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Wilde Zeiten

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Stille. Einfach nur Stille breitet sich um uns herum aus, als unser Kanu das Wasser durchgleitet. Wir sind auf einem kleinen Fluss nahe Patonga unterwegs. Hier hat Rod uns gestern von der Strasse in sein Haus geholt und uns heute sein Kanu geliehen. Wir sehen Weissbrustseeadler majestetisch übers Wasser gleiten und Fisch jagen. Perfeker Frieden um uns herum.

Wenige Stunden später laufen wir entlang der Küste durch den Boudi NP. Faszinierende Farben spiegeln die Schönheit dieser Landschaft im Tiefblau des Meeres, leuchtenden Rot-Gelb-Tönen der Sandsteinklippen und intensivem Grün des Urwaldes wieder. Wir könnten Tage hier verbringen, wenn nicht die Weiterfahrt in den Watagans NP auf uns warten würde.

Hier finden wir ein lauschiges Buschcamp, wo wir unser Zelt aufstellen. Eine Wanderung führt uns hinein in die Welt der Blutegel: in den Urwald. Aufgrund des vielen Regens können wir uns kaum retten vor den Blutsaugern. Nebenher sehen wir trotzdem noch allerhand seltenes Getier wie Schwarze Kakadus, Truthähne und Warane. Die Idylle trügt, mal wieder: nachdem wir von einem Ausflug wiederkommen, finden wir die Yamaha umringt von 8 Ambulanzsahrzeugen. Gerufen haben wir die aber nicht! Unser kleiner Campplatz ist vollgestopft mit blauen Uniformen. Bald wissen wir, dass die Gruppe auf Geländewagentraining ist. Wenig später sitzen wir ums Lagerfeuer und hören die schaurigsten Geschichten aus der Buschrettung. Vielleicht sollten wir besser nicht mehr wandern?!

Nach einer Nacht, in der wir uns noch nie so sicher vor Schlangenbissen gefühlt haben, geht's ins Hunter Valley zur Jobsuche. Die Traubenernte ist jedoch, aufgrund der ungewöhnlich vielen Niederschläge, schon vorrüber. Keine Arbeit also. Bei der Planung unseres weiteren Weges nähert sich ein recht vertrautes Geräusch unseren Ohren und eine bepackte Suzuki kommt zum stehen. Bryan ist in den 60ern und auf dem Weg zu einem Motorradtreffen in der Nähe. Ob wir mitkommen? Na klar! Das Wochenende vom 12.-14.2. wird phantastisch. An die 200 Leute versammeln sich auf einer kostenlosen Campingarea im Urwald und wir sehen allerhand Rauschebärte, Dreckliebhaber und Bikefanatiker. Bryan hat bereits vor unserer Akunft dafür gesorgt, dass uns jeder kennt. 'The Germans'. Alle sind recht stolz Gäste von Übersee hier zu haben und wir werden eingeladen, rumgereicht und über das Woher und Wohin ausgefragt. Wir bekommen den Preis für die längste Anreise zum Treffen. Um Mitternacht machen wir eine Wanderung zu einem Wasserfall. Geführt werden wir, über die glitschig-steilen Urwaldwege, von 4 besoffenen Australiern. Die Ambulanz-geschichten kommen uns wieder in den Sinn und wir hoffen das Beste. Nach einer Stunde Fussmarsch dann endlich: der Wasserfall, umgeben von 1000en von Glühwürmchen. Welch ein Schauspiel! 

Nach diesem Highlight feiern wir am 14.2. drei Monate unserer Reise und brechen in den Barrinton Tops NP auf. Beim Start unserer 3-Tages Wanderung regnet es wie aus Kübeln. Nebel verhengt die Sicht hier auf 1500m. Blutegel aller 10 Meter. Kleine, grosse, dicke, dünne. Am Wegesrand ein Wallaby (kl. Känguru) und wir trauen unseren Augen kaum: 4 Wildpferde. Noch freuen wir uns. Als der Hengst uns jedoch zu angriffslustig wird und auf keinen Fall den Weg freigeben will, wird unsere Freude recht getrübt. Wir warten, schreien und nichts passiert. Massig steht das Tier auf dem Wanderweg, die Ohren angelegt; schnaubt. Wir gehen zurück, trocknen unsere pitschnassen Sachen am Kamin einer Hütte und sagen wieder einmal ade zu einer Wanderung. Eine Funnel Web Spider kriecht im Schatten meines Rucksacks zur Wand. Nicht schon wieder der Tod auf 8 Beinen! Diesmal lebt sie auch noch. Bald ist sie jedoch draussen und wir kontrollieren, ob wir das Zelt auch wirklich geschlossen haben. 

Der 16.2. ist einer der tollsten und anstrengendsten Fahrtage unserer bisherigen Reise. Im Sonnenschein gibt es jedoch erstmal einen Start mit Nervenkitzel: eine Diamantpython liegt über der Strasse auf der Gegenfahrbahn. Ich schau sie etwas zu lang an und realiere zu spät, dass Rene vor mir bereits gebremst hat. Notbremsung auf Schotterpiste... Die Honda kommt zum Stehen in letzter Sekunde und mit zittrigen Knien bewundern wir die herrliche Schlange, die die Bremsung durchaus wert war...Es folgt eine Fahrt durch eine Landschaft, die uns ans Emmenthal erinnert. Grüne Hügel, Kühe so weit wir sehen. Danach 100km Schotterpiste. Das Ende des Tages ist mein erster wirklicher Geländewagen-weg. Geschafft aber glücklich bauen wir das Zelt auf. Den nächsten Tag (17.2) folgen wir einer Einladung in ein fantastisch gelegenes Haus in Port Macquarie. Aber das ist eine andere - die nächste - Geschichte.

Wusstet ihr übrigens, dass Kängurus in langen Trockenperioden das Wachtum der Babykängurus während der Tragezeit stoppen können? Dies diente auch der Geburtenkontolle, ist jedoch nich mehr gewährleistet, seitdem sie Zugang zu den Tränken der Farmen haben. Deshalb gibt es so unheimlich viele von diesen witzigen Superspringern hier.

Route: bis Montag noch in der Region Port Macquarie (Warrikimbe NP), danach i.R. Armidale (Oxley Hwy), Dorrigo NP (Waterfall Way), Coffs Harbour, Grafton.

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