindruckend. Hier wurden mehr handgehauene Steine verbaut als bei der Pyramide von Gizeh. Viele Hoehlen sind im Mauerwerk zu sehen, in denen Mumien in Foetushaltung gefunden wurden.

Nach diesem interessanten Ausflug machen wir uns auf zum 6 Tage langen "Ritt" durch die Hoehen und Tiefen der Anden. Nach einem langem Aufstieg stehen wir am Morgen auf dem 3600 m Pass. Dichter Nebel umhuellt uns bei nur 7 Grad. Ploetzlich haelt ein Kleinbus neben uns. Ein nettes schweizer-deutsches Paar steckt die Koepfe raus in die frische Morgenluft. Anke und Thomas sind seit 18 Monaten in Suedamerika unterwegs und es ist schoen, in der Einoede mal wieder vertraute Gesichter zu sehen.

Was folgt ist das, was die Anden am besten koennen: Extrem. Eine 60 km (!) lange Abfahrt bringt uns hinunter von 3600 m auf 1000 Hoehenmeter. Die Vegetationswechsel koennten beeindruckender nicht sein: an einem Tag durchfahren wir das grassbewachsene Hochland, moosbehangenen Nebelwald, Nadelbaumwuchs, Bluetenmeere und schliesslich Bananenplantagen und Wuestenlandschaft. Auf einmal huschen Echsen davon, die Piste wird sandig und die Luft brennt mit 45 Grad. Am Nachmittag landen wir im lebensfeindlich heissen Ort Balsas und bekommen heute die Chance, peruanisch zu leben.

 
Das einzige Zimmer des Ortes ist staubig wie die Strasse draussen. Ein kleines vergittertes Fenster ist Lichtlieferant, die oeffentlichen Toiletten sind 3 Querstrassen weiter am Fluss. Die Duschen haben keine Tueren. Es ist Gemischtbetrieb. Nachts huschen Kakerlaken lautlos durchs Zimmer und die Luft kuehlt sich auf 32 Grad ab. Bereits 5 Uhr morgens, noch im Dunkeln, sitzen wir im Sattel. Gespenstisch ragen bis 5m hohe Kerzenleuchter Kakteen und kleine Boab-baeume am Strassenrand auf. Der Morgen erinnert an die fruehen Wanderstarts im roten Zentrum Australiens ... Im Hellerwerden entdecken wir riesige, rote, giftige Tausendfuessler (tot) auf der Strasse. Die Sonne geht auf und schon am Mittag haben wir 1000 Hoehenmeter hinter uns. Wir entdecken eine bunt geringelte Schlange, nehmen dankbar die Saftpackungen an, die uns Maenner aus den offenen Fenstern eines Gelaendewagens reichen und fahren auf den einspurigen, engen, gewundenen Serpentinen, an denen die Haenge 1000 m in die Tiefe gehen. Schliesslich campen wir, unter einem Firmament aus Millionen von Sternen und einer Aussicht auf die faltigen, rot gefaerbten Anden wie im Bilderbuch - unsere Belohnung. Endlich nur noch 7 Grad in der Nacht ...


Es ist der 24.5., als wir am Strassenrand Brot backen zum Mittag und ins Gespraech mit zwei Bauern kommen. Sie tragen gerade die 27 Liter Milch ihrer beiden Kuehe zur Strasse. Wir packen Familienfotos und Heimatbilder aus, erzaehlen ein wenig von Deuschland und sind froh, endlich etwas soziale Kontakte zu bekommen. Schulkinder rennen uns kilometerlang bergauf (!) hinterher. Wir erfahren, dass 42 Kinder an der Schule lernen. Spaeter geben uns der Militaergruss und die hoch gehaltenen Daumen der Arbeiter in einem entgegenkommenden Auto die Kraft, noch bis kurz vor den 3600m Pass zu fahren, wo wir eine hundegebell-reiche Nacht im Zelt verbringen.

Schliesslich landen wir am 26.5. in Cajamarca. Das Verkehrschaos und die Reizueberflutung machen den Zivilisationsschock komplett. Alte Barock -Kirchen stehen am Platz, auf dem gerade eine Militaerparade gehalten wird. Zwei Tage Pause und die Reparatur von unseren verrosteten Tretlagern stehen an. Dann Weiterfahrt auf kleinen Strassen in die Cordilliera Blanca.

Wusstet ihr schon, dass bei Cajamarca die ertragreichste Goldmine der Welt liegt und der Inkakoenig Atahualpa 1533 hier hingerichtet wurde, was das Ende des Inka-Reichs bedeutete?

Seit dem letzten Bericht: 340 km und 5650 Hoehenmeter

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