Schlaglochreiche Straßen und schlierige Matschpisten bringen uns ins Hinterland, nördlich von Afyon. Hier gibt es nur selten Touristen und die Dörfer sind aus einfachen Natursteinhäusern gebaut. Ungläubig schauen Bauern von ihrer Arbeit auf den Feldern auf, als unsere Bikes vorbei rollen. Oft scheinen wir auf sie wie Außerirdische zu wirken. Als wir jedoch winken und einige Wörter in Türkisch rufen, ist das Eis gebrochen - und die Einladung zum Tee steht!
Auf unserem Weg passieren wir immer wieder uralte Höhlen und Höhlenkathedralen, die bereits 1000 v.Chr. von der Phrygian Kultur in den weichen, vulkanischen Tuffstein gemeisselt wurden. Was heute verlassen den Dorfrand schmückt und so manchen nicht vorhandenen Touristen begeistern würde, zeigt sich uns in voller Pracht: zahlreiche Reliefs schmücken die eindrücklichen Grabkammern und Kathedralen und in Stein gehauene Löwenkoepfe zieren Höhleneingänge. Nur ein paar Kinder sind hier, die emsig ihr Deutsch praktizieren und uns ihr Können auf dem Fahrrad nie verheimlichen!
Im nächsten Tal überraschen uns interessante Gesteinsauswaschungen - ähnlich denen in Kappadokien, doch um einiges vielfältiger und beeindruckender! Violett, rot und weiß blühender Mohn rundet das paradiesische Bild dieser unbekannten Hinterland-Türkei ab. Dies ist der Platz zum Erkunden und Entdecken! Hier macht es Spaß zu reisen - abseits der Touristenroute.
Es ist früh am Morgen, als wir in die kleine Stadt Cal kommen. Schon zeitig kündigen sich die täglichen Gewitter an und vom anderen Straßenrand winken uns Leute zu sich. Sie sind Lehrer an einem College mit 400 Schülern. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, uns vom Englischlehrer die Klassen zeigen zu lassen und platzen in jeden Unterricht. Große Aufregung entsteht - überall wo wir hinkommen. Nach viel Tee und Gelächter geht es weiter - zur langen Abfahrt, die uns aus dem Hochland in die heißen Täler der Türkei bringt...
Nach einer zu langen 9-Tages Etappe erreichen wir schließlich die auspuffgeplagen Highways von Denizli. Isa und seine Familie geben uns hier Unterkunft und wir dürfen uns Isa?s Textilfirma ansehen. Die Textilverarbeitung hat hier in der Region eine 4000 Jahre alte Tradition und Isas Firma liefert international Superqualität. Seine Tochter macht gerade ihr Deutschexamen und wir haben ein Zimmer mit Blick über die Berge und Stadt! Ein Traum zum Kraft-Tanken.
Hier wartet eines der Türkei-Highlights gleich um die Ecke: die Kalksteinterassen von Pamukkale! Ein riesiges Areal ist von kalkhaltigem Thermalwasser über Jahrtausende überspühlt wurden und der Kalk hat sich in Form von schneeweißen Terrassen abgelagert. In ihnen hat sich warmes, türkises Heilwasser gesammelt. Pro Sekunde werden 250 Liter Thermalwasser freigesetzt, die täglich 48 Tonnen Kalk transportieren! Scharen von Touristen eilen barfuß mit Bierbauch und Bikini über die griffige, schneeweiße Oberfläche. Über dem beeindruckenden Naturspektakel stehen die uralten Ruinen der Stadt Hierapolis. Kanalsysteme und Amphitheater, verziert mit reliefreichen Säulen und rotem Mohn, bieten eine gute Abwechslung in der heißen Mittagssonne.
Nach einigen entspannten Tagen in Denizli geht es nun entlang von verkehrsbepackten Schnellstraßen in Richtung Westküste des Landes! Folgt uns dorthin!
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